Neues Messsystem soll Tankbetrüger entlarven
Rund 60.000 deutsche Autofahrer besitzen bereits ein Elektrofahrzeug, ob aus Technikbegeisterung oder Umweltbewusstsein. Sicher jedenfalls nicht aus Kostengründen. Bei Elektrofahrzeugen ließ sich bisher nicht einmal prüfen, ob tatsächlich getankt wurde, was bezahlt werden soll.
Derzeit sind in Deutschland rund 60.000 Elektrofahrzeuge zugelassen – also solche, die rein elektrisch fahren und solche, die als Plug-in-Hybrid auf elektrische Unterstützung für den Verbrennungsmotor setzen. Alle diese Fahrzeuge tanken Strom. Doch ob sie auch tatsächlich bekommen, was ihre Besitzer bezahlen, lässt sich bisher nicht überprüfen.
Neues Messsystem soll Sicherheit bringen
Wissenschaftler an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig, kurz PTB, präsentieren in diesen Tagen ein System, das die Ladevorgänge von Elektrofahrzeugen überprüfen soll, um Kunden zu schützen. Bei Benzinern und Dieselautos prüft die dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellte Behörde bereits, ob Zapfsäulen ordnungsgemäß funktionieren und Eichbehörden kontrollieren mittels Messkolben, ob die abgegebenen Treibstoffmengen korrekt bemessen werden.
Zuständig für die Überwachung des Stromverkaufs an Automaten sind die Bundesländer. Bei der Funktionalität von Stromtankstellen kommen sie diesem Auftrag aber bisher nicht nach, es fehlen geeignete Kontrollinstrumente, um das Mess- und Eichrecht umzusetzen. Bis jetzt.
Die PTB hat nun ein Messsystem entwickelt, das den kompletten Ladevorgang erfasst und speichert. So lässt sich überprüfen, wie lange das Auto geladen hat und welche Menge an Strom in dieser Zeit von der Ladesäule an das Auto abgegeben wurde. Außerdem überwacht das System, ob die Grenzen des Strom- und Spannungs- sowie des Momentanleistungswertes eingehalten werden.
Ein Stück Sicherheit für Autobesitzer in Zeiten, in denen Fahrverbote für Dieselfahrzeuge drohen, Benziner mit Direkteinspritzung als Umweltsünder gelten und deutsche Autokonzerne unter Kartellverdacht stehen.
Ein System in der Entwicklung
Das System der PTB basiert auf einem In-Kabel-Messgerät. Es ist mit einem Gewichtsstück vergleichbar, mit dem Waagen geeicht und überprüft werden. Die fachliche Aufsicht bei einer solchen Eichung hat in Deutschland übrigens die Physikalisch-Technische Bundesanstalt.
In der ersten nun vorliegenden Version kann das Messsystem Ladepunkte mit den Steckern Typ 1, Typ 2 und einen Combo-Stecker (CCS) Typ 2 überwachen, sofern sie eine maximale elektrische Spannung von 1.000 Volt und 125 Ampere Stromstärke aufweisen. Eine Weiterentwicklung auch für andere Ladestationen und Stecksysteme ist aber vorgesehen.
Was also ist der Haken an dem System? Auch die erste Ausführung für die drei gängigsten Stecksysteme in Europa ist noch in der Entwicklung. Erst Ende 2018 wird es voll einsatzfähig sein, so die Prognose der Wissenschaftler aus der PTB. Dann aber soll die Technik allen Marktteilnehmern gleichermaßen zur Verfügung stehen und als gängiges Referenzsystem genutzt werden.
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