Bahnindustrie 16.03.2012, 11:59 Uhr

Siemens liefert fabrikneue Regionalzüge per Schiff nach Russland

Mit der Lieferung von 38 Regionalzügen bewältigt Siemens logistische Hürden. Der erste der für die russische Eisenbahn bestimmten Breitspurzüge hat das Depot bei Sankt Petersburg erreicht. Seine rund 2700 km lange Reise, die in Krefeld begann, legte er größtenteils auf dem Wasserweg zurück, denn eine Fahrt über die Schiene war nicht machbar.

Foto: Siemens

In der vergangenen Woche erreichte der erste von 38 neuen Zweisystem-Regionalzügen Sankt Petersburg. Der bei Siemens in Krefeld gebaute Zug vom Typ Desiro RUS war am 2. März im Fährhafen von Sassnitz erstmals auf Breitspurschienen (Spurweite 1520 mm) gestellt und anschließend auf eine Eisenbahnfähre für die Fahrt über die Ostsee nach Ust-Luga am finnischen Golf verladen worden. Denn nur der ostdeutsche Seehafen ist für den Drehgestellwechsel auf die russische Spurweite ausgerüstet.

Die Reise hatte der Regionalzug schon Mitte Februar in Krefeld begonnen, wo die insgesamt 270 t schwere fünfteilige Zugkombination auf ein Binnenschiff gehoben wurde, um zunächst über den Rhein nach Amsterdam zu gelangen. Dort waren die fünf Eisenbahnwagen dann auf ein Küstenmotorschiff verladen worden, das sie über den Nord-Ostsee-Kanal zum Hafen Mukran auf Rügen brachte.

Der für den Transport angeheuerte Logistikdienstleister DB Schenker verschiffte den Zug mit der Fähre „Petersburg“ nach Ust-Luga. Von dort konnte er schließlich auf der Schiene das Depot der Russischen Eisenbahn AG (RZD) bei Sankt Petersburg erreichen. Dort betreibt Siemens bereits seit mehreren Jahren ein Wartungsdepot für die ebenfalls in Krefeld gebauten acht Hochgeschwindigkeitszüge Velaro RUS.

Neue Regionalzüge für Russland: Zu hoch für deutsche Autobahnbrücken

Während diese ICE-ähnlichen Züge auf Schwertransportern nach Russland geliefert werden konnten, kam wegen des enormen Volumens des Lastotschka (Schwalbe) genannten Zweisystem-Regionalzugs nur der Wasserweg mit mehrmaligem Umladen infrage. Denn die Züge sind mit 3480 mm um etwa einen halben Meter breiter als der ICE 3 und 200 mm breiter als der Velaro RUS. Mit fast 5 m Höhe wären die neuen Regionalzugwagen darüber hinaus auch zu hoch für deutsche Autobahnbrücken. Schon beim Transport vom Produktionswerk zum Krefelder Rheinhafen per Tieflader mussten die Straßenbahnoberleitungen angehoben werden.

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Für Hans-Jörg Grundmann, CEO der neu formierten Siemens-Division Rail Systems, ist die Auslieferung des ersten Zugs ein wichtiger Meilenstein: „Bis 2012 werden wir weitere 37 Züge ausliefern. Zusätzliche 16 Züge fertigen wir ab 2013 mit steigender Lokalisierung der Arbeiten auch in Jekaterinburg.“

Siemens investiert an diesem Standort derzeit rund 200 Mio. € in den Aufbau einer Fabrik. „Das stärkt unsere Position als erfolgreichster nichtrussischer Bahntechnikanbieter im Land“, erklärte Grundmann. Weil Siemens von der RZD auch einen Wartungsvertrag über den geplanten Zug-Lebenszyklus von 40 Jahren erhielt, erreicht der Auftrag ein Gesamtvolumen von fast 1,1 Mrd. €.

Einer der neuen Regionalzüge transportiert Besucher auf die olympischen Berge

Der rund 126 m lange fünfteilige Nah- und Regionalverkehrszug verfügt über eine Antriebsleistung von 2550 kW und erreicht eine Geschwindigkeit von 160 km/h. Die jeweils vier Achsen beider Kopfwagen sind angetrieben. Die Zwischenwagen tragen Stromabnehmer und elektrische Ausrüstungen auf dem Dach. Der Desiro RUS ist für 3 kV DC und 25 kV/50 Hz AC ausgelegt, um unterbrechungsfrei auf Strecken mit gemischter Stromversorgung zu fahren, und braucht laut den Unternehmensangaben etwa 30 % weniger Energie als die aktuellen russischen Regionalzüge der RZD. Der für Temperaturen von – 40 °C bis + 40 °C konzipierte Desiro hat 443 Sitzplätze.

Im April sollen die Test- und Zulassungsfahrten beginnen – unter anderem im Testzentrum in Schterbinka bei Moskau. Bereits 2013 soll der neue Zug bei Sotschi am Schwarzen Meer in den Plandienst kommen und danach bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi auch die Besucher über 40-Promille-Steigungen zu den Austragungsorten in den Bergen bringen.

Ein Beitrag von:

  • Friedhelm Weidelich

    Technikjournalist Friedhelm Weidelich schreibt seit vielen Jahren über Verkehrsinfrastruktur, Eisenbahnen und Fahrzeugbau für verschiedene überregionale Zeitungen, Online-Medien und Fachmagazine.

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