Tupolew Tu-160 Blackjack 30.08.2016, 13:00 Uhr

Russland plant Nachbau des alten Überschallbombers

Die russische Luftwaffe will 50 Exemplare eines schweren überschallschnellen Bombers anschaffen, der 1981 erstmals flog – und schon lange nicht mehr gebaut wird: die Tupolew Tu-160, auch unter dem Namen Blackjack bekannt. Wohl frühestens 2020 soll die neu aufgelegte Bomberflotte in den Truppendienst kommen. Bis dahin soll noch vieles der alten Technik durchgreifend modernisiert werden.

Russland will seinen einstigen Vorzeigebomber Tu-160 technisch verbessert neu auflegen. Während er in der Nato unter "Blackjack" firmiert, nennen ihn die Russen auch "Weißer Schwan". 

Russland will seinen einstigen Vorzeigebomber Tu-160 technisch verbessert neu auflegen. Während er in der Nato unter "Blackjack" firmiert, nennen ihn die Russen auch "Weißer Schwan". 

Foto: Ministry of Defense

Als die vom russischen Design-Büro Tupolew entworfene Tu-160 1981 zu ihrem ersten Flug startete war sie westlichen Mustern in vieler Hinsicht weit überlegen: Der schwere Langstreckenbomber flog mit Überschallgeschwindigkeit. Dabei kam die variable Geometrie der Tragflächen sehr zur Hilfe. Je schneller der viermotorige Bomber flog, desto mehr legten sich die Tragflächen an den Rumpf an.

Die Spitzengeschwindigkeit liegt mit 2220 km/h leicht über der doppelten Schallgeschwindigkeit. Zu Start und Landung aber wurden die Tragflächen vom Piloten weit nach vorne geschoben und gaben dem Bomber auf diese Weise mehr Auftrieb und mehr Sicherheit beim langsamen Flug. Das war wichtig, weil der Tu-160 nicht zuletzt durch seine hohe Waffenzuladung von 40 t ein erhebliches Startgewicht von maximal 110 t aufwies. Die Reichweite liegt bei 12.300 km. 1987 kam die Tu-160 schließlich in den Truppendienst. Gebaut wurden acht Prototypen und anschließend 27 Serienmaschinen.

Hoher Verschleiß beim Blackjack

In der Nato-Kennzeichnung firmiert die Tu-160 als Blackjack. Die Nato und speziell die amerikanische Luftwaffe schätzt den russischen Bomber als besonders gefährliche Waffe ein, die zumindest anfänglich westlichen Mustern um viele Jahre voraus war.

Je schneller der viermotorige Bomber Tu-160 fliegt, desto mehr legen sich die Tragflächen an den Rumpf an. 

Je schneller der viermotorige Bomber Tu-160 fliegt, desto mehr legen sich die Tragflächen an den Rumpf an.

Quelle: Ministry of Defense

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Allerdings zeichnete sich die Tu-160 zugleich auch durch einen unverhältnismäßig hohen Verschleiß aus. Ohne Feindeinwirkung ist die Tu160-Bomberflotte bis 2016 von 27 auf 16 Maschinen geschrumpft, von denen nur noch 13 einsetzbar sind, während die restlichen drei Maschinen als Ersatzteilreserve herhalten müssen und nicht mehr fliegen können.

Frühe Suche nach einem Nachfolger 

Je weniger Überschallbomber der russischen Luftwaffe zur Verfügung standen, desto lauter wurden die Rufe nach einem Nachfolgemuster. Ein entsprechender Auftrag an das Design-Büro Tupolew führte 2009 dazu, dass damals mit den Arbeiten an der geplanten radar-unsichtbaren “PAK DA” begonnen wurde. Dieses Vorhaben erwies sich aber als technisch extrem anspruchsvoll und zugleich auch als extrem teuer.

Blackjack erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 2220 km/h. 

Blackjack erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 2220 km/h.

Quelle: Ministry of Defence

Beides zusammen veranlasste 2015 Verteidigungsminister Sergei Shoigu zu der Forderung, statt die “PAK DA” weiter zu verfolgen, doch besser die alte Tu-160 noch einmal aufzulegen. Daraus wurde dann die Forderung, wenigstens 50 der “alten” Maschinen zu bauen. Inzwischen – ein Jahr später – wird dieses Projekt ernsthaft angegangen. Im Flugzeugwerk Kazan, das schon die alten Tu-160 baute, wird auch die neue Tu-160 mit der Zusatzbezeichnung M2 gefertigt werden.

Viele technische Verbesserungen für den Tu-160 M2 geplant

Bei den geplanten technischen Verbesserungen geht es im Wesentlichen um die Jet-Triebwerke und das Cockpit. Vorgesehen sind vier Triebwerke des russischen Typs NK-32-2 von Kuznetsow. Aufgrund andersartiger Metalllegierungen können sie dauerhaft höhere Temperaturen aushalten. Damit gibt es weniger Triebwerksausfälle und einen geringeren Wartungsbedarf. Im Cockpit wird die gesamte Elektronik ausgewechselt. Dabei soll die Tu-160 M2 eine modular aufgebaute Avionik erhalten – was die spätere weitere Modernisierung erleichtert. Erneuert wird auch die Technik der elektronischen Kampfführung (Electronic Warfare).

Nur noch 13 Tu-160 sind einsetzbar. Jetzt will Russland eine neue Tu-160-Bomberflotte bauen lassen. Die 50 Exemplare sollen technisch auf den neuesten Stand gebracht werden und den Namenszusatz M2 erhalten. 

Nur noch 13 Tu-160 sind einsetzbar. Jetzt will Russland eine neue Tu-160-Bomberflotte bauen lassen. Die 50 Exemplare sollen technisch auf den neuesten Stand gebracht werden und den Namenszusatz M2 erhalten.

Quelle: Ministry of Defence

Soweit es um die Waffen-Zuladung geht, wird auch die neue Version der Tu-160 entweder zwölf Marschflugkörper (Cruise Missiles) oder 90 Bomben von je 500 kg Gewicht befördern. Bei den Cruise Missiles geht es allerdings um die neuen Muster Kh-555 und Kh101/102 statt der alten Raduga Kh55SM.

Eine B-52 wird in der Luft betankt. Die U.S. Air Force schwört auf die Langstreckenbomber, die bereits seit Jahrzehnten im Einsatz sind und nun für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht werden sollen. 

Eine B-52 wird in der Luft betankt. Die U.S. Air Force schwört auf die Langstreckenbomber, die bereits seit Jahrzehnten im Einsatz sind und nun für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht werden sollen.

Quelle: Nathan Allen/U.S. Air Force

Auch in den USA hält man an alten Fliegern fest: Unabhängig von der Bestellung eines neuen strategischen Bombers plant die amerikanische Luftwaffe ihren ältesten Langstreckenbomber, die B-52, noch mehrere Jahrzehnte lang einzusetzen. Dafür soll das Militärflugzeug neue Triebwerke bekommen und auch sonst modernisiert werden.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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