Corsa, Kadett und Co.: Opel plant größte Akku-Fabrik Deutschlands
2016 feierte der Kultwagen von Opel 80-jähriges. Doch damit gibt sich der Automobilkonzern nicht zufrieden. In Kaiserslautern plant Opel den Bau der größten Batteriefabrik Deutschlands und will so 2.000 neue Arbeitsplätze schaffen.
1936 zählte das Opel-Werk in Rüsselsheim zu den fortschrittlichsten Automobilwerken Europas. Hier lief vor 80 Jahren der erste Opel Kadett vom Band und wechselte für 2.100 Mark den Besitzer. Der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte. Über 24 Millionen Opel-Kompaktmodelle hat der Autobauer bis heute auf der ganzen Welt verkauft. Aneinandergereiht würde sich eine 100.000 Kilometer lange Fahrzeugkolonne bilden, die zweieinhalbmal um den Äquator reicht.
Kadett 1 brachte es auf 100 km/h Höchstgeschwindigkeit
Kennzeichnend für den Opel Kadett von 1936 waren harmonische Proportionen mit Schrägheck und integrierte Scheinwerfer statt der bis dato üblichen Topflampen. Unter der Motorhaube arbeitete ein Vierzylinder-Graugussmotor mit 23 PS, der den „Volkswagen“ auf eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h beschleunigte.
„Der Kadett ist, wie die ersten Probefahrten bestätigen, ein für diese Preislage keineswegs alltägliches Fahrzeug“, hieß es damals in der Braunschweiger Tageszeitung.
Details wie hydraulische Vierradbremse, Fahrtrichtungsanzeiger und ein von innen zugänglicher Gepäckraum waren in dieser Klasse damals unüblich – der Kadett besaß sie allesamt ab Werk.
Karosserie war aufgebaut wie ein Brückenträger
Wegweisend für seine Zeit war auch die selbsttragende Ganzstahlkarosserie, welche die klassische Konstruktion aus Fahrgestell und Holzaufbau ersetzte.
„Die von früher gewohnte Unterteilung zwischen Fahrgestell und Karosserie wird hinfällig“, erklärte Opel damals. „Das Gerippe der Karosserie ist wie ein Brückenträger aufgebaut, eine Ausführungsform, die bei geringstem Gewicht die mühelose Aufnahme großer Kräfte möglich macht. Dieses Gerippe besteht aus Profilträgern, die wie im Metallflugzeugbau miteinander verbunden sind.“
Als erstes Opel-Modell besaß der Kadett außerdem einen im eigenen Haus entwickelten Fallstromvergaser mit einem sogenannten Venturi-Rohr. Dabei handelt es sich um ein glattwandiges Rohrstück mit einer Verengung, an der ein mit Benzin gefülltes Röhrchen angebracht ist. Wenn Luft durch das Rohr strömt und den engeren Bereich passiert, muss sie an dieser Stelle schneller strömen als in den anderen Zonen. Dadurch entsteht ein Unterdruck, der den Kraftstoff ansaugt und mitreißt.
In den nächsten Jahrzehnten folgten die Generationen Kadett A (1962-1965), Kadett B (1965-1973), Kadett C (1973-1979), Kadett D (1979-1984), Kadett E (1984-1991), schließlich Opel Astra F (1991-1997), Astra G (1998-2004), Astra H (2004-2009) und der Astra J (2009-2015). 2015 kam der Astra K auf den Markt, den Opel bis heute schon über 275.000 Mal verkauft hat. An Bord sind Verkehrsschilderkennung, Spurassistent mit aktiver Lenkkorrektur, Abstandsanzeige und Frontkollisionswarner mit automatischer Notbremsfunktion.
Neues Projekt bis 2024: Größte Batteriezellproduktion für Elektroautos
Opel-Geschäftsführer Michael Lohscheller kündigte an, dass für die Batteriezellproduktion zwei Milliarden Euro investiert werden und bis zu 2.000 Arbeitsplätze entstehen. Knapp eine halbe Million Fahrzeuge könnten pro Jahr mit den Batteriezellen aus Kaiserslautern versorgt werden. Ab 2023 sollen drei Blöcke mit einer Kapazität von jeweils 8 Gigawattstunden aufgebaut werden.
In 4 Jahren will Opel seine gesamte Modellpalette elektrifiziert wissen. Lohscheller betonte, die gesamte Autoindustrie steht „vor der wahrscheinlich größten Strukturreform ihrer Geschichte“. Die Gewerkschaft IG Metall begrüßte die Planung für Kaiserslautern. Diese sei ein „hervorragendes Signal“ für die Stadt Kaiserslautern und für das Land Rheinland-Pfalz, sagte Jörg Köhlinger, Bezirksleiter des IG Metall-Bezirks Mitte. Auch Peter Altmaier zeigte sich begeistert: „Wir wollen die besten und nachhaltigsten Batterien in Deutschland und Europa bauen.“ Ähnliche Begeisterung zeigte der Politiker bereits bei der Freigabe der Tesla Giga-Factory nahe Berlin (ingenieur.de berichtete).
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