NABU Kreuzfahrtranking 2024: Reedereien bleiben bei Klimazielen zurück
Trotz Verbesserungen bleiben Klimaziele bei Kreuzfahrten unerreicht. NABU fordert mehr Engagement von Reedereien und den Einsatz von Landstrom
Kreuzfahrten zählen zu bei den Deutschen den beliebtesten Reisen, lassen sich auf ihnen doch die schönsten Ziele weltweit bequem per Schiff ansteuern bei gleichzeitiger Vollversorgung, die keine Wünsche mehr offen lassen. Die Kehrseite wird jedoch oft ausgeblendet – so sind die großen Luxusliner oft ziemliche Umweltsünder.
Zwar wird seit einigen Jahren mit umweltschonenden Treibstoffen wie Methanol experimentiert, allerdings sollte diese positive Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, welchen Schaden die Kreuzfahrt nach wie vor anrichtet: „Klima und Umwelt leiden unter dem Einsatz dreckiger, fossiler Kraftstoffe. Kohlenstoffdioxid und Methan heizen die Klimakrise weiter an. Schwefel, Stickoxide und Ruß belasten nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Menschen”, sagt Daniel Rieger, NABU-Fachbereichsleiter Klima- und Umweltpolitik.
Keine Reederei bietet Kreuzfahrten an, die das Klima nicht belasten
Der Umweltverband hat nun sein Kreuzfahrtrankings 2024 veröffentlicht. Demnach bieten auch die die Spitzenreiter keine Kreuzfahrt an, die Umwelt und Klima nicht belastet. Am besten schneiden die norwegischen Marken Hurtigruten und Havila ab, dicht dahinter folgen Mein Schiff, Ponant und AIDA.
Allerdings: „Bei allem Positiven, wie der deutlich gestiegenen Landstromnutzung und vielen technischen Verbesserungen, geht es noch viel zu langsam. Es ist unverantwortlich, wenn sich eine Branche selbst Ziele steckt, die hinter den Klimazielen der Bundesrepublik zurückbleiben“, so NABU-Schifffahrtsexperte Sönke Diesener.
Positiv ist laut NABU, dass kein Unternehmen es sich noch erlaubt, Klima- und Umweltfragen zu ignorieren. Allerdings fallen die Maßnahmen zur Minderung der Emissionen nach wie vor zu gering aus. So findet Schweröl, der dreckigste aller Kraftstoffe, nach wie vor eine breite Verwendung.
Häfen haben ihre Hausaufgaben gemacht, Reedereien nicht
Deutschland hat im Klimaschutzgesetz das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. „Dennoch geben acht der untersuchten Kreuzfahrtunternehmen an, erst 2050 klimaneutral sein zu wollen. Das ist weder akzeptabel noch vermittelbar – insbesondere für eine Freizeitaktivität,” sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.
Siegert ergänzt: „Die Häfen haben ihre Hausaufgaben gemacht. In Hamburg, Kiel und Rostock steht Landstrom für die Kreuzfahrtschiffe bereit. Jetzt richtet sich der Appell an alle Reedereien, diesen auch zu nutzen. Ansonsten muss eine Landstrompflicht her, um die Menschen in den Städten vor den Abgasen zu schützen. Mit grünem Strom im Hafen können die Schiffe schon heute während der Liegezeiten klimaneutral sein.” Durch die Nutzung von Landstrom können Kreuzfahrtschiffe während der Hafenliegezeiten vollständig auf Motoren verzichten.
Schweröl soll von Kreuzfahrtschiffen verbannt werden
Gleichwohl haben sich die Reedereien sehr wohl zum Pariser Klimaschutzabkommen bekannt – so sollen künftig vermehrt grüne E-Fuels eingesetzt, Stickoxidkatalysatoren und Rußpartikelfilter eingesetzt werden, Schweröl hingegen soll von den Kreuzfahrtschiffen verbannt werden.
Effizienzmaßnahmen wie moderne Rumpfformen und -anstriche, das Design der Schiffspropeller oder der Einsatz von Brennstoffzellen sollen zudem den Energiebedarf dauerhaft senken. Bis Kreuzfahrtschiffe aber tatsächlich umweltneutral fahren, dürften noch einige Jahre vergehen.
Mit mehr als 940.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der älteste und mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands.
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