Serienproduktion des VW Käfer begann vor genau 70 Jahren
Später machte er Karriere als Filmstar Herbie, als Symbol des Wirtschaftswunders und als Werbe-Ikone mit dem Spruch „Er rollt, und rollt, und …“: Vor genau 70 Jahren, nach den Weihnachtstagen 1945, rollten im VW-Werk in Wolfsburg die ersten Käfer vom Band. Es waren die Briten, die das zerstörte Werk wieder ans Laufen brachten.
Es begann an einem Donnerstag kurz nach dem Ende des II. Weltkriegs: Am 27. Dezember 1945 begann in dem erst sieben Jahre zuvor gegründeten Autowerk im heutigen Wolfsburg-Fallersleben die improvisierte Serienproduktion des VW Käfer. Zunächst war der Ausstoß bescheiden, bis Neujahr liefen gerade 55 der knuffigen Käfer vom Band. Aber schon im März 1946 wurde der 1000. Käfer gefeiert.
Auftrag für mehr als 20.000 Käfer-Limousinen
Eine deutsche Erfolgsgeschichte begann, die eigentlich den Briten zu verdanken ist. Denn sie waren es, die im Juni 1945 die Treuhandschaft über das am 11. April 1945 von den amerikanischen Truppen besetzte Werk mit seinen rund 6000 Beschäftigten übernahmen.
Und es war der als Senior Resisten Officer eingesetzte 29-jährige Standortverantwortliche Major Ivan Hirst, der am 22. August 1945 einen ersten Auftrag über 20.000 Limousinen erwirkte, um den Menschen im Werk eine Zukunft zu geben und um Demontagen zu verhindern.
„Volkswagen hatte großes Glück, dass die robuste Limousine der britischen Militärregierung die Erledigung ihrer Verwaltungsaufgabe erleichterte und dass mit Ivan Hirst der richtige Mann die Verantwortung vor Ort trug“, sagt Dr. Manfred Grieger, Leiter der Historischen Kommunikation der Volkswagen Aktiengesellschaft. „Der kluge Pragmatiker gab der Fabrik und der Belegschaft eine Vision, indem er britische Soldaten und deutsche Mitarbeiter gleichermaßen motivierte, aus der darniederliegenden Fabrik ein erfolgreiches Marktunternehmen zu machen. Er wusste um die Qualität der Volkswagen Limousine und brachte ihn auf die Straße.“
Ferdinand Porsche entwickelte den Prototypen
Die Führung der Nationalsozialisten gab in den 1930er-Jahren die Entwicklung des Prototypen eines sparsame und preisgünstigen Pkw in Auftrag. Ferdinand Porsche entwickelte diesen Prototypen, der KdF-Wagen genannt wurde. Der Name war an die NS-Organisation „Kraft durch Freude“ angelehnt.
Die Grundsteinlegung für das VW-Werk erfolgte am 26. Mai 1938. Doch der bald beginnende Weltkrieg beendete den Siegeszug des KdF-Wagens. Gerade 630 KdF-Wagen wurden bis 1945 hergestellt. Während des Krieges wurde das Volkswagen-Werk Teil der deutschen Rüstungswirtschaft und erzeugte vor allem militärische Güter.
Name Käfer hat wohl die New York Times erfunden
Wahrscheinlich ist es der New York Times zu verdanken, dass der Volkswagen vom Typ 1 die zärtlichere Bezeichnung „Käfer“ erhielt. Sie schrieb am 3. Juli 1938 in einem Artikel: „In Kürze wird der Führer sein großes Netz gerader Autobahnstraßen mit Tausenden und Abertausenden von glänzenden kleinen Käfern zupflastern, die dann von der Ostsee bis zur Schweiz und von Polen bis Frankreich vor sich her summen werden.“
Manche Käfer der ersten Stunde fahren noch heute
So ähnlich war es dann auch. Am 5. August 1955 rollte ein ganz besonderer mit Goldfarbe lackierter und mit Strass-Steinen besetzter Käfer vom Band. Die Millionenmarke war geknackt. Bis zu seinem Produktions-Aus im Sommer 2003 wurden über 21,5 Millionen Käfer gebaut. Manche der 4,1 m kleinen Knubbel mit dem 1,1-Liter-Motor leisten bis heute Erstaunliches.
So fährt in Nordhessen ein Käfer durch die Gegend, der am 20. Mai 1942 gebaut wurde. Dieser Superkäfer gehört dem pensionierten Gold- und Silberschmiedemeister Otto Weymanns und hat geschätzte 800.000 Kilometer auf dem fliegergrauen krummen Buckel.
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