Rahmenloses Motorrad stiehlt Konkurrenz die Schau
Kein Rahmen, keine Verkleidung, dafür kraftstrotzendes Metall, wo man hinschaut: Der Vanguard Roadster zog bei seiner Premiere auf der New York Motorcycle Show alle Blicke auf sich. Und das hat mehrere Gründe. Das puristische Design des Motorrads ist nur einer davon.
Die eher kleine New York Motorcycle Show am zweiten Dezember-Wochenende wartete mit einer Sensation auf: Die frisch aus der Taufe erhobene Motorradmarke Vanguard, ebenfalls aus New York, nutzte das Heimspiel, präsentierte ihren Erstling und zeigte den etablierten Motorradmarken mir nichts, dir nichts die Rücklichter.
Ihren plötzlichen Star-Status verdankt die Maschine namens Vanguard Roadster einer Kombination aus minimalistischen Steampunk-Chic, wuchtiger Power und nicht zuletzt den Machern – dem bekannten Motorrad-Designer Edward Jacobs und dem umtriebigen und ziemlich wohlhabenden Investor Francois-Xavier Terny von FXE Industries.
Kein Schnickschnack, nirgends
Was bei dem Motorrad als allererstes ins Auge fällt, ist der Verzicht auf sämtlichen Schnickschnack. Es gibt weder eine Verkleidung noch einen Rahmen – zentrales Element ist der massive Motorblock, der sämtliche Teile an seinem Platz hält. Er trägt den langgestreckten 21-Liter Tank, der in eine nur spartanisch gepolsterte, dünne Sitzfläche ausläuft.
An deren Ende findet sich auch das umlaufende LED-Bremslicht – die einzige Möglichkeit, es anzubringen, denn eine Hinterradabdeckung oder etwas Vergleichbares sucht man bei dem puristisch geformten Motorrad mit frei schwebendem Heck ebenfalls vergebens.
Sogar auf einen Auspuff, den Stolz vieler Biker, hat Edward Jacobs verzichtet: Die Abgase entweichen dezent durch eine raffiniert verkleidete Anlage unterhalb des Motors. Selbst Seitenspiegel oder klassische Instrumente gibt es nicht. Die notwendigen Informationen und das Bild der Kameras, die statt der Spiegel eingebaut sind, werden auf eine Art Tablet zwischen Lenkkopf und Tank gespielt. Hier verbinden sich wie selbstverständlich puristisches Retro-Design mit futuristischen Elementen.
Trichterförmige Räder aus Aluminium
Wo der Designer beim besten Willen nichts mehr reduzieren konnte, hat er nach Möglichkeit poliertes, sauber gefrästes Metall verwendet – zum Beispiel bei den Fußrasten. Der Plexiglasdeckel auf der rechten Seite, der Zahnräder und Riemen vor Straßenstaub, Kleidungsstücken und Körperteilen schützt, ist materialtechnisch eins der wenigen Zugeständnisse an die Konventionen.
Auch bei den Rädern, die aus trichterförmigen Aluminium-Scheiben bestehen, scheint der Metallanteil gegenüber dem Gummi zu überwiegen. Aus dem Vollen schöpfen konnte Jacobs dann wieder beim Kardanantrieb, der sich in einer massiv wirkenden metallenen Einarmschwinge auf der rechten Seite verbirgt.
Vanguard Roadster holt aus 1,9 Liter Hubraum 100 PS
Der Motor ist nicht nur optisch ein Hingucker, der kann auch was: Es handelt sich um einen luftgekühlten 56-Grad-V-Twin-Motor auf Basis eines S&S X-Wedge. Mit seinen 1.917 ccm Brennraumvolumen schafft er rund 100 PS – bei einem Drehmoment von 150 Newtonmetern. Wenn dieser Motor die 250 Kilo Kampfgewicht erst einmal in Schwung gebracht hat, braucht es gute Bremsen: Die sind in Form einer Brembo-Anlage an Bord. Agil und wendig geht anders – zu dem Gewicht kommt ein Radstand von 1664 mm. Für die dennoch vorhandene Beweglichkeit sorgt die Öhlins-Federgabel.
Markteinführung für 2018 geplant
Für Fahranfänger ist das Bike sowieso nicht gedacht: Mit einem Preis von rund 30.000 Dollar – derzeit etwa 28750 Euro – haben es die Entwickler ausdrücklich im Premium-Segment eingeordnet. Ab 2018 soll es auf den Markt kommen; zumindest in den USA. Ob es eine für Europa zugelassene Version geben wird, steht noch in den Sternen.
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