Navi-System Galileo sorgt für Ordnung auf großen Flughäfen
Auf dem Vorfeld eines Flughafens wuseln jede Menge Fahrzeuge herum. Busse transportieren Passagiere, Schlepper mit Anhängern das Gepäck. Pannen bleiben da nicht aus. Mit einem neuartigen Ortungssystem soll künftig alles besser fluppen. Basis dafür ist das europäische Satellitensystem Galileo.
Ein Hinweis darauf, dass hinter den Kulissen nicht alles rund läuft, ist allzu langes Warten am Gepäckband. Daran kann nur ein gesuchter Anhänger oder sogar das Wetter Schuld sein. Etwa dichter Nebel. Schlepper, Push-Backs und Tankwagen kommen dann nur noch im Schneckentempo voran. Und sogar dann können sie mit anderen Fahrzeugen oder Flugzeugen zusammenstoßen.
Logistik soll strukturierter ablaufen
Für mehr Sicherheit und bessere Logistik auf dem Vorfeld soll künftig das neuartige Ortungssystem namens e-Airport sorgen. Die Grundlage für dieses EU-Projekt schaffen Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg. Die neuartige Ortung macht es möglich, „die Kapazität von Flughäfen effizienter zu nutzen, denn das System lässt die logistischen Prozesse deutlich strukturierter ablaufen als bisher“, betont Olaf Poenicke, Wissenschaftler am IFF.
Gefördert wird das Projekt von der European GNSS Agency im Rahmen des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020. Die Forscher stellen es vom 28. bis 30. Oktober auf dem Deutschen Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik BVL in Berlin vor.
Fahrer werden vor Gefahren gewarnt
Die Basis von e-Airport ist das europäische Satellitensystem Galileo. Ähnlich wie beim Navigationsgerät im Auto haben die Schlepper, Tankwagen und Busse einen Empfänger für globale Navigationssatellitensysteme, kurz GNSS, an Bord. Dieser empfängt die Signale der Galileo-Satelliten und anderer Systeme wie GPS und ermittelt darüber die genaue Position.
Über WLAN oder Mobilfunkverbindungen werden die Daten an den Leitstand verschickt, an dem alle Informationen zusammenlaufen. Das Leitsystem wiederum benachrichtigt die Fahrer: Diese sehen auf einem Display, wenn das Fahrzeug einem anderen zu nahe kommt oder von vorgegebenen Fahrtrouten abkommt.
Präzisere Ortung durch Galileo gegenüber GPS
Im Vergleich zu Ortungssystemen, die Fahrzeugpositionen mit GPS bestimmen, arbeitet e-Airport einfach exakter. Außerdem reißt die Ortung in der Nähe von Gebäuden nicht so rasch ab wie bei GPS. Dafür sorgen zusätzliche Signale der Galileo-Satelliten sowie weitere Korrektursignale des europäischen D-GPS-Systems EGNOS.
Auch Container und Paletten sollen damit schneller ans Ziel kommen: Bisher erhalten die Schlepperfahrer ihre Fahraufträge meist in Papierform. Wo müssen sie welchen Dolly – also einen mit Luftfracht-Paletten oder Frachtcontainern beladenen Anhänger – ankoppeln? Wo abliefern?
Auch dabei kommt es zu Fehlern: Dollys werden beispielsweise auf dem Flughafengelände abgestellt, vergessen und müssen später aufwendig gesucht werden. „Unser System vermeidet solche Fehler: Es kennt sowohl den Soll-Zustand als auch den tatsächlichen und gibt den Fahrern entsprechende Arbeitsanweisungen“, erklärt der Frauenhofer-Forscher Poenicke.
Auch Übersicht über geladene Fracht
Dazu entwickeln die Forscher spezielle Funksensoren, die an den Dollys angebracht werden. So werden beispielsweise Informationen wie die Identifikationsnummer des Anhängers an ein Empfangsgerät im Schlepper gesendet. Am Ende weiß das e-Airport-System etwa, wo auf dem Vorfeld ein Dolly abgestellt wurde.Kurzum: Der Leitstand hat nicht nur die Informationen zu den Fahrzeugen, sondern auch zu den Dollys und der geladenen Fracht.
Auf Flughafen Schiphol melden sogar Gepäckkarren ihren Standort
Doch auf Flughäfen sind noch Tausende weitere nicht-motorisierte Fahrzeuge ohne eigene Stromversorgung im Einsatz. Das beginnt mit Gepäckkarren und reicht bis zu den Treppen, die zum Ein- und Aussteigen an die Flugzeuge herangeschoben werden. Oft ist nicht genau bekannt, wo diese gerade stehen. Der Flughafen Schiphol in Amsterdam setzt für deren Ortung seit Kurzem auf eine GPS-Lösung. Dort werden alle nicht-motorisierten Fahrzeuge mit einem kleinen GSE-Tracker ausgestattet, der unter anderem die Position an eine Leitstelle durchgibt. Die Hoffnung dahinter: Das wachsende Verkehrsaufkommen mit weniger oder der gleichen Menge von Treppen, Karren und Hubwagen abwickeln. Das spart Kosten.
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