OLED-Leuchten für Design und Sicherheit im Auto der Zukunft
Im Vorfeld der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) hat der Leuchten-Hersteller Osram seine Ideen für das Autolicht der Zukunft vorgestellt. Spätestens im Jahre 2016 will Osram Autos mit Licht aus Organischen Leuchtdioden, OLED genannt, aus der Serienfertigung auf der Straße rollen sehen.
Es ist soweit: Die Organischen Leuchtdioden OLED kommen auf die Straße. Und zwar als Lichtquellen an und im Auto. „Im kommenden Jahr werden wir Sonderausstattungen ermöglichen“, verspricht Osrams OLED-Chef Ulrich Eisele. „Spätestens ab Sommer 2016 rechnen wir dann mit OLED in Serie auf der Straße. Da könnten wir die ersten sein.“
Eine OLED ist ein leuchtendes Dünnschichtbauelement aus organischen halbleitenden Materialien. Heute sind diese leuchtenden Bauelemente in kleineren Displays für Handys und Smartphones im Einsatz. Es gibt auch schon erste OLED-Flachbildschirme im Angebot der TV-Hersteller, die mit ihrer farbstarken Bildwiedergabe faszinieren. Das Problem mit den organischen Leuchtdioden ist ihr vergleichsweise hoher Preis, ihre immer noch wenig zufriedenstellende Lebensdauer und vor allem ihre Temperatursensibilität. Bei starken Temperaturschwankungen reagieren die empfindlichen OLEDs gerne auch mal mit einem Teil- oder gar Totalausfall. Bisher jedenfalls. Jetzt glaubt Osram, alle diese Probleme nicht nur identifiziert, sondern auch gelöst zu haben.
Einsatz zunächst wohl nur für die Rücklichter
Als erstes Einsatzgebiet für die automobile Lichtrevolution dürften die flachen Strahler als Rücklichter verbaut werden. Denn dort funktionieren sie heute schon zuverlässig genug. Doch lassen die flächenhaften OLEDs auch an ganz neue Lichtanwendungen im Auto denken. „Für Automobildesigner ist Licht dabei zu einem wesentlichen Gestaltungsmerkmal geworden. Auch bei völliger Dunkelheit soll ein markentypisches Erscheinungsbild zu erkennen sein“, sagt etwa Florian Rommen, Marketing Manager Automotive Exterior LED bei Osram Opto Semiconductors GmbH.
Angedacht bei Osram ist zum Beispiel, die Auslöseknöpfe am Gurtschloss mit OLEDs zu überziehen, die hell aufleuchten, damit man sie schnell findet. Auch könnte die homogene Leuchtfläche in dynamisch ansteuerbare Segmente unterteilt werden, die dann beim Drücken auf die Fernbedienung für das Türschloss eine spezielle Lichtszene abspielt. Eine nette Spielerei. Denkbar ist auch eine OLED-Beschichtung am Dachhimmel des Fahrzeugs, der den Innenraum bei Nacht sanft matt erhellt. So sanft und matt, dass zwar der Fahrer nicht geblendet wird, wohl aber die Orientierung der Passagiere im Auto erleichtert wäre. Eine sinnvolle Spielerei.
OLEDs auf Rückspiegel können auf Gefahren hinweisen
OLED-Folien können durchscheinend produziert werden. Das gibt Raum für weitere Anwendungsspekulationen. So lassen sich OLED-Rückspiegelbeschichtungen entwickeln, die bei Gefahrensituationen die jeweils betroffenen Bildbereiche im Spiegel hervorheben und so den Blick vom Fahrer direkt und unmittelbar auf mögliche Unfallrisiken lenken. Ein großer Gewinn in Punkto Sicherheit.
„Die Automobilbranche plant und entwickelt ihre künftigen Modelle mit sehr großem zeitlichen Vorlauf“, sagt Ulrich Eisele. „Deshalb müssen wir heute dabei sein, um das Auto der Zukunft ein Stück weit mitzugestalten.“ Im vergangenen Sommer gelang Osram der Durchbruch bei einem der größten Hindernisse für OLEDs im Auto: die schlechte Temperaturbeständigkeit der „Organischen“ LED. Die Leuchten-Experten schafften es, die Temperaturstabilität der OLEDs bei der kritischen Temperatur von 85 Grad Celsius auf den Rekordwert von mehreren Stunden zu steigern.
Ziel ist die Lebensdauer der LED
Ziel der Forschung ist natürlich, auch den OLEDs eine Lebensdauer zu verpassen, wie den LEDs, die derzeit teils 50 000 Leuchtstunden ohne nennenswerte Helligkeitseinbußen liefern und wirklich dauerhaft mit Gehäusetemperaturen von bis zu 90 Grad Celsius zurechtkommen. „Nach einem weiten Jahr der Forschung sind die verbleibenden Hürden bis zum Serieneinsatz für uns nunmehr niedrig“, meint Eisele, der auch bei der Kostenfrage der neuen Leuchtmittel im Auto den Ball flachhält: „OLEDs kosten deutlich mehr als LEDs, aber nicht so viel mehr, dass es für unsere Partner unattraktiv wäre.“
Angesichts der neuen Möglichkeiten der OLEDs, gerade auch für die Unverwechselbarkeit der Marke durch Lichtdesign, ist heute schon klar, dass sie eine sehr sinnvolle Ergänzung im Autobau für die heutigen LED-Leuchten bilden werden. Die LEDs sind heute für die Designer der Automarken ein unverzichtbares Werkzeug, um den Autos verschiedene „Lichtgesichter“ zu verpassen. „Wegen der extrem kleinen Bauweise und der hohen Lichtleistung lasen sich nun die Lichtpunkte im Scheinwerfer einfacher und vor allem beliebig anordnen“, so Florian Rommen – das individuelle „Lichtgesicht“ des Fahrzeugs wird unverwechselbar.
Leuchtende Dioden sind sehr energieeffizient
LEDs waren vor 30 Jahren, in den Kinderschuhen dieser Licht-Technologie, gerade mal im Blinker im Heckbereich sowie bei Rück- und Bremslichtern im Einsatz, später kamen Tagfahrlichter dazu. 2010 leuchteten beim Audi A8 dann zum ersten Mal alle Scheinwerfer komplett mit LED-Licht – vom Abblend- und Fern- über Kurven bis hin zum Allwetterlicht. LED-Licht ist heute bei kaum einem Auto mehr wegzudenken. Denn diese licht-emittierenden Dioden sind umweltfreundlich und sehr energieeffizient. Bei Autoscheinwerfern auf LED-Basis werden pro Fahrzeug für eine Lichtquelle lediglich 28,7 Watt benötigt, gegenüber 125,4 Watt bei Halogenlampen. Das ist eine satte Ersparnis von 77 Prozent. LEDs senken daher den Kraftstoffverbrauch und verringern den CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs.
Und nun schlägt die Stunde der organischen Leucht-Kollegen, der OLEDs. Osram hat jetzt an einem OLED-Demonstrator vorgeführt, der nicht nur beim Rücklicht, sondern auch beim wesentlich helleren und damit heißeren Bremslicht die Anforderungen an den Straßenverkehr, der international in den Normen der so genannten Economic Commisssion for Europe (ECE) definiert ist, genügt. Das ist die wichtigste Hürde hin zur Serienreife.
Ganze Karosserieteile können mit den OLEDs überzogen werden
Spätestens 2016, so verspricht es Osram jetzt, werden die OLED-Leuchten unsere Neufahrzeuge illuminieren. Und zwar möglicherweise auf ziemlich bizarre Weise. Rein technisch ist es möglich, die OLED-Leuchten in so großen Bahnen zu produzieren, dass sich damit sogar ganze Karosserieteile überziehen lassen, so wie das heute schon gängig mit Werbefolien gemacht wird.
Denkbar ist daher als Designeffekt, des Nachts die Kühlerumrandung je nach Automarke blau, grün oder gelb aufschimmern zu lassen. Oder für die Sicherheit bei einer Vollbremsung die ganze Stoßstange, ja sogar das ganze Fahrzeugheck, als rot strahlende Warnlampe aufleuchten zu lassen, um die nachfolgenden Fahrer zu warnen. Es ist jetzt schon klar: Die OLEDs im und um das Auto werden das Straßenbild beleben und noch für viele Überraschungen sorgen.
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