Park mit Erdwällen reduziert den Fluglärm am Flughafen Schiphol
Neben dem Amsterdamer Flughafen Schiphol haben Landschaftsarchitekten in den letzten Jahren ein Labyrinth von Erdwällen angelegt. Der ungewöhnliche Park soll den niederfrequenten Lärm der aufsteigenden Flugzeuge an Europas viertgrößtem Flughafen vermindern.
Wie so viele Flughäfen hat auch der Amsterdamer Airport Schiphol ein Lärmproblem. Beziehungsweise das Problem haben eigentlich hunderttausende Bewohner in der näheren Umgebung von Europas viertgrößtem Flughafen, denn der Lärm von über 1200 Starts und Landungen täglich (April 2015) breitet sich in der Ebene rund um den Flughafen besonders gut aus.
Der Betreiber des Flughafens, die Schiphol Group, ist deshalb erfinderisch geworden und hat in den letzten Jahren in der kaum zwei Kilometer von der nächsten Startbahn entfernten Ortschaft Hoofddorp Erdwälle mit tiefen Furchen bauen lassen, die einen Teil des Schalls schlucken sollen.
Grundlärm wird durch Wälle in verschiedene Richtungen gelenkt
Etwa 75.000 Menschen leben in Hoofddorp Nord und leiden insbesondere unter dem langwelligen Turbinenlärm der startenden Jets. Die Beobachtung, dass der Lärm im Herbst bei umgepflügten Äckern zurückging, brachte die Flughafengesellschaft auf eine Spur. Das niederländische Institut für Angewandte naturwissenschaftliche Forschung TNO führte eine Studie und entsprechende Experimente durch.
Das verblüffende Ergebnis: Wenn drei Meter hohe Hügel in bestimmten Abständen zueinander angelegt werden, können sie den Grundlärm in verschiedene Richtungen lenken und um bis zu zehn Dezibel reduzieren. Das entspricht einer Halbierung der Lautstärke für das menschliche Ohr.
Daraufhin wurde das Büro für Landschaftsarchitektur H+N+S mit einer Bebauung der Marschlandschaft beauftragt. Nach den ersten fünf Deichen, die H+N+S dann 2010 in der Nähe des Flughafens angelegt hatten, folgten weitere, so dass inzwischen ein Park Buitenschot auf einer Fläche von 33 Hektar Größe entstanden ist. 150 Furchen wurden ins Ackerland gegraben, jede davon drei Meter tief und elf Meter von der anderen entfernt.
Labyrinth aus Lärmdeichen angelegt
Für die gesamte Anlage wurde außerdem der Landschaftskünstler Paul de Kort hinzugezogen, der ein Labyrinth aus Wällen anlegte, die sich immer wieder zu Grasflächen öffnen. Zu dem bereits fertigen Landschaftspark, durch den auch ein Radweg führt, sollen in den kommenden Jahren noch weitere Lärmdeiche an verschiedenen Stellen rund um den Flughafen auf etwa 60 Hektar Land errichtet werden.
Die Theorie hinter den schallschluckenden Wällen geht auf den deutschen Physiker Ernst Florens Chladni (1756-1827) zurück. Chladni, der als Begründer der Akustik gilt, hatte entdeckt, dass sich geometrische Muster bilden, wenn eine Metallplatte mit Sand bestreut und dann in Schwingung versetzt wird. Auch die Schallwellen der Flugzeugturbinen modellieren niederfrequente Wellen nach, die sich an den chladnischen Klangfiguren orientieren. Dabei wird ein Teil des Schalls zurückgeworfen und ein Teil absorbiert.
Park mit Lärmwällen soll auf 60 Hektar erweitert werden
Die bisherigen Messungen in dem rund drei Millionen Euro teuren Projekt haben ergeben, dass der Schallpegel in den Hügelketten bei Hoofddorp um drei bis fünf Dezibel zurückgegangen ist. Das hört sich zwar nach nicht viel an, entspricht aber einer subjektiven Lärmminderung von etwa 30 Prozent. Nach der Erweiterung des Landschaftsparks auf 60 Hektar erhofft man sich eine Schallreduzierung auf zehn Dezibel.
Doch Ingenieure arbeiten nicht nur mit solch ungewöhnlichen Parks daran, den Fluglärm zu reduzieren. Auch technische Lösungen wie Gegenschall sind derzeit in der Entwicklung.
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