Nicht nur VW: Auch Fiat schummelt bei den Abgaswerten
VW ist nicht der einzige Autohersteller, der bei der Einhaltung von Grenzwerten schummelt. Auch Fiat verwendet ganz offensichtlich Abschalttechnik, durch die mehrere Fiat-Modelle im Verkehr besonders viel Stickoxid ausstoßen, aber im Labor die Grenzwerte einhalten. Doch die italienische Regierung sieht das anders.
Nachdem schon im Mai nach Testreihen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) der Verdacht aufgekommen war, dass Fiat in seinem Kleinwagen Fiat 500 Abschalttechnik einsetzt, hat das KBA vier weitere Fiat-Modelle im Straßenverkehr getestet: zwei Fiat 500X, ein Fiat Doblo und ein Jeep Renegade. Das Ergebnis: Auch diese Autos halten auf dem Rollenprüfstand die NOx-Grenzwerte ein, stoßen aber im Verkehr ungewöhnlich viel Stickoxid aus.
Wie schon im Mai festgestellt schalten die Fiat-Modelle die Abgasreinigung nach 22 Minuten ab. Übliche Abgastests dauern nur 20 Minuten, so dass normalerweise die Manipulation nicht auffällt. Schon im Mai hatte Verkehrsminister Alexander Dobrindt Fiat mit einem Verkaufsverbot in Deutschland gedroht. Fiat hatte daraufhin einen Gesprächstermin mit Dobrindt platzen lassen.
Jetzt hat der Minister in einem Brief die EU-Kommission offiziell davon unterrichtet, dass Fiat nach Meinung des deutschen Verkehrsministeriums unzulässige Abschalttechnik einsetzt. Es sei der „Nachweis des Einsatzes einer unzulässigen Abschalteinrichtung erbracht“, heißt es in dem Brief nach einem Bericht der WirtschaftsWoche.
Behauptung: Abschalten zum Schutz des Motors
Die italienischen Behörden hatten schon im Mai mitgeteilt, das Abschalten der Abgasreinigung diene allein dem Zweck, den Motor zu schützen. „Die Ansicht der italienischen Typgenehmigungsbehörde, die Abschalteinrichtung werde aus Gründen des Motorschutzes verwendet, kann Deutschland nicht teilen“, heißt es in dem Brief.
Hintergrund des Verdachtes sind die neuen Messungen des KBA an den vier weiteren Fiat-Modellen. „Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen deutlich, dass bei allen überprüften Fahrzeugen ein qualitativ ähnliches Verhalten im Anstieg von NOx-Emissionen (…) vorliegt“, zitiert die WirtschaftsWoche aus dem Brief. Die Stickoxid-Werte stiegen „stark auf das 9 bis 15-fache des Grenzwerts“.
Genau dies hatte auch schon die Zeitschrift auto motor und sport im vergangenen Jahr beim überhaupt ersten NOx-Test eines Fiat 500X im Straßenverkehr festgestellt. Der Kleinwagen überschritt die Grenzwerte damals um das Zehnfache.
Fiat ist aber nicht der einzige Hersteller, der die Abgasreinigung zeitweise abschaltet. Solche Technik enthalten alle Automodelle, um den Motor in Grenzbelastungen, zum Beispiel bei sehr kalten oder heißen Außentemperaturen zu schützen. Allerdings scheinen diese Lücken, die der Gesetzgeber bewusst eingeräumt hat, von einigen Herstellern weit über das notwendige Maß ausgenutzt zu werden.
Auch Opel wehrt sich gegen Vorwürfe der Manipulation
So war auch Opel in die Kritik geraten. In einem Test mit einem Zafira hatten Spiegel, das TV-Magazin Monitor und die Deutsche Unfallhilfe (DUH) festgestellt, dass die Abgasreinigung im Zafira häufig abgeschaltet wird oder nur mit geringerer Leistung arbeitet. Der Vorwurf lautet, dass unter 20 °C, bei mehr als 145 km/h, über 2400 Umdrehungen und niedrigem Luftdruck die Abgasreinigung abschaltet oder reduziert arbeitet. Laut DUH ist die Abgasreinigung zu 80 % der Betriebszeit eines Zafira abgeschaltet. Dagegen hatte sich Opel gewehrt, in einem ausführlichen Dementi aber wesentliche Vorwürfe bestätigt.
Wie die Bild-Zeitung berichtet, prüft Deutschland nun erneut ein Verkaufsverbot für Fiat. Der Autohersteller hat auf die neuen Vorwürfe bislang nicht reagiert.
Den Dieselskandal lesen Sie hier im Nachrichtenticker.
Ein Beitrag von: