Neue Bremsscheibe reduziert die Feinstaubbelastung um 90 %
Bosch hat eine Bremsscheibe entwickelt, die dank einer Keramikbeschichtung den Abrieb von Feinstaub um 90 Prozent reduziert. Und die Scheibe ist nicht etwa ein Prototyp, sondern reif für die Praxis. Porsche wird die Bosch-Scheibe als erster Autohersteller einsetzen. Sie ist allerdings noch dreimal so teuer wie ein klassisches Bauteil.
Der Straßenverkehr trägt, gemessen nach Masse, zu 47 Prozent zur Feinstaubbelastung bei, so Berechnungen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg. Doch der Feinstaub kommt dabei nicht aus dem Auspuff. Besonders beim lungengängigen und damit gefährlichen Feinstaub der Partikelgröße PM10 (bis zehn Mikrometer Durchmesser) entstehen rund 85 Prozent des durch den Verkehr induzierten Feinstaubs durch Reifen-, Bremsen- und Straßenabrieb sowie durch die Aufwirbelung der Staubschicht auf den Fahrbahnen. So lösen sich beim Bremsen feinste Metallpartikel von der gusseisernen Bremsscheibe und den Bremsklötzen.
Neue Scheibe kostet 3.000 Euro Aufpreis
Nun hat Bosch eine Lösung präsentiert, die das Feinstaubproblem durch das Bremsen in den Griff bekommen soll. Bosch und das Tochterunternehmen Buderus Guss haben die Bremsscheibe iDisc entwickelt, die mit Wolframcarbid beschichtet ist, einem besonders harten keramischen Material. Dadurch wird der Abrieb laut Bosch um 90 Prozent reduziert. Zudem hält die Scheibe mindestens doppelt so lange.
Sie glänzt mattsilbern, ist also ein Hingucker, wenn die Felgen durchbrochen sind, was zunehmend der Fall ist. Etwa beim Porsche Top-Modell Cayenne Turbo, das ab sofort mit der neuen Scheibe ausgestattet ist. Bei kleineren Typen ist die neue Bremsscheibe für 3000 Euro optional zu haben. Weniger Feinstaub bedeutet auch eine geringere Verschmutzung der oft edlen Aluminiumfelgen, heißt es bei Bosch. Aggressive Reiniger, die den Glanz wiederherstellen, sind dann überflüssig, was der Umwelt zugute kommt.
Keramikscheibe ist noch viel teurer
Das „i“ im Namen iDisc ist laut Bosch keine Anlehnung an Apple. Es steht für „Innovation“. Allerdings ist die Neuentwicklung noch dreimal so teuer wie eine herkömmliche Gussscheibe. Eine Keramikscheibe, die ähnlich positive Eigenschaften hat, ist wiederum dreimal so teuer wie die iDisc. Kein Wunder, dass Geschäftsführer Dirk Hoheisel aus der Bosch-Geschäftsführung an den Durchbruch der neuen Bremsentechnik glaubt: „Die iDisc ist die Bremsscheibe 2.0 und verfügt über ein riesiges Marktpotenzial.“ Immerhin lag der weltweite Bedarf im Jahr 2016 bei rund 330 Millionen.
Basis der iDisc ist eine ganz normale Scheibe aus Grauguss. Wie sie den Status 2.0 erreicht, verraten die Entwickler nicht. Nur so viel lassen sie heraus: Sie werde „mechanisch, thermisch sowie galvanisch behandelt und schließlich beschichtet“. Die Oberfläche ist so hart, dass sich die gefürchteten Riefen nicht bilden, die einen Komplettaustausch nötig machen. Bei vielen aufeinanderfolgenden Bremsmanövern ist die iDisc der Graugussschwester überlegen: Sie zeigt kein „Fading“, so heißt das Nachlassen der Bremswirkung bei Erhitzung der Scheibe.
Rost hat keine Chance mehr
Ideal ist die iDisc auch für Elektrofahrzeuge, die die mechanische Bremse nur selten benötigen. Normalerweise bremsen sie, indem der Motor auf Generatorbetrieb umgestellt wird, um die Bordbatterien aufzuladen. An den ruhenden Bremsscheiben bildet sich dann Flugrost, der eine geringere Verzögerung zur Folge hat.
Gedanken über das Problem rostender Bremsscheiben bei Elektroautos hat sich auch der Automobilzulieferer Continental gemacht. Das Unternehmen hat erst im Sommer ein spezielles Rad vorgestellt, in dem Elektromotor und eine Bremsscheibe aus Aluminium integriert sind.
Ein Beitrag von: