Konduktives Ladesystem erstmals im Flottentest
Das konduktive Ladesystem des österreichischen Unternehmens Easelink kann in sämtliche Serienfahrzeuge integriert werden und so das induktive Laden als Lösung der Zukunft verdrängen. Die erste Flotte von Elektroautos wurde nun damit ausgestattet.
Im vergangenen Jahr hat uns die Easelink-Technologie bereits mit seinen Leistungszahlen auf dem Papier beeindruckt. Nun wird die erste Flotte von E-Fahrzeugen mit dem System ausgestattet. Dafür hat sich das junge österreichische Unternehmen mit Energie Steiermark zusammengetan. Auf dem Grundstück des Energieversorgers in Graz werden nun die Lade-Pads montiert. „Mit diesem Leuchtturm-Projekt setzen wir den nächsten wichtigen Schritt, um „Matrix Charging“ im Alltagsbetrieb zu testen und als internationalen Ladestandard für E-Fahrzeuge zu etablieren“, so Easelink-Gründer Hermann Stockinger. Und tatsächlich spricht einiges für die Technologie.
Easelink stellt Induktions-Ladelösungen in den Schatten
Der konduktive „Matrix Charger“ besteht aus einem Ladepad, das am Boden befestigt wird und einem schlauchartigen Konnektor mit einem Gewicht von unter 5 Kilogramm. Er kann in jedes bestehende Serienfahrzeug integriert werden.
Das Ladepad hat eine Größe von rund 60 cm auf 60 cm und muss ans Stromnetz angeschlossen werden. Es soll auf öffentlichen Parkplätzen, in Parkhäusern oder der heimischen Garage zum Einsatz kommen. „Das System ist parkplatz- bzw infrastrukturseitig wartungsfrei“, betont Christian Purrer, Vorstandssprecher bei Energie Steiermark, das Engagement seitens des Energiedienstleisters. Easelink hat dem Ladepad ein integriertes Reinigungssystem verpasst, mit dem es sich selbst von Wasser, Schmutz und kleinen Steinen befreien kann. Diese Einfachheit in der Mechanik und des Systemumfangs sei ein entscheidender Vorteil, so Purrer.
Dieses Argument gilt natürlich auch für die Fahrzeughalter, die künftig kein Ladekabel und keinen Adapter mehr mit sich herumfahren müssen.
Vollautomatisierte Ladung des E-Fahrzeugs
Ganz ohne Verbindungsstück fließt der Strom allerdings nicht vom Ladepad zur Autobatterie. Statt einem Kabel, das bisher die Ladesäule mit dem Fahrzeug verband, kommt die Verbindung nun allerdings aus dem Fahrzeug selbst. Es ist ein im Unterboden eingelassener Konnektor, der sich vollautomatisch auf das Pad absenkt, wenn das Auto steht.
Die eigentliche Verbindungskomponente stellen die metallischen Kontaktflächen dar, die an seiner Unterseite angebracht sind. Sie ermöglichen eine konduktive Ladung. Das österreichische Unternehmen spricht davon, mittels Gleichstrom eine Leistung von bis zu 50 kW übertragen zu können. Bei Wechselstrom verringert sich die Leistung auf 22 kW, was einer Normalladung bei herkömmlichen Kabelsystemen entspricht. Die Effizienz betrage in beiden Fällen über 99%. Diese Werte übertreffen bisherige induktive Ladeleistungen, die auf Magnetfelder setzen, um ein Vielfaches.
Flexibler und sicherer Ladevorgang
Auch die Sicherheit soll gegenüber herkömmlichen Methoden zunehmen. „Die Stromübertragung wird während des gesamten Ladevorgang überwacht“, sagt Easelink-Gründer Stockinger. Damit sei das Ladepad sicherer als gewöhnliche Haushaltssteckdosen. Da die Kontaktfelder erst aktiviert werden, wenn der Konnektor daran angedockt ist, stellt die Elektrizität keinerlei Gefahr da, sollte ein Mensch etwa im Parkhaus oder in der heimischen Garage direkt darüber laufen.
Vor allem dürfte es aber bequemer sein: Das Anschließen des Autos an die Ladesäule könnte künftig wegfallen. Das Abstecken vor dem Wegfahren ebenfalls. Das System aus der Steiermark zeichnet sich außerdem durch eine gewisse Flexibilität aus. Durch die matrixartige Anbringung der Kontaktflächen am Konnektor kann auch eine Ladeverbindung hergestellt werden, wenn das Auto schräg in der Parkbucht steht und nicht punktgenau über dem Pad geparkt werden kann. Ein gewisses Talent sollte der Einparkende allerdings mitbringen: Mehr als 40 Zentimeter Abweichung kann auch Matrix Charging nicht ausgleichen.
Auch induktive Ladelösungen entwickeln sich
Neben der konduktiven Ladelösungen forschen Unternehmen und Forschungseinrichtungen weltweit an Ladelösungen, die induktive Verfahren nutzen. So präsentierten Forscher des Londoner Imperial College Ende 2016, wie Drohnen in der Luft induktiv mit Strom versorgt werden könnten. Ebenfalls in Großbritannien wurde eine induktive Ladetechnik für Autobahnen getestet. Denn dass das Stecker-Kabel-Prinzip in der Elektromobilität keine Zukunft hat, war Automobilherstellern und Forschern schon lange klar. Thomas Nindl von Qualcomm Halo hatte bereits 2013 vom induktiven Laden als einzig tragfähige Lösung gesprochen.
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