Regeln lernen: Fahrradfahren im Straßenverkehr am Computer
Hat das Auto Vorfahrt, darf ich auf dem Radweg fahren, kann ich über den Zebrastreifen radeln? Gerade für acht- bis zwölfjährige ist es kniffelig, das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu erlernen. Jetzt haben Informatiker der Uni Kassel ein Computerspiel entwickelt, mit dem Jugendliche auf dem virtuellen Rad durch die Stadt fahren können.
Oft kennen nicht einmal Erwachsene die Verkehrsregeln: Muss eine Neunjährige auf der Straße fahren oder noch auf dem Gehweg? Darf die Mutter ihr Kind mit dem Rad auf dem Gehweg begleiten? Dürfen Kinder mit dem Rad den Zebrastreifen an der Schule benutzen? Und ist es eigentlich erlaubt, vor der roten Ampel rechts an den Autos vorbei zu fahren? Und wie ist die Vorfahrt an der Kreuzung vor der Schule geregelt? Wie sollen erst Kinder sich richtig und vor allem sicher im Verkehr zurecht finden.
Verkehrsregeln lernen durch das Spiel am Computer
Informatiker der Uni Kassel wollen das Problem spielerisch lösen. Sie haben ein Computerspiel entwickelt, dass Kindern ganz unterbewusst das richtige Verhalten im Verkehr beibringt. Wir hoffen, dass die Software möglichst viel im Schulunterricht zum Einsatz kommt. Das Spiel kann die Praxis zwar nicht ersetzen, aber sie kann die jungen Schüler auf die Realität im Straßenverkehr vorbereiten, so dass sich die Zahl der Unfälle verringert“, hofft Prof. Dr.-Ing. Dieter Wloka, Leiter des Fachgebiets Technische Informatik, an der Universität Kassel.
Mit einem virtuellen Fahrrad fahren die Schüler durch eine Stadt. Sie üben, wie man sich an Kreuzungen und Ampeln verhält, was beim Abbiegen und Bremsen zu beachten ist und wie Handzeichen gegeben werden müssen. Jede Bewegung, jeder Blick des Radfahrers wird festgehalten, um ihn später bewerten zu können. Mit einem Zugangscode können die Schüler sich jederzeit das Spiel aus dem Internet herunterladen und den virtuellen Parcours abfahren.
Lehrer kann verschiedene Szenarios abfahren lassen
Da die Software insbesondere für den Einsatz im Unterricht konzipiert wurde, kann der Lehrer individuell für jeden Schüler bestimmte Szenen und Verkehrssituationen einstellen. Dabei hat er die Auswahl zwischen acht verschiedenen Straßentypen und einer Straßenbahnlinie.
Der Pädagoge wählt bestimmte Verkehrszeichen aus, die in das Spiel eingebaut werden sollen, und kann individuell Kreuzungen und Verkehrssituationen entwerfen. Natürlich lassen sich so auch gefährliche Kreuzungen im Umfeld der Schule nachbilden. Einfügen lassen sich Ampeln, Ampelphasen, Zebrastreifen, Überwege und verkehrsberuhigte Zonen. Für eine naturgetreue Umgebung wählt der Lehrer zuletzt Gebäude und Bäume aus. Zum guten Schluss wird noch eine Start und Ziel-Position festgelegt.
Schüler fahren durch die vom Lehrer entwickelte Stadt
Vor dem Start muss der Lehrer den Simulator starten und die Straßenszene freigeben. Jetzt kann jeder Schüler seine individuelle Straßenszene aus dem Internet hochladen und die von seinem Lehrer erstellte Verkehrssituationen mit dem Rad abfahren.
Wie im echten Verkehr wechselt auch bei der Radfahrt durch die Stadt ständig die Zahl der Verkehrsteilnehmer, gibt es unvorhergesehene Zwischenfälle, springen Ampeln plötzlich auf Rot. Trainiert werden können sieben verschiedene Übungen wie Bremsen, Abbiegen und das Verhalten an Kreuzungen.
Ereignisanzeige zur Kontrolle durch den Lehrer
Sämtliche Bewegungen und Handlungen des Radfahrers werden in einer Datenbank gespeichert. Der Lehrer kann auf einer sogenannten Ereignisanzeige nachvollziehen, welchen Weg der Spieler genommen und wie er sich verhalten hat. Auch die Bewegungen der anderen Verkehrsteilnehmer werden aufgezeichnet. Somit erhält der Lehrer einen Gesamtüberblick.
Der Wissenschaftler Yasser Jaffal hat das Projekt im Rahmen seiner Promotion entwickelt. Interessierte Lehrer können sich auf der Homepage des Fachgebietes Technische Informatik der Uni Kassel kostenlos registrieren und das Videospiel testen.
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