Sensorsystem sorgt für optimale Qualität beim Lebensmitteltransport
Ein intelligenter Kühlcontainer überwacht Temperatur und Reifegrad von Früchten während des ganzen Transports. Verdorbene Ware gibt es nicht mehr, wenn das System eingeführt wird. Das Besondere: Ein Bordcomputer regelt die Temperatur für den gewünschten Reifegrad, selbst wenn sich der Transport verzögert.
Bananenhändler sind die wohl eifrigsten Nutzer von Kühlcontainern. Mehr als eine Million Tonnen dieser gelben Früchte landen jährlich in deutschen Häfen. Grün verladen kommen sie optimal gelb gefärbt an, wenn alles gut geht. Da spielt der Zufall entscheidend mit.
In Zukunft nicht mehr. Dann werden die Früchte in intelligenten Containern transportiert, die an der Universität Bremen entwickelt wurden. Entscheidend ist die Temperatur, die in dem Behälter herrscht. Heute wird sie mit zwei Sensoren gemessen, viel zu wenig für die riesigen Kisten, in denen es gravierende Temperaturunterschiede geben kann.
Dreidimensionales Bild der Temperaturverteilung
Künftig gibt es mindestens zwölf Sensoren, deren Daten vom Bordcomputer ausgewertet werden. Es entsteht ein dreidimensionales Bild der Temperaturverteilung, das zur Steuerung der Kühlaggregate genutzt wird. Ergänzt werden diese Informationen durch Sensoren, die die Konzentration von Reifungsgasen messen.
Verzögerungen beim Transport erkennt das System mit Hilfe des integrierten GPS-Empfängers sofort. Das ist wichtig: Denn aus den Standort- und Reifedaten ermittelt der Bordcomputer die optimale Temperaturverteilung, bei der die Früchte mit genau dem richtigen Reifegrad im Bestimmungshafen eintreffen, der für den Verkauf oder die dann beginnende Restlagerzeit nötig ist.
Der Gase messende Sensor ist von den Wissenschaftlern des Microsystems Center der Universität Bremen eigens für den Einsatz in Kühlcontainern entwickelt worden. Es handelt sich um einen miniaturisierten Gaschromatographen.
Der Bordcomputer ermittelt in regelmäßigen Abständen das Verfallsdatum der Früchte. Damit lässt sich ein eisernes Prinzip der Logistik über Bord werfen. „First in first out“, also die Prämisse, was zuerst reinkommt geht auch als erstes wieder raus, wird ersetzt durch die Regel „First expire first out“: Die Früchte, deren Verfallsdatum sich nähert, werden als erste verkauft, auch wenn sie erst später im Hafen eingetroffen sind.
Beim Lebensmitteltransport bis zu 35 Prozent Verlust
Bisher gehen im Durchschnitt mehrere Prozent der Früchte verloren, weil ihr Reifeprozess nicht überwacht werden kann. Bei empfindlicher Ware wie Kirschen oder Erdbeeren sind es bis zu 35 Prozent. Mit den intelligenten Containern kann die Quote auf nahezu Null gesenkt werden. Das neue Sensorsystem verbessert die Qualität der verkauften Waren, senkt die Kosten für den Produzenten und entlastet die Umweltbelastung, weil es keine verdorbene Ware mehr gibt, die entsorgt werden muss.
Gemeinsam mit Dole Fresh Fruit Europe, einem großen Produzenten und Transporteur von Früchten, testeten die Bremer ihre Kühlcontainer beim Schiffstransport von Bananen von Costa Rica nach Europa. Dass sich das System auch für andere wärmeempfindliche Produkte eignet, zeigten Tests mit Lebensmitteltransporten per Lkw gemeinsam mit dem Feinkostimporteur Rungis Express aus Meckenheim bei Bonn. Gemeinsam mit Industriepartnern werden die Container jetzt bis zur Serienreife weiterentwickelt.
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