Russland testet Mach 10 schnelle Atomrakete mit Nuklearantrieb
Russland hat offenbar eine flugfähige Rakete mit Nuklearantrieb getestet, die bis zu zehnfache Schallgeschwindigkeit erreichen soll. Damit wäre sie kaum von einer Raketenabwehr zu treffen. Die Rakete wurde im Flug von einer MIG31 gestartet. Das russische Verteidigungsministerium hat ein entsprechendes Video veröffentlicht.
Seit dem Sommer vergangenen Jahres war zumindest gerüchteweise bekannt, dass sich die russische Wehrtechnik auf die Entwicklung nuklearer Antriebe für Raketen wie Torpedos konzentriert. Anfang dieses Monats hatte der russische Regierungschef Wladimir Putin diese Gerüchte bestätigt und erste Details verraten. Danach bestätigte er die Existenz der Nuklearrakete Kinschal, russisch für Dolch. Er ließ jedoch offen, wie weit die Entwicklung der Rakete ist. Umso überraschender kam jetzt der angeblich geglückte Test. Damit hätte Russland einige technische Probleme gelöst.
Größenproblem gelöst: Nuklearantrieb klein genug für Raketen
Am nuklearen Antrieb von Raketen und Flugzeugen wird schon seit Jahrzehnten gearbeitet. Immer wieder zwangen technische Probleme zur Einstellung der Arbeiten. Zu den technischen Problemen der Vergangenheit gehörte bei bemannten Flugzeugen das hohe zusätzliche Gewicht der völligen Abschirmung der Piloten gegenüber radioaktiver Bestrahlung. Soweit es um Raketen ging, waren die nuklearen Antriebsaggregate lange Zeit viel zu groß.
Zumindest das Größenproblem scheint nun gelöst. Putin sprach Anfang März von einer „Miniaturisierung” der nuklearen Antriebsaggregate, die diese nun für Raketen und Torpedos verwendbar mache. Der nukleare Antrieb für bemannte Flugzeuge ist dagegen derzeit kein Thema. Möglich geworden ist die Miniaturisierung vor allem durch neue Werkstoffe wie besonders hitzebeständige Metalllegierungen sowie Verbundwerkstoffe.
Putin betonte, die neuen Raketen und Torpedos könnten unabhängig von ihrem nuklearen Antrieb wahlweise mit konventionellen oder nuklearen Sprengköpfen ausgerüstet werden. Dabei erzeugen die Rakete beim Einschlag ins Ziel auch bei einer konventionellen Bewaffnung für eine gewisse radioaktive Verstrahlung, da das nukleare Antriebsaggregat am Ziel zerstört wird.
Nukleare Antriebe ermöglichen extreme Reichweiten
Nach Putins Angaben lassen sich alle zukünftigen Raketen nuklear antreiben. Der besondere Nutzen liegt in der extremen Reichweite und der erheblich höheren Nutzlast. Dadurch kann jeder Sprengkopf viel schwerer ausgelegt werden als das bei Raketen mit konventionellen Feststoff- oder Flüssigstoffantrieben.
Durch die extreme Reichweite bei gleichzeitig bis zu zehnfacher Schallgeschwindigkeit steht eine konventionelle Raketenabwehr vor dem Problem, dass sie den Kurs der Nuklearrakete kaum berechnen und den Flugkörper auch nicht mehr abfangen kann.
Putin gab dazu selbst ein Beispiel: Russland startet an der Grenze zur Arktis eine Rakete mit Ziel amerikanische Ostküste. Diese Rakete fliegt zunächst nach Westeuropa, dreht dann aber nach Süden ab und überquert den Südatlantik in Richtung Lateinamerika. Von dort fliegt sie dann auf ständig wechselnden Kursen in die Vereinigten Staaten. Putin sprach dabei von einer „unbegrenzten Reichweite“ und einem „unvorhersehbaren Flugweg“.
Neben dem Nuklearantrieb aber auch extrem schnelle neue Raketen
Bei der jetzt getesteten Rakete handelt es sich um eine der von Russland entwickelten Hypersonic-Raketen, die bereits einsatzfähig sind und die zehnfache Schallgeschwindigkeit (Mach10) erreichen sollen. Gestartet werden sie in der Luft von einer MIG31, unter der die Rakete hängt. Bei mehr als doppelter Schallgeschwindigkeit klinkt die MIG die Rakete aus.
Der neue nukleare Antrieb beschleunigt die Rakete zunächst auf fünffache Schallgeschwindigkeit. Anschließend beschleunigt ein zusätzliches Antriebssystem die Rakete auf die zehnfache Schallgeschwindigkeit. Ziel der russischen Ingenieure ist eine Rakete, die eine Reisegeschwindigkeit in der Größenordnung der 20fachen Schallgeschwindigkeit erreichen kann.
Auch China und die USA arbeiten an Lenkwaffen, die Überschallgeschwindigkeit erreichen sollen und von Nukleartechnik angetrieben werden sollen. Die USA haben eine Lenkwaffe mit fünffacher Schallgeschwindigkeit angekündigt, die allerdings noch mit konventionellem Antrieb ausgestattet ist.
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