Sightseeing aus der Vogelperspektive per Seilbahn in Chicago
Chicago soll eine neue Touristenattraktion bekommen: eine Seilbahn, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt miteinander verbindet. Die Entwürfe stammen von Architekten, die bereits anderen Weltstädten zu neuen Attraktionen verholfen haben. Ihre Seilbahn könnte bald dazugehören.
Eine ganz andere Perspektive auf ihre Stadt, das wünschen sich so einige. So auch Chicago, und das im Wortsinn. Eine Seilbahn soll in Zukunft die Sehenswürdigkeiten der Stadt miteinander verbinden und vor allem Touristen hoch über den Straßen der Metropole am Michigan See chauffieren – zumindest, wenn es nach Laurence Geller und Lou Raizin geht. Die beiden Chicagoer Geschäftsmänner sind an einer privaten Initiative beteiligt, die auf der Suche nach neuen Visionen für den Tourismus in ihrer Heimatstadt ist. Eine dieser Visionen ist die Seilbahn.
Erfahrene Architekten verbinden Tradition mit Moderne
Für ihre Pläne haben sie prominente Unterstützung: Für den bisherigen Entwurf zeichnen das US-Architektenbüro Davis Brody Bond und das Londoner Büro Marks Barfield Architects verantwortlich. Davis Brody Bond hat unter anderem das 9/11 Memorial Museum zum Gedenken an die Opfer des Anschlags auf das World Trade Centers gestaltet. Die Londoner haben der britischen Hauptstadt mit dem inzwischen weltberühmten London Eye eine Sehenswürdigkeit verschafft, die Tradition mit Moderne verbindet.
Ähnliches schwebt den Planern auch für Chicago vor. Zu den Attraktionen der 1833 offiziell gegründeten Handelsstadt gehört die charakteristische Architektur. Diese steht bei „The Chicago Skyline“, so der vorläufige Name des Projekts, unbestritten im Fokus.
Die angedachte Tour führt über den Chicago River und bringt die Passagiere vom Navy Pier bis zum Riverwalk und zum Millenium Park – vorbei an den Maiskolben genannten Zwillingstürmen Marina City und am ehemals zweithöchsten Gebäude der Welt, dem 344 Meter hohen Hancock-Center. An dem einen Endpunkt wartet die Cloud Gate des Künstlers Anish Kapoor, von den Einwohnern scherzhaft als Bohne bezeichnet, auf die Besucher, am anderen lockt die Innenstadt.
Mit vier Metern pro Sekunde den Chicago River entlang
3.000 Menschen sollen die futuristischen Glas-Gondeln mit 360-Grad-Blick pro Stunde befördern können – bei einer gemütlichen Geschwindigkeit von vier Metern pro Sekunde oder 14,4 Kilometern pro Stunde. Die bisherigen Planungen sehen 17 Stationen entlang des Chicago Rivers vor, eine komplette Fahrt soll etwa eine halbe Stunde dauern.
Umgerechnet rund 250 Millionen Euro, finanziert aus privaten Mitteln, sind für das Projekt veranschlagt, das nachhaltig und umweltfreundlich sein soll. Noch gibt es kein Okay von Seiten der Stadt, aber Geller und Raizin sind fest entschlossen, ihre Seilbahn zu realisieren.
Seilbahn-Planer sind in guter Gesellschaft
Damit sind sie in guter Gesellschaft: Auch in New York City gibt es Pläne für eine Seilbahn, die allerdings weniger als Touristenattraktion, sondern als reguläres Verkehrsmittel gedacht ist. Dass das funktioniert, macht Ankara vor: In der türkischen Hauptstadt verkehrt seit Anfang 2014 die längste städtische Horizontalseilbahn Eurasiens und verbindet den Stadtteil Sentepe mit dem Zentrum.
Hauptstadt der Seilbahnen, die als Verkehrsmittel dienen, ist allerdings La Paz. Dort gibt es bereits drei Linien, die die Stadtteile hoch auf den Bergen mit dem Zentrum verbinden. Drei weitere Linien sind im Bau.
Seilbahn in Sotschi kann sogar Autos transportieren
Seilbahnen stellen nicht zuletzt durch ihre Belastbarkeit eine echte Alternative zu Straßen dar. Das zeigt das Beispiel aus dem russischen Sotchi: Hier wurde ebenfalls Anfang 2014 extra für die Olympischen Spiele eine Berg-Seilbahn in Betrieb genommen, die im Extremfall sogar Autos transportieren kann. Das ersparte den Organisatoren den Bau einer Ausweichroute für den Straßenverkehr, die eine satte Milliarde Euro verschlungen hätte und nur bei Sperrung der bestehenden Straße zum Einsatz gekommen wäre.
Erste Seilbahn der Stadt fuhr vor fast 85 Jahren
Doch auch Chicago selbst kann auf Seilbahn-Erfahrungen zurückgreifen: Zur Weltausstellung 1933 in der damals exakt 100 Jahre alten Stadt gab es eine für damalige Verhältnisse gigantische Seilbahn. Der Skyride, erbaut von David Bernard Steinman, fuhr zwischen zwei 191 m hohen Türmen in etwa 70 m Höhe über eine Lagune, an deren Ufer die Ausstellung stattfand.
36 Menschen passten in eine Gondel. 4,5 Millionen Passagiere sollen den Blick aus der Vogelperspektive auf die Pavillons genossen haben. Außer alten Fotos und Souvenirs ist jedoch nicht mehr viel von der Bahn übrig: Nach dem Ende der Ausstellung wurden die Türme gesprengt.
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