Auf hoher See 03.03.2024, 13:44 Uhr

Schwere Schiffsunglücke und berühmte Wracks

Wer an Wracks und Schiffsunglücke denkt, dem kommt sicher sofort die Titanic in den Sinn. Wir haben uns einmal angeschaut, was sonst noch an schlimmen Unfällen auf hoher See passiert ist.

Schiffswrack

Viele gesunkene Schiffe bleiben einfach am Meeresboden liegen und werden schon bald Teil der Natur.

Foto: PantherMedia / agiampiccolo

Immer wieder kommt es auf hoher See zu schlimmen Unglücken, sei es durch Krieg, Unwetter oder menschlichem Versagen. Zu den bekannten Schiffsunglücken und Wracks gehören die Titanic, gesunken 1912 im Nordatlantik; die USS Arizona, versenkt während des Angriffs auf Pearl Harbor 1941 und die Estonia, gesunken 1994 in der Ostsee. Wir schauen uns die bekanntesten Schiffsunglücke einmal etwas näher an.

Santa Maria: Schiff bei Kolumbus‘ Expeditionen

Die Santa Maria war das größte der drei Schiffe, die Christoph Kolumbus auf seiner ersten Reise nach Amerika im Jahr 1492 führte. Es war ein Frachtschiff, das für den Atlantikhandel konstruiert wurde. Die Santa Maria lief am Heiligen Abend 1492 vor der Nordküste von Hispaniola (wo heute Haiti und die Dominikanische Republik liegen) auf Grund.

Ein Teil der Mannschaft blieb auf der Insel, während Kolumbus mit den beiden anderen Schiffen, der Niña und der Pinta, zurück nach Spanien segelte. Das Wrack der Santa Maria wurde nie gefunden, obwohl bei mehreren Expeditionen versucht wurde, das Wrack zu finden. Der Untergang der Santa Maria gehört nicht zu den schwersten Schiffsunglücken der Geschichte – aber sicher aufgrund der Besonderheit seiner Expeditionsroute zu den bekanntesten.

Vasa – nach 1.300 Metern war Schluss

Kein schweres Schiffsunglück, aber ein spektakuläres: Die Vasa war ein königliches Kriegsschiff, das 1628 in Stockholm (Schweden) vom Stapel lief. Es galt als eines der mächtigsten Kriegsschiffe seiner Zeit. Allerdings sank die Vasa nur wenige Minuten nach dem Auslaufen auf ihrer Jungfernfahrt im Stockholmer Hafen.

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Das Schiffsunglück wurde größtenteils durch Konstruktionsmängel verursacht, einschließlich einer zu hohen Segelstellung und einer unzureichenden Ballastverteilung. Das Wrack der Vasa wurde erst 1956 gehoben und ist heute in einem Museum in Stockholm zu besichtigen. Es gilt als eines der am besten erhaltenen Schiffswracks der frühen Neuzeit, was auch am verschmutzten Wasser an der Unglücksstelle liegt. Dort haben nicht einmal holzzersetzende Mikroorganismen eine Chance zu überleben.

Titanic – Schiffsunglück auf der Jagd nach dem Blauen Band

Es ist das wohl bekannteste und auch eines der schwersten Schiffsunglücke in der Geschichte der Seefahrt: Der Untergang der Titanic. Die Titanic war ein Passagierschiff, das am 14. April 1912 auf seiner Jungfernfahrt von Southampton nach New York mit 2.200 Passagieren an Bord sank, nachdem es mit einem Eisberg kollidiert war. Das Unglück ereignete sich im Nordatlantik, etwa 600 Kilometer südöstlich von Neufundland.

Trotz der als „unsinkbar“ beworbenen Konstruktion und diversen Sicherheitsvorkehrungen starben mehr als 1.500 Menschen, da nicht genügend Rettungsboote vorhanden waren und das Schiff nicht angemessen auf den Zusammenstoß vorbereitet war. Das Wrack der Titanic wurde erst 1985 in einer Tiefe von rund 3.800 Metern entdeckt und liegt zerbrochen in zwei große Teile auf dem Meeresgrund verstreut. Es ist eines der am intensivsten untersuchten Schiffswracks der Geschichte. Der Untergang der Titanic bietet bis heute Stoff für zahlreiche Bücher und Filme.

Ander als die Titanic, die wohl für alle Zeiten am Meeresgrund liegen bleibt, darf die „Titanic der Alpen“ zurück ans Tageslicht. Das Dampfschiff „Säntis“ soll aus 210 Metern Tiefe vom Grund des Bodensees gehoben werden. Lesen Sie hierzu: „Titanic der Alpen“ darf nach 90 Jahren wieder ans Tageslicht

USS Arizona: Ein Wrack als Gedenkstätte

Die USS Arizona war ein Schlachtschiff der United States Navy und eines der ersten Opfer des Angriffs auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941. Während des japanischen Luftangriffs wurden mehrere Bomben auf die Arizona abgeworfen, wovon eine das Munitionsmagazin traf und das verheerende Schiffsunglück auslöste.

Das Schiff sank innerhalb weniger Minuten und mehr als 1.100 Besatzungsmitglieder verloren ihr Leben. Die meisten Opfer blieben im Wrack eingeschlossen. Heute dient die USS Arizona als Gedenkstätte, die über dem Wrack des Schiffes in Pearl Harbor, Hawaii, errichtet wurde. Das USS Arizona Memorial gilt als Symbol für den Angriff auf Pearl Harbor und ehrt auf Gedenktafeln diejenigen, die dabei ihr Leben verloren.

USS Arizona

Blick auf das Wrack der USS Arizona und die Gedenkstätte in Pearl Harbour.

Foto: PantherMedia /
kojoty

Wilhelm Gustloff: Schiffsunglück im Zweiten Weltkrieg

Sie suchten Sicherheit und fanden den Tod: Es waren vorwiegend Flüchtlinge aus Ostpreußen, die beim Untergang der Wilhelm Gustloff ums Leben kamen. Die Wilhelm Gustloff war ein Passagierschiff, das im Zweiten Weltkrieg von der KdF (Kraft durch Freude), einer Organisation des NS-Regimes, betrieben wurde. Am 30. Januar 1945 wurde das Schiff von einem sowjetischen U-Boot, dem S-13, in der Ostsee versenkt, während es deutsche Flüchtlinge, Soldaten und Verwundete aus Ostpreußen evakuierte. Das Schiffsunglück ereignete sich während des deutschen Rückzugs und der sowjetischen Offensive.

Das Schiff war hoffnungslos überfüllt. Mehr als 9.000 Menschen kamen bei dem tragischen Vorfall ums Leben, was es zu einem der größten maritimen Verluste in der Geschichte macht. So tragisch es ist, war der Beschuss durch das Kriegsrecht gedeckt: Die Wilhelm Gustloff war weder per weißem Anstrich mit roten Kreuzen als Rettungsschiff gekennzeichnet, noch beim Roten Kreuz registriert oder beleuchtet. Stattdessen war sie in Tarnfarbe gehalten und fuhr unter der Flagge der Kriegsmarine durch ein Kriegsgebiet. Das Wrack der Wilhelm Gustloff liegt in etwa 44 Metern Tiefe vor der Küste Polens und ist bis heute ein geschütztes Kriegsgrab.

Andrea Doria: Schiffsunglück nach Kollision

Die Andrea Doria war ein italienisches Passagierschiff, das am 25. Juli 1956 vor der Küste von Massachusetts mit einem anderen Ozeandampfer, der Stockholm, kollidierte. Das Schiffsunglück ereignete sich in dichtem Nebel, was zu Kommunikationsschwierigkeiten und einer falschen Einschätzung der Kursänderungen führte. Die Andrea Doria erlitt schwere Schäden und begann schnell zu sinken.

Obwohl die Evakuierung erfolgreich war und die meisten Passagiere gerettet wurden, kamen insgesamt 46 Menschen ums Leben – ein Wunder, dass es nicht mehr waren, der Liner war mit 1.134 Passagieren so gut wie ausgebucht. Das Wrack der Andrea Doria liegt in etwa 73 Metern Tiefe und ist ein beliebtes Ziel für erfahrene Taucher, obwohl es als eine der gefährlichsten Tauchstellen der Welt gilt. Grund sind starke Strömungen, die Tiefe und die extreme Verwitterung des Wracks.

Exxon Valdez: Schiffsunglück und Umweltkatastrophe

Die Exxon Valdez war ein Öltanker, der am 24. März 1989 eines der schwersten Umweltunglücke in der Geschichte der Vereinigten Staaten verursachte. Das Schiff lief auf einem Riff im Prince William Sound von Alaska auf. Grund war ein Navigationsfehler des Kapitäns, der möglicherweise unter Alkoholeinfluss stand. Als Folge dieser Kollision flossen rund 40 Millionen Liter Rohöl in die Gewässer des Prince William Sound.

Das Öl verseuchte Hunderte von Kilometern Küstenlinie, tötete zahlreiche Meerestiere und verursachte verheerende Umweltschäden. Die Aufräumarbeiten dauerten Jahre und kosteten Milliarden von Dollar. Das Schiffsunglück hatte nur wenig Gutes, aber es führte zu strengeren Vorschriften für den Schiffsbetrieb von Öltankern und wirkte sich deutlich auf die Umweltschutzbemühungen der Konzerne aus.

Estonia: Schiffsunglück durch eine defekte Bugklappe

Die Estonia war eine Fähre, die im Linienverkehr zwischen Tallinn (Estland) und Stockholm (Schweden) fuhr. Am 28. September 1994 sank die Estonia während einer Überfahrt von Tallinn nach Stockholm in der Ostsee. Das Unglück ereignete sich in den frühen Morgenstunden unter extremen Wetterbedingungen mit starkem Wind und hohen Wellen. Das Schiff kenterte und sank innerhalb weniger Minuten. Von den mehr als 1.000 Menschen an Bord überlebten nur etwa 140.

Die genaue Ursache des Schiffsunglücks wird bis heute kontrovers diskutiert. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus baulichen Mängeln (eine defekte Bugklappe), schlechtem Wetter und mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen zu dem schweren Unglück beigetragen haben. Das Wrack der Estonia liegt in etwa 80 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund der Ostsee und ist als Gedenkstätte für die Opfer geschützt.

Gedenkstätte für die ertrunkenen Kinder der gesunkenen Estonia

Hinter dem Leuchtturm Tahkuma auf Hiiumaa befindet das Denkmal des estnischen Bildhauers Mati Karmin. Es erinnert an die beim Untergang der Estonia am 28. September 1994 ertrunkenen Kinder.

Foto: PantherMedia/Dagmara

Kursk: Ein U-Boot sinkt in der Barentsee

Die Kursk war ein russisches Atom-U-Boot der Oscar-II-Klasse, das am 12. August 2000 während einer Übung in der Barentssee sank. Das Schiffsunglück wurde durch die Explosion eines Torpedos verursacht, was wiederum eine Serie von weiteren Explosionen im Inneren des U-Bootes auslöste. Alle 118 Besatzungsmitglieder wurden getötet. Ein paar Männer konnten sich zunächst in einen Teil des 154 Meter langen U-Bootes retten, warteten aber vergeblich auf Hilfe.

Die Rettungsversuche gestalteten sich aufgrund mangelnder Kommunikation und der langsamen Reaktion der russischen Regierung schwierig. Das Wrack der Kursk wurde schließlich geborgen und in einem aufwändigen Prozess untersucht. Die Details sollen für 25 Jahre, also bis zum Jahr 2026, geheim bleiben.

Costa Concordia: Wie ein übermütiger Kapitän ein Schiffsunglück provoziert

Die Costa Concordia war ein Kreuzfahrtschiff der Reederei Costa Crociere, das am 13. Januar 2012 vor der Küste von Giglio, einer Insel vor der Westküste Italiens, sank. Das Schiff kollidierte mit einem Felsen, der das Rumpf des Schiffes aufschlitzte. Der Kapitän hatte es zu nah an die Küste manövriert, als Teil eines riskanten „Schiffsgruß“-Manövers. Das Schiffsunglück verursachte Panik unter den Passagieren und führte zu einer chaotischen Evakuierung. Glücklicherweise wurden die meisten der mehr als 4.000 Menschen an Bord gerettet, 32 Passagiere und Besatzungsmitglieder kamen jedoch ums Leben.

Der Kapitän des Schiffes, Francesco Schettino, wurde für sein unverantwortliches Verhalten während des Unglücks zu 16 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die Costa Concordia blieb teilweise über Wasser liegen, bis sie schließlich 2014 in einem langwierigen Bergungsprozess aufgerichtet und abgeschleppt wurde. Das Wrack wurde später in einem Hafen zerlegt und verschrottet.

Ever Given: Havarie mit gravierenden Folgen

Mehr Havarie denn Schiffsunglück: Die Havarie der Ever Given ereignete sich im März 2021 im Suezkanal, einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Sie verbindet den Mittelmeerhafen von Suez in Ägypten mit dem Roten Meer. Die Ever Given, ein riesiges, 400 Meter langes Containerschiff, geriet aufgrund von starkem Seitenwind und möglicherweise menschlichem Versagen der Lotsen außer Kontrolle und blockierte den Kanal vollständig, wodurch Hunderte von Handels- und Containerschiffen an der Durchfahrt gehindert wurden.

Das Schiff setzte quer zur Kanalrichtung auf Grund und verursachte einen der größten Schifffahrtsstaus der Geschichte. Nach tagelangen Anstrengungen gelang es schließlich, die Ever Given freizulegen und den Kanal wieder zu öffnen. Die Havarie führte zu massiven Störungen in der globalen Wirtschaft und verdeutlichte, wie anfällig die globalen Lieferketten für unvorhergesehene Ereignisse sind.

Titan: Ein Schiffsunglück auf den Spuren eines Wracks

1912 war es die Titanic, 2023 die Titan, ein kleines U-Boot, dass Touristen zum Wrack der Titanic bringen sollte: Das Tauchboot des US-amerikanischen Unternehmens OceanGate verschwand plötzlich von den Radarschirmen, der Kontakt brach ab. Am frühen Sonntagmorgen des 18. Juni 2023 erreichte die Titan zusammen mit ihrem Mutterschiff Polar Prince, einem ehemaligen Eisbrecher der kanadischen Küstenwache (CCG), die Unglücksstelle der Titanic.

Gegen 4 Uhr morgens Ortszeit begann die Titan ihren Tauchgang zum Wrack. Knapp zwei Stunden nach dem Start brach der Kontakt zum U-Boot ab. An Bord der Titan befanden sich fünf Personen, darunter drei Touristen, die von der Firma als „mission specialists“ bezeichnet wurden und jeweils 250.000 US-Dollar für die Expedition zum Wrack bezahlt hatten. Am 22. Juni entdeckten Retter ein Trümmerfeld auf dem Meeresgrund, die Titan war implodiert. Alle fünf Insassen kamen bei dem Schiffsunglück ums Leben.

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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