StreetScooter Produktion soll noch dieses Jahr eingestellt werden
Was zunächst florierte, droht nun in der Versenkung zu verschwinden: Die StreetScooter der Deutschen Post. Die Suche nach einem Partner für den Elektrotransporter ist gescheitert. Aus diesem Grund will die Post die Produktion der Streetscooter-Elektrofahrzeuge noch 2020 komplett einstellen.
„Neubestellungen wird es keine mehr geben“, sagte ein Sprecher der Post gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Auslieferung von Fahrzeugen werde sich noch bis ins nächste Jahr hinziehen. Allerdings produziert die Post keine neuen StreetScooter mehr. Ein Grund dafür: Die Suche nach einem Partner für den Elektrotransporter ist gescheitert. Mit welchen weiteren Herausforderungen die Post zu kämpfen hatte, lesen Sie in unserem Rückblick.
460 StreetScooter brandgefährdet
Er schafft nur eine Reichweite von 80 Kilometer pro Akkuladung, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei schlappen 80 km/h. Doch schneller und weiter muss der StreetScooter auch nicht fahren. Denn der Transporter liefert vor allem Waren in den Innenstädten aus. Und deshalb kann der StreetScooter 650 Kilogramm an Zuladung aufnehmen. Das entspricht rund 150 Paketen.
Damit ist der elektrobetriebene StreetScooter absolut tauglich für die Paketzustellung der Posttochter DHL. Doch so richtig will das gelbe E-Fahrzeug nicht mehr zünden. Zuletzt machte die Post mit Bränden der StreetScooter von sich reden. Dabei hatte Amazon kürzlich 40 Exemplare bestellt. Bundesweit sind 11.000 Fahrzeuge im Einsatz, so die Deutsche Post. Bei 460 Fahrzeugen hat der Konzern eine potenzielle Brandgefährdung durch die Batterie festgestellt. Weiterfahren sollen diese erst, wenn sie überprüft worden sind. Konkret geht es um die Fahrzeuge um den Typ Work L, Baujahr 2018. Klingt nicht gerade vertrauenswürdig.
Aus der Not heraus wurde die Post zum Fahrzeughersteller
Aber wieso eigentlich baut die Post ihre Transporter selbst? Aus der Not heraus. Als Vorstand Jürgen Gerdes vor 5 Jahren bei etablierten Autoherstellern wie Daimler und Volkswagen nach der Produktion eines elektrisch betriebenen Transporters anfragte, gab es überraschenderweise nur Abfuhren. Doch Gerdes hielt an seiner Idee fest und wurde bei dem kleinen Start-up StreetScooter fündig, das an der RWTH Aachen Elektrofahrzeuge entwickelte. 2014 kaufte die Post den kleinen Hersteller. „Das war natürlich ein Glücksfall“, sagt Gerdes heute über die Aachener Auto-Entwickler.
Ein Glücksfall, weil der rein elektrisch fahrende StreetScooter voll auf die Bedürfnisse der Warenzustellung in Innenstädten zugeschnitten ist. Das Auto ist nur 4,60 Meter lang und damit wendig genug, um sich auch in engen Straßenzügen bewegen zu können. Die Zuladung ist mit 650 Kilogramn ideal für den Warentransport über kurze Strecken. Bis zu 300 Stopps und Anfahrvorgänge täglich leistet der StreetScooter, der an rund 300 Tagen im Jahr im Einsatz ist.
Der Asynchronmotor hat eine Leistung von 30 kW, die Energie liefert eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 20,6 kWh. An einer Steckdose dauert es viereinhalb Stunden, bis die Batterie zu 80 % geladen ist.
CEO verlässt StreetScooter
Im Februar 2020 eine neue Hiobsbotschaft: CEO Sommer steigt nach kurzer Amtszeit wieder aus. Jörg Sommer war erst seit April 2019 CEO des E-Nutzfahrzeugherstellers. Die Trennung erfolge in gegenseitigem Einvernehmen mit sofortiger Wirkung, teilte die Deutsche Post DHL Group mit. Neuer Streetscooter-CEO ist Markus Dörr, der als COO bislang für das operative Geschäft des Unternehmens zuständig war. Grund für den Ausstieg Sommers seien unterschiedliche Auffassungen zur zukünftigen Ausrichtung von Streetscooter, heißt es in einer Mitteilung der Post.
Sommer sah eine Kooperation mit dem chinesischen Autobauer Chery. Gemeinsam wollten die Unternehmen in China Elektrolieferwagen produzieren. Mit dem Abgang des CEO steht dieses Expansionsprojekt Medienberichten zufolge auf der Kippe. Zudem habe der Hersteller mit roten Zahlen zu kämpfen.
Die Deutsche Post schmeißt mit dem StreetScooter Geld zum Fenster raus und würde den Hersteller von E-Lastern gerne verkaufen. Doch bislang finden sich keine Kaufinteressenten. Der eigentlich Plan sah vor, den gesamtenFuhrpark von Post und DHL in der Brief- und Paketzustellung auf Elektrotransporter umzustellen. Das ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Technische Probleme und fehlende Investoren lassen den Plan scheitern.
Jährlich könnten 20.000 Fahrzeuge entstehen
Die Deutsche Post könnte deutlich mehr leisten. In den Werken in Düren und Aachen könnten jährlich 20.000 Fahrzeuge gebaut werden. Das einstige Kaufargument lautet: Praktisch, günstig und leistungsstark. Aufwendige Bordelektronik sucht man im StreetScooter vergeblich. Die Post hat in den letzten 5 Jahren keinen anderen Hersteller von seiner Idee überzeugen können. Aus diesem Grund produziert heute kein anderes Unternehmen für den Konzern. Die Scooter-Liebe bei der Post ist abgeflaut.
Die Post sieht sich nicht als Autohersteller. Seit Längerem erwägt die Konzernspitze den Verkauf der Sparte.
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