ÖPNV: La Paz bekommt größtes Seilbahnnetz der Welt
La Paz, der höchst gelegene Regierungssitz der Welt, ist dabei, seinen Öffentlichen Nahverkehr um das größte innerstädtische Seilbahnliniennetz weltweit zu vergrößern. Sechs Seilbahnlinien von Doppelmayr mit einer Länge von 30 km sollen den Verkehr der Millionenstadt bewältigen. Drei Seilbahnlinien sind schon in Betrieb.
Über den grauen, nicht selten abbruchreifen Häusern von La Paz schweben die grünen, roten und gelben Kabinen der 2014 eröffneten drei Seilbahnlinien wie leuchtende Käfer. Auf 10 km sorgen sie für schnelle Verbindungen in der bolivianischen Stadt, die täglich mit gewaltigen Staus zu kämpfen hat. Jetzt will Präsident Evo Morales, der mit der Verstaatlichung des Gasgeschäftes seinen Haushalt saniert hat, weitere drei Linien bauen lassen. 450 Mio. € will die Regierung für weitere 20 km Strecke mit 23 Stationen ausgeben.
Der entsprechende Vertrag mit dem Hersteller Doppelmayr ist bereits unterschrieben. Das österreichische Unternehmen, das traditionell Skilifte produziert, hat auch schon die ersten drei Linien gebaut, und das in gerade einmal zwei Jahren. Mit den dann 30 km Seilbahn wird La Paz das größte innerstädtische Seilbahnnetz der Welt haben.
900 m Höhenunterschied in der Stadt
Aufgrund der Topografie liegt eine solche Variante nahe: 900 m beträgt der Höhenunterschied innerhalb der Stadt inklusive seiner nur formal getrennten Nachbarstadt El Alto. Allein die gelbe Linie überwindet auf einer Fahrt 665 Höhenmeter. Und das Konzept scheint aufzugehen, denn nach weniger als einem Jahr habe man bereits 16 Millionen Fahrten verbucht, berichtet Doppelmayr.
Im Endausbau könnten die Seilbahnen rund 15 % des gesamten ÖPNV in der Stadt mit ihren etwa zwei Millionen Einwohnern übernehmen. Ansonsten gibt es fast nur Busse und Sammeltaxis, die sich durch den dichten Verkehr quälen. Viele Einwohner von La Paz sparen nun täglich viel Zeit für den Weg zur Arbeit; die Straßen werden entlastet.
Seilbahn in Ankara spart viel Zeit
Gerade in lateinamerikanischen Städten werden Seilbahnen als Alltags-Verkehrsmittel immer beliebter. In Rio de Janeiro, Caracas oder dem kolumbianischen Cali gibt es Seilbahnlinien. Aber auch auf anderen Kontinenten sind Verkehrsplaner auf die Idee gekommen. So wurde im vergangenen Jahr in Ankara eine Seilbahn eröffnet, die quer durch die Stadt nur ein Fünftel der Fahrzeit eines Autos in der Rushhour braucht. Sie soll dabei auch nur ein Fünftel der Kosten verursachen, die ein entsprechendes Bahn- und Busnetz mit sich bringen würde.
Ein weiterer Vorteil ist die im Vergleich etwa zu U-Bahnen sehr geringe Planungs- und Bauzeit einer Seilbahn. Ganze 14 Monate hat beispielsweise der Bau der knapp 900 m langen Gondelbahn gedauert, die in Koblenz über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein führt. Sie ist zwar vor allem Touristenattraktion, aber sie zeigt auch ihre Vorzüge in schwierigem Gelände: Während die Seilbahn vier Minuten für die Strecke braucht, ist der Bus 25 Minuten unterwegs.
Plan in Hamburg gescheitert
Auch für Bonn gibt es die Idee, eine schwebende Verbindung zwischen den Universitätskliniken auf dem Venusberg und der im Tal liegenden Stadt zu bauen. Sogar eine Verlängerung über den Rhein wurde vorgeschlagen. Mehr als eine Idee ist das aber noch nicht.
In Deutschland ist bei Seilbahnprojekten auch immer mit Protesten zu rechnen, weil Anwohner die Masten und Tragseile als optisch störend empfinden. Unter anderem deshalb scheiterte zuletzt der Plan einer Seilbahn über die Elbe in Hamburg am klaren Nein bei einem Bürgerentscheid.
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