Nasa-Startup erfindet Wunderreifen für Fahrräder
Ein futuristischer Reifen, der ursprünglich für den Einsatz bei Mond- und Marsrover-Missionen entwickelt wurde, soll nun als Fahrradreifen den Markt revolutionieren. Obwohl er aus Metall gefertigt ist, sei er so elastisch wie ein Gummireifen. Und ein Platten gehöre mit ihm auch der Vergangenheit an.
Reifen sind nicht gleich Reifen. Es kommt darauf an, wo sie zum Einsatz kommen und welche Funktionen sie erfüllen sollen. Für Mond- und Marsrover-Missionen gelten besondere Anforderungen. Deshalb forscht die US-Weltraumbehörde Nasa selbst an Technologien für solch speziellen Einsätze. Die Fahrzeuge, die auf den Mars oder den Mond geflogen werden, müssen besonders leicht sein, dabei gut mit extremem und unterschiedlichem Gelände zurechtkommen und so robust sein, dass es keinen Platten gibt. Denn ein solcher ließe sich nicht beheben.
Entstanden ist dabei ein Reifen, der aus einem Geflecht aus Metall besteht. Er kann Stöße abfedern und Unebenheiten des Bodes ausgleichen. Deshalb bezeichnen die Wissenschaftler der Nasa das Material als sogenannte „Formgedächtnislegierung“. Dieser spezielle SMA-Reifen hat keinen Schlauch, muss also auch nicht aufgepumpt werden. SMA steht für „Airless Shape Memory Alloy“, also das sogenannte Formgedächtnismetall. Dank der Titanlegierung soll er auf der Straße sogar einen besseren Grip aufweisen als herkömmliche Gummireifen. Bislang ist diese Art der Bereifung allerdings noch bei keinem aktuellen Mond- oder Mars-Rover zum Einsatz gekommen.
Fahrradreifen aus der Weltraumtechnologie
Aus dieser speziellen Reifentechnologie soll nun ein innovativer Fahrradreifen entstehen. Daran arbeitet die Nasa gemeinsam mit dem Unternehmen „Smart Tire Company“. Dieses Start-up gibt es erst seit 2020 und wurde von ehemaligen Ingenieuren der US-Weltraumbehörde und des Reifenhersteller Goodyear gegründet. Ihr Ziel: Die SMA-Reifen, die relativ groß sind, so zu verkleinern, dass sie für Fahrräder geeignet sind. Eine Weltraumtechnologie soll also künftig unsere Straßen revolutionieren. Ab dem Frühjahr 2022 sollen die Reifen unter dem Markennamen „METL“ für Fahrräder erhältlich sein. Anschließend soll es auch Varianten für Pkw und Lkw geben.
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Die Erfinder der Reifen geben an, dass ihre SMA-Reifen die 30-fache wiederherstellbare Belastung im Vergleich zu herkömmlichem Stahl aufweisen. Das läge daran, dass sie unter Belastung Phasenumwandlungen auf molekularer Ebene durchmachen. Ferner seien die Reifen aus langlebigen Materialien hergestellt. Die Forscher haben dabei Elastomer-, Gummiseitenwände und -Ummantelungen so weit wie möglich reduziert, um die Reifen für Fahrräder möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Earl Cole, CEO von der Smart Tire Company erklärt: „Die einzigartige Kombination dieser Fortschrittlichen Materialien in Verbindung mit einem umweltfreundlichen Design der nächsten Generation ergibt ein revolutionäres Produkt.“
Kooperation mit E-Scooter-Verleih
Gemeinsam mit dem Dienstleister für Mobilität „Spin“, einem Unternehmen, das zum Automobilhersteller Ford gehört, tüfteln die Ingenieure und Wissenschaftler auch an einem SMA-Reifen für E-Scooter. Diese Kooperation ist vor allem deshalb naheliegend, weil Fahrzeuge, die man ausleihen kann, besonders robust sein müssen. Schließlich gehen die meisten Nutzer nicht besonders vorsichtig mit ihnen um.
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Möglicherweise will die Smart Tire Company mit Spin in einem ersten Pilotprojekt die Reifen testen. „Wir freuen uns über das Potenzial von METL-Reifen und teilen mit den Kollegen der Smart Tire Company unser Wissen über die Leistungsfähigkeit und besonderen Anforderungen von Rollerreifen, um unsere Mission, eine saubere, sichere und bessere Mobilität für alle voranzutreiben“, sagt James Berg, Forschungs- und Entwicklungsleiter bei Spin.
Fahrradhersteller hat Interesse
Der Fahrradhersteller Felt aus Californien hat ebenfalls Interesse an den neuen Reifen bekundet und der Smart Tire Company Fahrräder für die Forschung zur Verfügung gestellt. „Die Reifenlösung der Smart Tire Comapny zeigt eine aufregende neue Grenze und wir freuen uns, sie mit unseren Fahrrädern bei ihren Tests unterstützen zu können“, erklärt Eric Sakalowsky, zuständig für Global Marketing und E-Commerce bei Felt Bicycles. Der Hersteller entwickelt hauptsächlich Fahrräder für den Rennsport oder Hobbyradfahrer mit Ambitionen, auch an Wettbewerben teilzunehmen. Deshalb liegt der technologische Schwerpunkt bei Felt auf der Leistungssteigerung. Ihr Anspruch lautet: Fahrräder zu bauen, die sich besonders gut fahren lassen und passionierte Radfahrer bei ihren Höchstleistungen unterstützen.
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