Umweltverträglicher Motorsport 19.08.2020, 06:53 Uhr

Neue Rennserie auf Wasserstoffbasis ab 2023

„Let’s make the world a better race“ – unter diesem Motto kooperieren der ADAC, die DEKRA, Der Deutsche Motor Sport Bund, die HWA AG, die Schaeffler Gruppe und die World eSports Association. Ihr Ziel: eine neue Rennserie, die HYRAZE League, und die Studie eines Wasserstoff-Rennfahrzeugs 2023 an den Start zu bringen.

Rennwagen der neuen HYRAZE League

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der mögliche neue Rennwagen, der für die HYRAZE League entwickelt werden soll, kaum von den herkömmlichen Boliden.

Foto: obs/ADAC

So spannend Rennsport ist, so umstritten ist er inzwischen auch. Vor allem unter Umweltgesichtspunkten. Aus diesem Grund planen die Partner, gemeinsam mit einer ersten Automobil-Rennserie 2023 zu starten, bei der Wasserstoff als Energieträger für die Autos im Mittelpunkt steht. Umweltfreundlich produziert, soll so eine nahezu emissionsfreie, sichere und zukunftsfähige Form des Motorsports entstehen. Die Beteiligten sind sich sicher, dank modernster Technologie seien abwechslungsreicher Motorsport, Ressourcenschonung und Sicherheit in der neuen HYRAZE League in Einklang zu bringen.

Basis der Rennserie sollen Wasserstoff-Autos mit 800 PS starken Motoren werden. In zwei Brennstoffzellen wird der Energieträger in Strom für die vier Elektromotoren an Bord umgewandelt. Passend dazu erhalten die Boliden ein Bremssystem, dass man sonst nur von allradgetriebenen Fahrzeugen kennt: Der entstehende Bremsstaub verflüchtigt sich nicht unkontrolliert in der Umwelt, sondern wird direkt im Fahrzeug aufgefangen, damit er im Anschluss umweltneutral entsorgt werden kann. Die speziell entwickelten Reifen bestehen aus schnell nachwachsenden Rohstoffen, was gleichzeitig den Abrieb minimiert. Während der Rennen soll die Anzahl der verwendeten Reifen streng begrenzt werden, um auch hier die Feinstaubbelastung wesentlich zu reduzieren.

Basis der ersten Fahrzeuggeneration soll aus Einheitsbauteilen bestehen

In der ersten Konzeption sind seitens der sechs Partner erst einmal Sprintrennen in der Planung. Darauf sei das Energiekonzept der Fahrzeuge ausgelegt, was für die Rennfahrer den Vorteil böte, die volle Performance des Fahrzeugs ohne Einschränkungen über die gesamte Renndistanz nutzen zu können. Die beiden Wasserstoff-Tanks ließen sich während des Rennens rasch wieder befüllen – ganz im Gegensatz zu rein batterieelektrischen Fahrzeugen. Mit diesem Pluspunkt könnten Rennen mit Wasserstoff-Fahrzeugen grundsätzlich auch über Langstrecken ausgetragen werden. Diese Möglichkeit behalten sich die Partner noch in der Hinterhand.

Neben modernstem Bremssystem und umweltschonendem Antrieb soll auch bei den Karosserieteilen auf Umweltschutz geachtet werden. Sie werden aus Naturfaser-Verbundwerkstoff hergestellt und die Teams können sie frei nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten. Das soll zugleich dafür sorgen, dass eine individuelle Designsprache und Karosserieform gewährleistet ist, ganz unabhängig vom Serienbezug. Die Partner planen, klare Regeln für die Aerodynamik festzulegen. Damit will man erreichen, dass trotz freier Karosseriegestaltung kein kostenintensiver Aerodynamik-Wettbewerb entsteht. Die Basis der Autos soll in der ersten Generation hauptsächlich aus Einheitsbauteilen bestehen. Entwickelt werden sie von den Unternehmen, die an dem Projekt beteiligt sind. Die Idee dahinter: Mit der HYRAZE League soll eine nachhaltige, umweltfreundliche und technologietreibende Form des Motorsports entstehen, bei der Amateure wie Profis fast gleiche Chancen erhalten.

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Hohe Sicherheit für Fahrer und Zuschauer muss gewährleistet sein

Der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB) und Europas größter Mobilitätsclub, der ADAC e.V. wollen gemeinsam dafür Sorge tragen, dass die neue Rennserie auf höchster Ebene stattfindet. Sie sind auch für ein klares Regelsystem zuständig, damit eine professionell organisierte Meisterschaft möglich wird. Experten der HWA AG steuern Gesamtkonzept und wesentliche Komponenten des Fahrzeugs bei. Der bewusste Verzicht auf aerodynamischen Abtrieb soll Überholmanöver erleichtern und damit ausreichend Spannung auf der Strecke garantieren. Fehlender Anpressdruck hat einen längeren Bremsweg zur Folge. Dies soll neben dem sportlichen Aspekt vor allem der optimierten Energie-Rückgewinnung durch Rekuperation dienen. Die Energie, die während des Bremsvorgangs entsteht, wird zurückgewonnen und kurzfristig in den kompakten Hochleistungs-Batteriezellen gespeichert.

Um das notwendige Sicherheitskonzept kümmern sich Motorsport-Sicherheitsexperten von DEKRA und DMSB. Im Mittelpunkt steht hauptsächlich der Schutz der Wasserstoff-Komponenten – für Fahrer und Zuschauer gleichermaßen. Zum Sicherheitsstandard soll künftig gehören, dass im Falle eines sogenannten T-Bone Crashs deformierbare Elemente Energie abbauen und eine besonders feste Carbon-Struktur soll die ebenfalls aus Kohlefaser hergestellten Wasserstofftanks gut gegen alle nur denkbaren Chrash-Lasten schützen. Tests in DEKRA-eigenen Prüflabors an Prototypen-Teilen folgen. Das Ziel: ein von der FIA genehmigtes Reglement. Der Automobilzulieferer Schaeffler steuert als Innovations- und Technologiepartner Elektromotoren und Lenkung bei. Geplant ist eine Lenkung rein durch elektronische Impulse. Dadurch entfällt die mechanische Verbindung über die Lenksäule, was mögliche Vorteile zum Beispiel für das autonome Fahren bietet. Schließlich sollen auch vernetzt über intelligente Steuerungssysteme Fahrdynamikfunktionen möglich werden.

Realer Rennsport in Kombination mit E-Sport

Die HYRAZE League und ihre Beteiligten planen, bedeutende Impulse für den Technologietransfer zu liefern und verstehen die Rennserie auch als optimale Entwicklungsplattform für die Mobilität der Zukunft. Zukunftsorientiert sollen auch die Rennveranstaltungen sein. Deshalb verknüpfen die Partner realen Motorsport auf der Rennstrecke mit E-Sport. Die Teams haben für jedes Auto zwei Fahrer, einer nimmt an den realen Wertungsläufen teil, der andere an den E-Sport-Events, die ebenfalls zur Meisterschaft zählen. So fließen die Ergebnisse beider Rennen zu gleichen Teilen in die Wertung ein. Am Ende wird es ein Team als Gesamtsieger in beiden Disziplinen geben. Die notwendigen Rahmenbedingungen für das virtuelle Umfeld gestaltet der E-Sport-Verband World eSports Association (WESA).

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Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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