Porsche will Nullfehlerproduktion am Standort Leipzig
Die Fertigung leistungsfähiger Sport- und Geländewagen am Standort Leipzig will Porsche in den nächsten fünf Jahren auf die doppelte Kapazität ausbauen. Zugleich soll das Werk mit einer zukunftsweisenden Qualitätsstrategie in der Branche neue Maßstäbe setzen. Dafür betreibt der Premiumhersteller schon heute einen hohen Kontrollaufwand.
„Nullfehlerproduktion“ heißt das anspruchsvolle Ziel von Wolfgang Leimgruber, Produktionsvorstand bei Porsche. Weit ist der Kfz-Hersteller von dem Ideal nicht entfernt: Mehr als 97 % der Fahrzeuge sind „Direktläufer“, d. h. sie benötigen keinerlei Nacharbeiten. Im Automobilwerk Leipzig fährt dabei jedes neue Fahrzeug der Baureihen Cayenne oder Panamera zunächst für 10 min. auf die eigene Einfahr- und Prüfstrecke, wo erfahrene Techniker jegliche auf Produktionsfehler hinweisenden Geräusche sofort erkennen würden.
Extremes Kopfsteinpflaster, kurze und lange Bodenwellen, Betonplatten mit großen Fugen, ein Test im Windkanal und für den Geländewagen auch ein Verwindungstest stehen auf dem Pflichtenheft. Es folgen noch kurze Aufenthalte in der Wasserkabine, in der die Karossen auf Dichtigkeit geprüft werden sowie ein Check der elektronischen Steuerungen und Achsen.
Porsche mit hohen Qualitätsansprüchen an Premiumfahrzeuge
Um die hohen Qualitätsansprüche an ein Premiumfahrzeug zuverlässig erfüllen zu können, ergänzen aufwendige Farbvergleiche zwischen dem Karosserielack und den zugelieferten Komponenten, wie etwa dem Frontend, unter Speziallicht das Qualitätssystem. Außerdem wird täglich im Analysezentrum ein fertig montierter Wagen wieder zerlegt und so die Montagequalität bis ins Detail geprüft. Für die Kontrolle der Passgenauigkeit neuer Komponenten steht in einem separaten Raum eine Rohkarosse aus gefrästem Aluminium als Urmuster bereit. Eine Klimakammer simuliert zudem extreme Nutzungsbedingungen.
Die hohen Qualitätsansprüche will Leimgruber auch erfüllen, wenn in den nächsten Jahren die Produktionszahlen deutlich steigen. Derzeit werden im Leipziger Automobilwerk täglich etwas mehr als 280 Cayenne und 120 Panamera montiert. Damit sei die ursprünglich konzipierte Leistungsfähigkeit am Band voll ausgereizt. Weil aber die Nachfrage größer ist und weiter wächst, will Werkschef Siegfried Bülow lieber heute als morgen zum Dreischichtbetrieb wechseln. „Wir müssen aber zugleich die Kapazitäten der Zulieferer steigern“, erklärt Bülow und sieht darin auch eine Gratwanderung bei der Qualität. Denn die Leistung des Werks hänge von einer weltweit aufgebauten Lieferkette ab, die bei Porsche und allen Zulieferern synchron und taktgenau funktionieren muss. Die Pufferzone für zugelieferte Bauteile – einschließlich der Karosserien aus Bratislava und Hannover und der Motoren aus Stuttgart – liegt nur im Stundenbereich. Und das, obwohl jeder Porsche durch die hohe Variantenvielfalt praktisch wie ein Unikat zusammengestellt wird.
Porsche: Kapazitäten für kommendes Jahr auf 550 Fahrzeuge pro Tag ausbauen
Im nächsten Jahr soll die dritte Schicht für die Anhebung der Stückzahlen auf täglich etwa 550 Fahrzeuge in Leipzig eingeführt werden. Hinter den Kulissen laufen dann auch die Vorbereitungen für die neue Baureihe mit dem Arbeitstitel Cajun auf Hochtouren. Bereits im Herbst 2011 beginnen auf rund 60 ha Fläche westlich des Werks die Bauarbeiten für ein neues Karosseriewerk und eine Lackiererei, wodurch in Leipzig ein Vollwerk entstehen wird. Porsche nennt zwar noch nicht alle Zahlen, spricht aber von etwa 1000 neuen Beschäftigten, das wäre mehr als eine Verdopplung. „Wir planen die neuen Werkshallen zunächst nur für den Cajun“, erkärt Lehmgruber. Denn das Lieferantensystem mit ausgewählten und geprüften Zulieferern für die Modelle Cayenne und Panamera habe sich bewährt und man wolle nicht auf noch mehr Zulieferer ausweichen.
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