Schiff kann autonom einparken
Die Volvo-Tochterfirma Penta hat ein Dockingsystem für Schiffe präsentiert, das autonomes Einparken im Hafen ermöglichen soll. In ein paar Jahren könnten Havarien im Hafen der Vergangenheit angehören.
Der Käpt’n nimmt die Hände vom Steuer, die gut 20 Meter lange Yacht manövriert wie von Geisterhand. Langsam, aber zielsicher schiebt sich das Boot in eine Lücke zwischen zwei Teilnehmerboote des „Volvo Ocean Race“. Der Autohersteller Volvo, dessen Tochter Penta Antriebe für kleine bis mittelgroße Schiffe herstellt, hat sich diesen Schauplatz im Hafen von Göteborg für sein PR-Video schon passend ausgesucht. Schließlich will man hier aller Welt demonstrieren, wie weit die schwedischen Ingenieure beim Thema „Autonomes Fahren“ schon sind.
Schwerer Unfall im Hafen von Karachi
Das neuartige autonome Dockingsystem verfügt über besonders leistungsstarke Sensoren und eine Computersteuerung, die nach Herstellerangaben innerhalb von Millisekunden auf veränderte Bedingungen reagiert. Genau das ist bei Schiffen besonders kritisch, denn selbst kleine Wellen oder auffrischender Wind beeinflussen die Fahrtrichtung.
Bei der Vorführung im Hafen von Göteborg sah es indes nach sehr ruhiger See aus, und die Parklücke war auch nicht so richtig eng. Dennoch: Eine solche Andockhilfe könnte wohl viele Unfälle in Häfen vermeiden. „Anzudocken ist eines der schwierigsten Steuerungsmanöver auf einem Boot“, sagt Penta-Präsident Björn Ingemanson. Eben deshalb kommt es relativ häufig zu Kollisionen, die manchmal auch durchaus große Schäden verursachen. So zu sehen auf einem Amateurvideo aus dem März 2018, das als Werbemittel eher
weniger taugt. Denn es zeigt, wie im Hafen der pakistanischen Stadt Karachi ein gewaltiger Frachter an einem anderen entlangschrammt und dabei Dutzende Container verliert. Andockmanöver fehlgeschlagen.
Mehr Sicherheit und weniger Stress
Solche Unglücke will Penta mit seinem System vermeiden. Marktreif wird es allerdings frühestens im Jahr 2020 sein. Und vollständig autonom funktioniert es auch nicht, weil immer ein Steuermann zur Überwachung dabei sein muss. Trotzdem sehen die Ingenieure das System als großen Fortschritt. „Es macht das Andocken nicht schneller, aber sicherer und stressfreier für die Besatzung“, sagt Ingemanson.
Das System arbeitet in drei Schritten. Zunächst erkennt das Boot selbst, dass es sich einer Andockzone nähert und schickt ein entsprechendes Signal an den Kapitän. Wenn dieser das System aktiviert, bringt sich das Boot mithilfe von GPS automatisch in eine „docking ready“-Position. Wenn der Bootsführer dann das Manöver startet, nutzt die autonome Steuerung eine Kombination aus GPS- und Sensordaten. Dafür müssen allerdings entsprechende Sensoren nicht nur am Fahrzeug selbst, sondern auch in der Andockzone installiert sein. Ein nicht unwichtiger Fakt, den Volvo Penta erst im Kleingedruckten erwähnt.
Laster rasen autonom durchs Bergwerk
Für den Mutterkonzern Volvo ist die Präsentation auch Teil der Strategie, sich als Vorreiter beim autonomen Fahren zu positionieren – zu Wasser, aber vor allem zu Lande. Mit dem Fahrdienstleister Uber haben die Schweden schon einen Vertrag über die Lieferung mehrerer tausend autonomer Pkw geschlossen, durch ein schwedisches Erzbergwerk kurven schon seit zwei Jahren selbstfahrende Laster, und auch das autonome Müllauto von Volvo ist längst im Praxistest.
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