Autotest 18.11.2011, 12:04 Uhr

Porsche Panamera Diesel und BMW 530d GT im Vergleich

Irgendwie gehören BMW 5er GT und Porsche Panamera in eine Klasse, auch wenn sie auf den ersten Blick sehr gegensätzlich wirken.

Der eine Gran Turismo in der äußeren Form hoch und wuchtig, der andere flach und dynamisch fast wie ein 911er-Sportwagen. Während der 5er GT innen sehr geräumig ist, sitzen Fahrer und Beifahrer im Panamera wie in einem körpernah geschnittenen Maßanzug. In seinen Fond einzusteigen gerät für Großgewachsene und Ältere zur Turnübung, aber dort sitzen sie auf den zwei Einzelsitzen recht bequem – ihre Lehnen lassen sich umklappen zur Vergrößerung des Ladevolumens.

Ein weitaus großzügigeres Raumgefühl herrscht im BMW. Vor allem die vorderen Plätze bieten üppig Platz und auf den voluminösen Sitzen fühlen sich selbst XXL-Insassen sehr wohl. Die Variabilität wird dank dreigeteilter umklappbarer Rücksitzlehne (40:20:40) im Fond erhöht, einen weiteren Vorteil bringt die zweigeteilte Heckklappe. Was die bullige GT-Karosserie nicht zuletzt auszeichnet, ist ihre gute Rundumsicht. Dagegen hat der Panamera-Fahrer ein eingeschränktes Sichtfeld.

Porsche Panamera Diesel und BMW 530d GT: Keine großen Unterschiede in der Fahrleistung

Die beiden 3,0-l-Dieselmotoren liegen mit ihrer Leistung nah zusammen. Der V6-Turbodiesel im Porsche – ein modifizierter Audi-TDI – leistet 184 kW und hat 550 Nm max. Drehmoment geringfügig mehr als der 530d-Reihensechszylinder (180 kW 540 Nm) im BMW. Bei beiden Fahrzeugen wird die Kraft über ein achtstufiges Wandlerautomatikgetriebe auf die Hinterräder übertragen.

Ein aufdringliches dieseltypisches Geräusch ist nicht zu hören. Die Ingenieure bei Porsche haben das Basisaggregat von Audi auch akustisch überarbeitet, so dass selbst typische Selbstzündergeräusche beim Start nicht auftreten. Beim Beschleunigen könnte der Kunde die Untertöne mit feinem Gehör eher vernehmen, aber dann wird er fasziniert vom antrittsstarken V6-Zylinder. Dieser reagiert sehr spontan auf Gaspedaldruck, rauscht los, wechselt die Gänge blitzschnell und geschmeidig. Dabei bleibt der Sound immer angenehm.

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Nicht nur im Sprint von 0 auf Tempo 100 km/h muss sich der BMW 530d GT knapp geschlagen geben. Der Diesel aus München hat mit dem rund 1960 kg wiegenden GT rund 80 kg mehr zu bewegen. Temperament, aber auch Laufruhe wollen sich bei ihm nicht so recht einstellen. Da haben wir schon bessere Motoren von BMW erlebt – sowohl Benziner als auch Diesel. Die etwas hektischen Schaltvorgänge im Sportprogramm kann man sich ersparen, der 5er GT fährt sich besser und sanft schaltend im normalen oder manuellen Modus.

Verbrauch: Porsche Panamera Diesel sparsamer als BMW 530d GT

Bei identischen Verbrauchswerten in den genormten EU-Fahrzyklen weichen die beiden Gran Turismo jedoch in der Praxis voneinander ab. Als besonders sparsam erwies sich der Panamera-Diesel im Schnitt mit 7,5 l/100 km, der 530d GT konsumierte 8,3 l/100 km. Hervorzuheben ist die große Reichweite mit einer Tankfüllung beim Porsche. Autobahnfahrten mit hohen Tempi treiben die Verbräuche freilich nach oben.

Fahrdynamisch überzeugt der Panamera. Fahrwerk und Lenkung sind gekonnt abgestimmt. Der Fahrer hat nie den Eindruck, ein immerhin 4,97 m langes und mit 1880 kg schweres Fahrzeug zu bewegen. In schnellen Kurven liegt der Grenzbereich sehr hoch. Im übrigen stützen die Sportsitze gut ab. Vielleicht irritieren manchen die vielen Tasten und Knöpfe der Armaturen – Material und Verarbeitung kann keiner kritisieren. Am Fahrkomfort können die Insassen auch nicht herummäkeln, wobei die Sportwagen-Gene nicht zu kurz kommen, was auf Querfugen zu spüren ist.

Preis: Gran Turismo von Porsche deutlich teurer

Für die spontanen Belange der Fahrwerksabstimmung bietet BMW optional die Integral-Aktivlenkung (1760 €), die geschwindigkeitsabhängig den Lenkwinkel von Vorder- und Hinterräder anpasst. Dadurch soll wohl der Fahrer einerseits den Eindruck haben, ein besonders sportliches, sehr direkt reagierendes Fahrzeug zu fahren. Andererseits wirkt aber die Lenkung, wie der 530d-GT-Testwagen vermittelte, wegen geringer Rückmeldung eingeschränkt präzise. Die gewählte Federungs-/Dämpfungseinstellung, die Vertikalbewegungen zulässt, dürfte diesen Eindruck noch verstärken.

Deutlich der Preisunterschied, obwohl im teureren Porsche einiges serienmäßig ist, was im BMW als Standard fehlt. So kostet der viersitzige Gran Turismo von Porsche mit 80 183 € über 24 000 € mehr als der BMW 530d GT, für den in der Basisversion 55 400 € zu zahlen sind. Die Differenz ist kein Pappenstiel, denn dafür gibt es schon einen netten VW Golf.

 

Ein Beitrag von:

  • Ingo Reuss

    Der Autor Ingo Reuss ist Motorjournalist. Er ist seit vielen Jahren für große Tages- und Wochenzeitungen sowie Fachmagazine tätig.

  • Wolfgang Pester

    Ressortleiter Infrastruktur bei VDI nachrichten. Fachthemen: Automobile, Eisenbahn, Luft- und Raumfahrt.

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