Schwimmendes Kraftwerk versorgt Kreuzfahrtschiffe mit sauberem Strom
Wenn Kreuzfahrtschiffe im Hafen anlanden, benötigen sie trotzdem Unmengen an Strom für Licht und Heizung. Deshalb laufen die Generatoren an Bord ohne Pause. Das belastet die Bewohner der Hafenstädte mit Schadstoffen und gefährlichen Rußpartikeln. In Hamburg soll damit jetzt Schluss sei.
Die imposanten Kreuzfahrtschiffe, die häufig den Hamburger Hafen anlaufen, sind für die Luft der Hamburger Innenstadt weniger schön. Denn während der Liegezeiten im Hafen wummern die Generatoren an Bord, um die Stromversorgung des Schiffes – von der Beleuchtung über die Klimatechnik bis hin zu Küchen, Restaurants und Pool-Heizungen – zu gewährleisten. Dabei pusten diese Schiffe in nur einer Stunde Liegezeit so viel Feinstaub in die Luft, wie mehrere Zehntausend Autos. Zumindest wenn AIDA-Schiffe Hamburg anlaufen, wird die Belastung stark zurück gehen. Denn die Reederei versorgt die Schiffe nun von außen mit sauberem Strom.
„Erste erfolgreiche Stromübergabe an ein Kreuzfahrtschiff in Europa“
Kaum hatte die AIDAsol am vergangenen Samstag, 30. Mai 2015, im Hamburger Hafen festgemacht, näherte sich ihr eine „Hummel“. Das ist kein Insekt, sondern eine Barge. Diese auch Leichter genannten schwimmenden Ladungsbehälter sehen zwar aus wie ein Schiff, besitzen aber keinen eigenen Antrieb. Sie werden von einem Schlepper an Ort und Stelle gebracht.
An Bord hat die Aida-Hummel Flüssiggas und alles Notwendige für die Erzeugung von Strom aus diesem verflüssigten Gas. Und so bezog am Samstagmorgen die AIDAsol erstmals ihren Strom während der Liegezeit von einem schwimmenden Kraftwerk.
„Wir haben damit die erste erfolgreiche Stromübergabe an ein Kreuzfahrtschiff in Europa durchgeführt“, freuen sich die beiden Geschäftsführer der Hamburger Firma Becker Marine Systems (BMS) Dirk Lehmann und Henning Kuhlmann, die das Hummel-Konzept gemeinsam mit AIDA Cruises im Sommer 2012 entwickelte.
Container mit 15 Tonnen LNG an Bord
BMS wird mit der LNG-Hybrid-Stromtankstelle im Hamburger Hafen ein schwimmendes Kraftwerk betreiben. An Bord befindet sich ein mit 15 Tonnen Liquefied Natural Gas (LNG) gefüllter Gascontainer. In der Gasaufbereitungsanlage wird das auf Minus 163 Grad Celsius gekühlte flüssige Gas erhitzt und zu den Generatoren weitergeleitet, die daraus den Strom für den Betrieb des Schiffes erzeugen.
Es sind insgesamt fünf Generatoren, die auf diese umweltfreundliche Weise insgesamt 7,5 Megawatt an Leistung liefern können. „Mit diesem bisher weltweit einmaligen Pilotprojekt für die Energieversorgung von Kreuzfahrtschiffen mittels LNG während der Liegezeiten haben wir heute ein neues, zukunftsweisendes Kapitel für den Umweltschutz im Hamburger Hafen aufgeschlagen“, sagte Aida-Präsident Michael Ungerer.
Keine Emission von Schwefeloxiden oder Rußpartikeln
Die Stromerzeugung aus Flüssiggas schont die Umwelt ganz erheblich: Herkömmlicher Marinediesel hat einen Schwefelanteil von 0,1 Prozent. Durch den Einsatz von Flüssiggas werden keine Schwefeloxide oder gefährliche Rußpartikelchen emittiert. Im direkten Vergleich zum Marinediesel verringert sich die Emission von Stickoxiden um 80 Prozent und die Emission von Kohlendioxid geht um ein Drittel zurück.
Die Stadt Hamburg will sich der Umwelt-Problematik der Liegezeiten jetzt im großen Maßstab annehmen. „Um die Luftqualität im Hafen und in der ganzen Stadt zu verbessern, wollen wir jetzt auch die Containerschiffe für Landstromlösungen in den Blick nehmen“, versprach Umweltsenator Jens Kerstan von den Grünen. Im Sommer soll ein neues Kreuzfahrtterminal mit Landstromanbindung in Betrieb gehen.
GreenTec Award für die „Hummel“
Am Tag vor der ersten erfolgreichen Stromlieferung aus Flüssiggas auf die AIDAsol bekam die BMS für ihre schwimmendes Kraftwerk den GreenTec Award in der Kategorie „Reise“ verliehen. Der GreenTec Award ist einer der wichtigsten europäischen Umwelt- und Wirtschaftspreise. Das Event zur Verleihung der jährlich vergebenen Preise für innovative Umwelttechnologien und ökologisches Engagement fand am Freitagabend im Rahmen einer großen Gala im Berliner Tempodrom statt. Der Preis selbst ist eine vom Bildhauer Peter Wagensonner gefertigte Oliven-Holzkugel, die als angedeutete Verbindung zwischen Natur und Technik mit gravierten Aluminiumplaketten versehen ist.
Ein Beitrag von: