Münchner Studenten bauen schnellste Passagierkapsel für den Hyperloop
Studenten aus München haben die schnellste Kapsel für den Überschallzug Hyperloop gebaut. Die Technik bewährte sich inzwischen in der Teströhre auf dem Space-X-Gelände in der Nähe von Los Angeles. Dort ließ Unternehmer Elon Musk die besten Konzepte junger Ingenieure aus der ganzen Welt testen.
Eineinhalb Jahre Arbeit und rund 400.000 Euro Materialkosten stecken in der Hyperloop-Passagierkabine, mit der sich angehende Ingenieure der TU München an dem von Elon Musk ausgerufenen Wettbewerb beteiligten. Musk plant ein Transportsystems, das mit Schallgeschwindigkeit Personen in einer Kapsel durch eine Röhre mit Teilvakuum fortbewegen soll. Selbst will er mit seinem privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX den Hyperloop nicht realisieren, aber dessen Entwicklung unterstützen.
TU München schafft es unter die ersten drei
Studierende aus aller Welt haben an dem 2015 ausgeschriebenen Wettbewerb teilgenommen: 30 Teams wurden schließlich ausgewählt, einen Prototypen zu bauen. 27 von ihnen reisten zum Finale am vergangenen Wochenende in die USA, darunter das WARR Hyperloop Team der TU München. WARR steht für „Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt“.
In der eigens für den Wettbewerb gebauten 1.250 m langen Röhre auf dem SpaceX-Firmengelände im kalifornischen Hawthorne bei Los Angeles konnten die Kapseln beweisen, ob sie den Belastungen des Hyperloops gewachsen sind. Nur drei Teams durften tatsächlich ihre Kabinen, auch Pods genannt, in die Röhre schicken. Alle anderen genügten offenbar nicht den mehr als 100 Anforderungen, die SpaceX aufgestellt hat.
Übrig blieben die Studierenden des Massachusetts Institute of Technology (MIT), der TU Delft und das Team aus München. Am Sonntag waren die Ingenieure von der Isar an der Reihe: Ihre Kapsel sauste durch die Röhre. Vor den Augen von Elon Musk. Es war der einzige Test, den er sich live vor Ort ansah.
Die Münchner schafften mit einer Höchstgeschwindigkeit von 94 km/h die schnellste Fahrt – und trotzdem waren sie damit noch weit von der zuvor erwarteten Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h entfernt waren.
Als einzige das Ende der Teströhre erreicht
Die Studenten aus Deutschland fuhren nicht mit leeren Händen nach Hause: Sie erhielten den Preis für den „Fastet Pod“, das ist ein von Elon Musk handsignierter Miniatur-Pod aus Titan. „Den Sieg jetzt nach Hause an die TUM bringen zu können, macht uns unglaublich stolz“, sagte Thomas Ruck vom WARR Hyperloop Team. Zumal die Kapsel der Münchner die einzige war, die es überhaupt bis ans Ende des Testtunnels geschafft hat.
„Am Anfang waren wir eins von 700 Teams, die ihr Design eingereicht haben. Alle Top-Unis der Welt waren vertreten. Wir waren zwar zuversichtlich, dass wir etwas Gutes vorlegen können, aber dass es so gut laufen würde, hätten wir nicht gedacht“, sagte Thomas Ruck, Student der Luft- und Raumfahrt, der von Anfang an beim WARR Hyperloop Team mitmischte. Richtig angefangen zu bauen hat das inzwischen 35-köpfige Team im April 2016. „Den größten Teil hatten wir bis Oktober fertig, dann haben wir mit dem Feintuning begonnen“, so Ruck.
Schließlich wurde im Dezember alles für den Transport in die USA fertig gemacht. Eine Mammutaufgabe. Jedes einzelne Teil musste katalogisiert und beim Zoll angemeldet werden. Ruck: „Insgesamt waren es 19.000 Einzelteile mit einem Gesamtgewicht von 1,2 Tonnen. Und dabei gilt der Pod als ein Teil.“ Das Fahrzeug ist immerhin 4 m lang und 880 kg schwer.
Das Besondere: Der WARR-Hyperloop besitzt einen Kompressor
Im Gegensatz zu anderen Teams haben die Münchner einen Kompressor in ihre Kapsel eingebaut. „Er verhindert, dass eine Luftsäule vor dem Pod hergeschoben wird, die ihn letztendlich bremst. Der Kompressor saugt die Luft ab, komprimiert sie und stößt sie hinten aus dem Fahrzeug wieder aus. Das ist technisch gesehen eine ziemlich anspruchsvolle Sache, weil man sehr hohe Drehzahlen braucht. Unser Kompressor läuft mit 17.000 Umdrehungen pro Minute, da muss man erst einmal einen Elektromotor finden, der das leisten kann“, erklärt Ruck.
Für den Wettbewerb selbst wäre ein Kompressor nicht nötig gewesen, da die Teststrecke viel zu kurz ist, um mit einer annähernden Schallgeschwindigkeit von 1.100 km/h zu fahren. Und je langsamer man fährt, desto unwichtiger ist ein Kompressor. Doch den deutschen Studenten ging es nicht allein um den Hyperloop Wettbewerb. „Wir hatten als Team immer den Fokus auf das Gesamtkonzept eines großen Hyperloop-Systems“, betont Ruck, der für die Bremsen beim Team WARR Hyperloop verantwortlich ist.
TU Delft präsentiert extrem leichten Pod
Die niederländischen Kollegen der TU Delft wurden mit dem Preis für den technisch besten Pod ausgezeichnet. Sie erreichten bei dem Design-Wettbewerb für den Schnellzug Hyperloop insgesamt die höchste Punktzahl.
Ihre Kapsel aus Kohlenstofffasern ist extrem leicht, wiegt nur 149 kg, und ist dabei etwa einen halben Meter länger als die der Münchner. Beim Test erreichte sie in der Spitze 90 km/h, soll aber laut TU Delft auf einer längeren Strecke 1.200 km/h schaffen können.
Das Massachusetts Institut of Technology (MIT) wurde für den sichersten Pod ausgezeichnet.
Kommerzielle Unternehmen treiben Idee ebenfalls voran
Nicht nur Studententeams sind dem Aufruf von Elon Musk gefolgt, kluge Köpfe sollten sich doch bitte Gedanken machen, wie seine Hyperloop-Vision realisiert werden kann. Inzwischen gibt es mehrere von SpaceX unabhängige Unternehmen, die seine Idee aufgegriffen haben und kommerziell daran arbeiten. Wie das Unternehmen Hyperloop One. So haben die Vereinigten Arabischen Emirate das Unternehmen mit einer Studie beauftragt.
Das Ziel: eine Hyperloop-Verbindung von Dubai nach Abu Dhabi. Geplante Fahrzeit: zwölf Minuten. Lesen Sie hier mehr darüber. Auch das Unternehmen Hyperloop Transportation Technologies (HTT) will den Überschallzug bauen, den Visionär und Tesla-Gründer Elon Musk wegen Zeitmangels als Open-Source-Projekt veröffentlicht hat.
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