Nach 2 Jahren auf den Weltmeeren steckt „E-Ship 1“ in Emden fest
Der Frachter „E-Ship 1“, der unter anderem von Flettner-Rotoren angetrieben wird, liegt im Seehafen von Emden fest. Doch nicht die Rotoren, sondern die Diesel-Generatoren des Schiffes sind ausgefallen.
Der 130 Meter lange Frachter des Windkraftanlagenbauers Enercon ist eine auffällige Erscheinung. Statt durch Segeltücher wird die Windkraft beim „E-Ship 1“ durch vier, jeweils 27 Meter hohe rotierende Zylinder mit einem Durchmesser von vier Metern eingefangen. Diese sogenannten Flettner-Rotoren treiben neben einem konventionellen Hauptmotor das Schiff an. Der Treibstoffverbrauch und die CO2-Emissionen lassen sich durch den innovativen Antrieb um 30 bis 40 Prozent senken.
Jetzt muss das Schiff vorerst aus dem kommerziellen Betrieb genommen werden. Probleme bereitet allerdings nicht der alternative Antrieb, Schwierigkeiten gibt es mit den zugekauften Dieselmotoren von Mitsubishi.
Flettner-Rotoren haben sich bewährt
Das „E-Ship 1“ war 2008 bei der Kieler Lindenau-Werft vom Stapel gelaufen und nach deren Insolvenz bei der Emder Cassens-Werft fertig gebaut worden. Seit 2010 transportierte der Frachter Windkraftanlagen für Enercon aus dem ostfriesischen Aurich in die ganze Welt. Zwar habe sich das alternative Antriebssystem nach dem Flettner-Prinzip bewährt, sagte ein Enercon-Sprecher, aber jetzt müssten technische Probleme geklärt und die Systeme verbessert werden.
Den dieselelektrischen Hauptantrieb des Schiffes bilden sechs Mitsubishi-Schiffsdieselmotoren mit einer Leistung von 7,0 Megawatt. Dieser Antrieb nutzt auch noch die Abgase, deren Wärmeenergie über einen Abgaskessel mit nachgeschalteter Dampfturbine von Siemens STE genutzt wird. Auf hoher See mit kräftigen Winden werden die vier Flettner-Rotoren zusätzlich als Antrieb genutzt.
Die Grundlage des Rotorenantriebes entwickelte der ausgebildete Mathematiklehrer und technische Autodidakt Anton Flettner (1885-1961) bereits in den 1920er Jahren. Sein Ansatz beruhte auf dem Magnus-Effekt, den der gleichnamige Physiker 1851 in Berlin entdeckt hatte. Magnus hatte eine bis dahin unbekannte Kraft nachgewiesen, die immer dann entsteht, wenn eine Luftströmung auf einen rotierenden Körper trifft. Flettner baute daraufhin seine Turbosegel, an denen der Seitenwind so geschickt vorbeiströmt, dass sich auf der Vorderseite der drehenden Zylinder ein Unterdruck aufbaut. Die Kräfte werden für den Vortrieb des Schiffes genutzt.
Rotorenschiffe werden bei steigenden Energiepreisen wieder aktuell
1924 wurde das erste Versuchsschiff mit Rotorantrieb gebaut, das Motorschiff Buckau. Zwei Jahre später folgte ein weiteres, größeres Rotorschiff, die „Barbara“. Beide Schiffe bewiesen, dass der Rotorantrieb zuverlässig funktioniert. Trotzdem gab es keine weiteren Aufträge für den Bau von Rotorschiffen.
Brennstoff war damals so preiswert, dass sich die Investitionskosten für die Flettner-Rotoren nicht rentierten. Erst als die Energiepreise in den 1970er und 80er Jahren stiegen und man nach alternativen Antriebsmöglichkeiten suchte, wurde die Idee Flettners vom rotierenden Segelersatz wieder aktuell.
Anfang der 1980er Jahre ließ der französische Ozeanograph Jacques-Yves Cousteau das mit zwei Flettnerrotoren bestückte Forschungsschiff „Alcyone“ bauen.
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