On-Board-Unit ermöglicht länderübergreifende Mauterfassung
Für eine länderübergreifende Mauterfassung hat Siemens jetzt die technische Basis gelegt: Eine On-Board-Unit nutzt verschiedene Satellitensysteme für die Positionsbestimmung und übermittelt die gefahrene Strecke über das Mobilfunknetz an einen Zentralrechner. Teure Erfassungsstationen werden damit überflüssig.
Lkw-Fahrer auf Europatour brauchen eine Reihe von Geräten zur Ermittlung der Mautgebühren. Zwölf unterschiedliche Systeme sind mittlerweile in Europa installiert. Künftig könnten diese On-Board-Units verschrottet und durch ein einziges Gerät ersetzt werden, das Siemens entwickelt hat.
Sitraffic Sensus berechnet die Fahrroute anhand der Daten der Navigations-Satellitensysteme GPS (USA), Glonass (Russland) und Galileo (Europa), das Anfang nächsten Jahres in Betrieb geht. Außerdem bezieht es, etwa in Österreich die Mikrowellensignale mit ein, die dort für die Mautberechnung genutzt werden. In regelmäßigen Abständen übermittelt das Gerät per Mobilfunk die Standortdaten an eine Zentrale. Dort wird die fällige Maut errechnet und auf Wunsch einfach von einem Konto abgebucht.
EU wünscht sich einheitliches Mautsystem
Sitraffic Sensus entspricht den Anforderungen des European Electronic Toll Service, eine von der Europäischen Kommission definierten Richtlinie, in der Grundsätze für ein internationales Abkommen zur Schaffung eines europäischen elektronischen Mautdienstes festgelegt sind. Ziel der EU ist ein einheitliches System für alle Staaten der Gemeinschaft.
Die satellitenbasierte On-Board-Unit funktioniert ähnlich wie eine App für Wanderer, die die Route auf das Display eines Smartphones zaubern. Sie könnte auch in Pkws genutzt werden. In großen Stückzahlen hergestellt, dürfte sie allenfalls 100 Euro kosten, würde aber einen großen Fortschritt in Sachen Gerechtigkeit bringen.
Alternative zur pauschalen Mautgebühr mit Aufklebern
Die Bundesregierung etwa könnte ihren Plan aufgeben, Mautgebühren nach dem Vorbild Österreichs und der Schweiz mit Hilfe von kostenpflichtigen Aufklebern pauschal zu erheben. Vielfahrer müssten dank der On-Board-Unit mehr bezahlen als die, die nur ab und zu unterwegs sind. Und das System lässt sich ohne Mehrkosten auf alle Straßen ausweiten.
Auch Gegenmaßnahmen wären überflüssig. Die Niederlande könnten beispielsweise auf die bereits angedrohte eigene Maut verzichten. Die würde beispielsweise Urlauber treffen, die von Deutschland aus zur niederländischen Nordsee fahren, ebenso wie Niederländer, die die meisten Urlaubsziele über deutsche Autobahnen erreichen.
Siemens hat das System unter anderem in Wien mit Erfolg getestet. Durch die Einbeziehung aller Satelliten-Navigationssysteme funktioniert die Routenerfassung auch in problematischem Umfeld, etwa in engen Häuserschluchten. Nicht einmal in der Wolkenkratzer-Hochburg Manhattan ließe es sich austricksen.
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