INNERSTÄDTISCHER VERKEHR 26.03.2014, 22:14 Uhr

Per Seilbahn durch Ankara

Die Bewohner eines Vororts von Ankara haben jetzt erstmals einen schnellen Zugang ins Zentrum der türkischen Hauptstadt. Über der Stadt schwebend. Die Seilbahn-Lösung ist weitaus billiger als eine U- oder S-Bahn.

Mit 3228 Metern ist die Seilbahn in Ankara die längste horizontale in Eurasien. 

Mit 3228 Metern ist die Seilbahn in Ankara die längste horizontale in Eurasien. 

Foto: Leitner Ropeways

Die längste urbane Horizontal-Seilbahn Eurasiens ist jetzt in Ankara fertiggestellt worden. Sie ist 3228 Meter lang und verbindet den Stadtteil Sentepe mit der U-Bahn-Station Yeni Mahalle. Ganze zehn Minuten dauert die Fahrt in einer der Kabinen, die für jeweils zehn Passagiere ausgelegt sind. Damit haben die Bewohner der Vorstadt erstmals einen schnellen Zugang zum Zentrum. Mit dem Auto oder zu Fuß brauchten sie bisher 30 bis 60 Minuten, weil die Verbindungsstraße völlig überlastet war.

Gebaut hat die Bahn das norditalienische Unternehmen Leitner Ropeways, ein Spezialist für Bergbahnen. Sie befördert stündlich pro Richtung bis zu 2400 Personen mit einer Geschwindigkeit von gut 20 Kilometer pro Stunde. In Stoßzeiten können mehrere Kabinen gekoppelt werden. Die Bahn ist täglich zwischen sechs und 24 Uhr in Betrieb. Wäre sie ganztags zu 100 Prozent ausgelastet wären das 43.200 Personen pro Richtung. Das entspricht mehr als 20.000 Fahrten mit dem Auto, wenn man annimmt, dass jedes mit zwei bis drei Menschen besetzt ist.

Eine von vier Seilbahnstationen in Ankara. 

Eine von vier Seilbahnstationen in Ankara.

Quelle: Leitner Ropeways

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106 Kabinen sind im regulären Einsatz. Dazu kommen zwei VIP-Kabinen mit Ledersitzen, einem MP3-System zur musikalischen Unterhaltung und einer Kühlbox. Derartige Gondeln hat Leitner bereits gemeinsam mit BMW für die Bergbahn gebaut, die von Kaltenbach ins Hochzillertal führt. Diese sind sogar mit Massagesesseln ausgestattet. Doch auch die übrigen Fahrzeuge sind komfortabel. Sitzheizungen sorgen dafür, dass die Passagiere auch in den in Ankara oft harten Wintern nicht frieren.

Die Gondeln schweben in einer Höhe von durchschnittlich 60 Metern über den Dächern der Stadt. Die Stützen erhielten ein „urbanes Design“, heißt es im Unternehmen. Dahinter verbirgt sich ein Betonklotz mit quadratischem Grundriss, aus dem ein Rohr aus Edelstahl ragt. An dessen Spitze drehen sich die Führungsrollen für die Zug- und Tragseile. Die Bahn überwindet eine Höhendifferenz von 198 Meter.

Futuristisch gestaltete Haltepunkte

Ankara entschied sich für die Seilbahnlösung, weil die Betriebskosten, verglichen mit U- oder Stadtbahn, um bis zu 80 Prozent niedriger sind. Bürgermeister Melih Gökçek spricht von einem „Durchbruch im öffentlichen Personentransportverkehr in der Türkei“ und sieht die Lösung in Ankara als gutes Bespiel für andere Städte des Landes. Zumal die vier Stationen wahre Hingucker sind. Sie haben nicht nur ein futuristisches Design. In der Dunkelheit wirken sie dank üppigen Einsatzes von Leuchtdioden wie riesige Lichtkunstwerke.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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