Peugeot brachte schon 1941 sein erstes Elektroauto auf den Markt
Elektroautos sind eigentlich ein alter Hut: Schon vor 75 Jahren, im April 1941, brachte Peugeot den VLV auf den Markt. Das zweisitzige Cabrio war die Antwort Peugeots auf die Benzinknappheit während des II. Weltkrieges.
Das Voiture Légère de Ville, kurz VLV, ist bis heute ein Blickfang. Es wirkt wie ein Boot, vorne breiter Radstand und nur ein Scheinwerfer – das spart Strom – hinten schmal. Das legere Stadtauto ist dem Zweiten Weltkrieg geschuldet, als Benzin von den deutschen Besatzern rationiert wird und Autohersteller nach alternativen Antrieben suchen.
Velocars und gasbetriebene Antriebe
Da gibt es die sogenannten Velocars, mit leichter Karosserie umbaute Fahrzeuge, die per Fuß angetrieben werden. Zudem gibt es gasbetriebene Fahrzeuge, damals eine explosive und aufwendige Sache. Meist mussten Holz, Papier, Kohle oder Stroh mitgeführt und im hinterhergezogenen Ofen verbrannt werden. Um 1941 fuhren etwa 65.000 solcher gasbetriebener Wagen durch Frankreich.
Die komfortablen an der heimischen Steckdose aufladbaren Stadtautos mit Elektroantrieb gab es dagegen nur in geringer Stückzahl: 377 Exemplare fertigte Peugeot bis Kriegsende in La Garenne. Von Ingenieuren und Designern entwickelt – ohne Wissen der deutschen Besatzer. Dieses Schätzchen wurde in erster Linie von der Post und von Ärzten genutzt.
Spitzengeschwindigkeit 33 km/h, Reichweite 80 km
Das VLV-Konzept hieß: klein, aber fein. Das Elektroauto ist 2,67 m lang, 1,21 m breit und 1,27 m hoch. Das Cabrio mit seinen zwei nebeneinander angeordneten Sitzen hat ein Faltdach. Damit es ohne Benzin vorwärts geht, wurde ein 3,5 PS starker Elektromotor im Heck eingebaut. Dieser wurde von vier in Reihe geschalteten Zwölf-Volt-Bleibatterien mit Strom versorgt. Die Tempo-30-Zonen in der Stadt hat Peugeot damit quasi gleich miterfunden: Knapp 33 km/h kann das E-Mobil fahren.
Eine Batterieladung reicht für 80 km. Viel weiter kommen die Hightech-Elektroautos heutiger Bauart auch nicht. Über den aktuellen Ladezustand der Batterien sowie über die aktuelle Geschwindigkeit informiert je eine Anzeige.
Légère sind die Batterien nicht. Das gesamte Auto wiegt 350 kg, davon gehen allein 160 kg auf die Bleiakkus. Dafür konnten die Batterien des heckangetriebenen Zweisitzers schon damals an jeder haushaltsüblichen Steckdose aufgeladen werden.
Ungewöhnliches Design: Vorne breit, hinten schmal
Form meets Function: Das Design des VLV fällt aus dem Rahmen. So beträgt der Abstand zwischen den beiden Vorderrädern 1,05 m – die Spurbreite der 1,79 m weiter hinten installierten im Heck aber nur noch 33,5 cm. Warum? Weil sie sich so eine Trommelbremse teilen können. Vom Aussehen ähnelt der VLV deshalb einem Dreirad mit Karosserie. Und mutet niedlich an.
Das einteilige Fahrgestell (Monocoque) besteht aus Stahl. Damit die Fahrt mit dem VLV nicht allzu holprig wird, sind an allen vier Rädern Blattfedersysteme angebracht. Zudem fangen zwei Versteifungsstreben im Unterboden Stöße ab. Beschleunigt wird per Gaspedal. Ein Vorwärts-Rückwärts-Hebel steuert die Motorlaufrichtung.
Auf alte Tugend besonnen
Nach dem Krieg vergehen 50 Jahre, bis Peugeot sein abgasfreies Antriebskonzept fortsetzt: 1995 mit dem 106 Électric. Der kann mit einer Spitzengeschwindigkeit von 110 km/h auch Überlandfahrten und Autobahn. Und 2011 brachte Peugeot mit dem iOn als erster europäischer Hersteller einen 4-sitzigen Elektroflitzer in Serie auf den Markt. Für löwenleise Familienausflüge.
Übrigens: Der VLV war nicht das erste Elektroauto der Welt. Die ersten Auto, noch vor dem legendären Benziner von Carl Benz, fuhren mit Strom. Hier die wichtigsten Fakten zum Elektroauto.
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