Porsche baut Rennwagen aus Pflanzen
Ein Expertenteam hat sich zusammengefunden, um an einer Weltneuheit zu basteln: ein nachhaltiges Bio-Auto. Die Porsche-Ingenieure bringen ihre technische Expertise ein. Erste Bauteile hat das Rennteam Four Motors bereits auf der Strecke getestet.
Leicht, günstig und nachhaltig – das klingt nach einer Traumkombination, wenn es um neue Materialien für einen Rennwagen geht. Kein Wunder, dass Porsche am Projekt „Bioconcept-Car“ beteiligt ist. Gemeinsam mit Fraunhofer-Forschern und Industriepartnern ist Porsche auf dem Weg, ein ganz besonderes Fahrzeug zu entwickeln: Der Rennwagen wurde mit Leichtbauteilen ausgestattet, die aus Pflanzenfasern hergestellt wurden. Testfahrer ist kein geringerer als Rapper Smudo.
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Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Ziel ist die Entwicklung einer Auto-Karosserie mit einem sehr hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe. Federführend beteiligt sind Forschende des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung (Wilhelm-Klauditz-Institut WKI) und der HOBUM Oleochemicals GmbH. Sie wollen einen Bioverbundwerkstoff entwickeln, der aus Pflanzenfasern und pflanzenölbasierten Harzsystemen besteht. Porsche bringt in das Projekt das technische Know-how der Automobilbranche ein. Das Rennteam Four Motors mit Smudo als Fahrer soll dem Projekt große Aufmerksamkeit verschaffen.
Autoteile aus Flachs
Pflanzenfasern sind auf den ersten Blick hervorragend für den Karosseriebau geeignet. Denn sie sind leichter als Glasfasern und billiger als Carbon. Nicht zu vergessen, dass sie nachhaltig sind, weil sie aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. In der Anwendung geht die Nachhaltigkeit weiter, weil das geringe Gewicht den Energieverbrauch eines Autos senkt. Für den Bau von Elektroautos ist das besonders attraktiv, da weniger Gewicht die Reichweite der Fahrzeuge verlängert.
Für das Bioconcept-Car arbeiten die Forschenden mit Flachs, aus dem normalerweise zum Beispiel Seile und Netze hergestellt werden. Flachs ist gut verfügbar, fein und homogen, aber gleichzeitig flexibel, drapierfähig und zugfest. Das macht ihn zum idealen Rohstoff, um Bauteile daraus zu formen.
Das neue Material soll so beschaffen sein, dass es möglich ist, daraus in einer industriellen Fertigung Karosseriebauteilen herzustellen. Das Bioconcept-Car dient dabei als eine Art Testmodul für die technische Performance. Am Ende soll aber die Serienreife der Bauteile stehen, inklusive Straßenzulassung.
Bio-Lackierung ist geplant
Biobasierte Werkstoffe für den Karosseriebau fördert das BMEL bereits seit einigen Jahren. In erster Linie ging es um Naturfasern. In dem dreijährigen Verbundprojekt, das jetzt angelaufen ist, verschiebt sich der Fokus, wie der Name des Projektes schon erahnen lässt: „Biobasierte Harze für die serielle Verarbeitung faserverstärkter Bauteile (BioResinProcess)“. Biobasierte Harzsysteme sollen erforscht und für den Fahrzeugbau weiterentwickelt werden.
Der Bioanteil der Bauteile soll auf mindestens 85% erhöht werden. Ein weiteres Ziel ist es, die Produktion übers RTM-Verfahren zu verbessern (RTM = Resin-Transfer-Moulding). Damit geben sich die Partner aber noch nicht zufrieden. Sie wollen auch für die Oberflächenbearbeitung und die abschließende Lackierung biobasierte Lösungen finden, die sich im industriellen Maßstab umsetzen ließen.
Nachhaltiger Kreislauf als Ziel
Bei dieser Forschungszusammenarbeit soll nicht nur das erste echte Bio-Auto entstehen. Das Projekt soll das Anwendungspotenzials von Bioverbundwerkstoffen generell steigern und so neue Möglichkeiten für den Leichtbau schaffen. Zudem soll sichtbar werden, wie ein nachhaltiger Kreislauf auf Basis biogener Rohstoffe funktionieren könnte.
Während des gesamten Projektverlaufs werden einzelne Bauteile an einen Porsche Cayman GT 4 Clubsport montiert, mit dem Four Motors Rennen absolviert – mit Smudo am Steuer. Das Verhalten des Materials wird natürlich evaluiert. Die Bio-Materialien müssen also äußerst große Belastungstests überstehen. Die Beteiligung von Porsche soll außerdem dazu beitragen, dass die realen Herstellungsbedingungen eines Automobilbauers Berücksichtigung finden.
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