Scania NXT: das Nutzfahrzeug der Zukunft
Die zu VW gehörenden schwedischen Autobauer, mit Spezialisierung auf Nutzfahrzeuge und Industriemotoren, haben unlängst ihr neues Automobilkonzept für die Zukunft vorgestellt. „NXT“ soll als modulares Nutzfahrzeug den Weg in die Zukunft ebnen.
So sieht der Scania NXT aus
Ein futuristischer Hauch zeigt sich schon auf den ersten Blick. Vorgestellt wurde der Bus erstmals auf dem UITP Global Public Transport Summit in Stockholm. Der NXT erinnert optisch ein wenig an den Kultfilm „Tron“, was er vor allem seiner schwarz-blauen Aufmachung zu verdanken hat. Schimmernde Oberflächen, grelles Blau und eine schnittige Form spiegeln wider, wie sich die Designer und Autobauer im Hause Scania die Zukunft vorstellen.
Der Blick in das Datenblatt vom NXT verrät mehr. So soll dieser:
- auf satte 8 Meter Länge kommen
- einen verbauten Akku mit 162 kWh im Unterboden haben
- eine Gesamtreichweite von bis zu 245 km erreichen
- für 55 Passagiere geeignet sein und 20 Sitze haben
- nicht beladen 8 Tonnen Gewicht auf die Waage bringen
Obwohl der Radstand mit seinen 6 Metern den heutigen Bussen ähnelt, ist der NXT trotzdem wesentlich wendiger. Das verdankt er den Nabenmotoren sowie den 4 gelenkten Rädern. Scania selbst geben den Wendekreis mit 10,5 Metern an, was ein besseres Ergebnis wäre, als so mancher PKW vorzuweisen hat.
Weil Elektromobilität in der Zukunft eine große Rolle spielen soll, wurde das 20 Quadratmeter große Dach komplett mit Solarmodulen ausgestattet. Damit könnte das Nutzfahrzeug nahezu 3 Kilowatt Strom selbständig erzeugen. Für die kalte Jahreszeit haben die Schweden ebenfalls vorgesorgt. Im Innenbereich wurde eine energiesparende Infrarotheizung verbaut. Anders als bei Konvektionswärme, hält diese direkt die Fahrgäste warm, statt nur die Raumluft zu erwärmen.
Veranlagung als „modulares Fahrzeug“
Immer wieder fällt im Zusammenhang mit NXT auch der Begriff „modular“ beziehungsweise die Bezeichnung „modularer Aufbau“. Das kommt nicht von irgendwoher, denn der NXT soll weitaus mehr als nur ein einfacher Bus für den öffentlichen Nahverkehr sein. Stattdessen stellt sich Scania die Zukunft so vor, dass das Nutzfahrzeug je nach Bedarf mit verschiedenen Modulen ausgestattet wird.
So soll der NXT in der Lage sein, Pendler am Morgen und am Abend zur Arbeit beziehungsweise nach Hause zu bringen, während er tagsüber klassische Warentransporte abwickelt. Auch für schwere Lasten eignet er sich, passende Module lassen sich außerdem relativ flexibel mit anderen Fahrzeugen verbinden – so zumindest die Vision im Hause Scania. Wichtig ist dafür, dass die vorderen und hinteren Module separat voneinander funktionieren, denn ein Bus im Nahverkehr hat andere Anforderungen, als das bei einem Warentransport der Fall ist.
Scania liefern bei ihrer Vorstellung direkt die passenden Beispiele mit: denkbar ist beispielsweise, einzelne Module an bestehende Busse zu bauen. Ebenso könnten wiederum andere Module an Verteiler-LKWs oder sogar an Müllfahrzeuge angebaut werden. Je nachdem, was der NXT also gerade bewerkstelligen soll, wird ein anderes Modul verwendet. Das soll gleichermaßen den Warenfluss in Städten optimieren. Heute wird ein Großteil der Waren in den frühen Morgenstunden transportiert, während zur selben Zeit auch Menschen ihren Arbeitsweg antreten. Das sei wenig optimal, würde sich durch den NXT allein aber nicht verändern lassen.
Eine Lösung haben die Schweden dennoch parat: autonomes Fahren. Natürlich sieht solch ein Zukunftskonzept vor, dass der Transporter autonom fahren wird. Vom wirklich autonomen Fahren sind wir aktuell zwar noch weit entfernt, doch in der Zukunft wäre denkbar, dass der NXT Warenlieferungen völlig eigenständig abfährt – dank dem Elektroantrieb wäre das sogar in der Nacht denkbar, da die Elektromotoren nur eine sehr geringe Lärmbelastung verursachen.
Die Vision hinter dem NXT
Scania stellt sich die Zukunft also wie folgt vor: am Morgen fährt der NXT Menschen in der Stadt emissionsfrei zur Arbeit, während er in den frühen Mittagsstunden umgesteckt wird und zusammen mit Müllfahrzeugen eben diesen Müll abholt. Anschließend wird er für Warentransporte erneut umgesteckt und fährt dort Strecken ab, während er am Abend wieder als Transportbus für die arbeitende Bevölkerung fungiert. In der Nacht könnte er, dank dem geräuschlosen Elektroantrieb, weitere Warenlieferungen vollziehen.
Damit könnte der NXT, wenn die damit verbundenen Vorgänge optimiert werden, rund um die Uhr im Einsatz sein – insbesondere bei sonnigem Wetter, wo die Solarzellen den Eigenantrieb sicherstellen. Dennoch kann der Scania NXT allein nicht ein ganzes Stadtbild verändern. Insbesondere Aufgaben wie die Müllentsorgung haben schon jetzt wenig mit der Verfügbarkeit von Fahrzeugen und Personal und mehr mit politischem Willen zu tun. Ebenso müssten für autonome Warenlieferungen in der Nacht erst einmal die entsprechenden Gesetze für die Zukunft entworfen werden – bis dahin ist der NXT eben genau das: ein Zukunftskonzept.
Scanias NXT ist in guter Gesellschaft
Eine völlige Neuheit sind solche Zukunftskonzepte und flexible Nutzfahrzeuge natürlich nicht. Der Mercedes Urbanetic beispielsweise schlägt in die gleiche Kerbe, auch den Rinspeed Snap gibt es noch. Beide wurden im vergangenen Jahr vorgestellt und sollen eine Zukunft voller autonomer Nutzfahrzeuge mit Elektroantrieb zeichnen. Sie unterscheiden sich dennoch maßgeblich in einem entscheidenden Punkt, den der NXT aktuell allein für sich beansprucht: den Fokus auf Modularität.
Sowohl der Snap als auch der Urbanetic wurden als starre Einheit vorgestellt, während der NXT ganz bewusst auf unterschiedlich bedienbare Radstände sowie das jeweils separat zueinander verbaute vordere und hintere Modul setzt. Beim Snap gibt es zumindest Andeutungen, dass auch da das Konzept untersucht wird, während Mercedes-Daimler zuletzt kein Wort mehr über die Modularität vom Urbanetic verlor.
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