Singapur nimmt weitere fahrerlose U-Bahnstrecke in Betrieb
Im südostasiatischen Inselstaat Singapur rollt jetzt eine weitere Metrolinie ganz ohne Lokführer. Nach der 20 Kilometer langen Nord-Ost-Linie, die seit 2003 fahrerlos betrieben wird, hat Singapur jetzt in der City eine weitere vier Kilometer lange Strecke in Betrieb genommen. Die Steuerungstechnik hat der Siemens-Konzern geliefert.
Der Stadtstaat Singapur, der eines der weltgrößten U-Bahn- und Metronetze betreibt, hat jetzt eine weitere, komplett fahrerlose Strecke in Betrieb genommen. Auf vier Kilometern bedient die neue Downtown Line, kurz DTL, mit sechs Zügen sechs Bahnhöfe im Finanz- und Geschäftsviertel der Stadt. Es ist das erste Teilstück einer 42 Kilometer langen Strecke mit 34 Bahnhöfen, die das Metronetz von heute 180 Kilometer komplettieren wird.
Mit dem zweiten Abschnitt, der eine Länge von etwa 16 Kilometern und zwölf Stationen umfasst, wird 2015 der Nordosten Singapurs an das zentrale Geschäftsviertel angeschlossen. Die 21 Kilometer lange Anbindung des östlichen Teils ist für 2017 geplant.
Die neue Strecke wird einmal die längste fahrerlos betriebene Strecke der Welt werden. Derzeit ist Rekordhalter die ebenfalls von Singapur betriebene Nord-Ost-Linie. Sie wurde 2003 eröffnet, hat 15 Stationen auf einer Länge von 20 Kilometern und fährt durchweg vollautomatisch ohne Zugführer. Derzeit verfügt Singapur über 150 fahrerlose Züge von Alstom.
Trotzdem hat Siemens für die Ausstattung der neuen Strecke den Auftrag erhalten. Siemens die Signaltechnik, die Kommunikationssysteme in den Zügen, die Steuerung auf der Strecke und die Versorgung der Downtown Line mit 750 Volt Gleichstrom geliefert. Die Züge stammen wieder von Alstom.
Züge in Singapur melden sich per Funk
Um Unfälle zu vermeiden, hat Siemens in Singapur zahlreiche Sicherheitseinrichtungen installiert. In der Zentrale ist die Position eines jeden Zuges jederzeit mit hoher Genauigkeit bekannt. Das leistet das funkbasierte Zugsicherungssystem Trainguard Sirius, das auch die neue S-Bahn-Strecke unter dem Bosporus sichert. Sie verbindet des europäischen und den asiatischen Teil von Istanbul. Weltweit fahren bereits in Dutzenden Städten fahrerlose U-Bahnen, vor allem in Europa, Nordamerika und Asien.
Die Züge sind mit Sensoren ausgestattet, die Hindernisse im Gleisbett erkennen, die größer sind als 30 Zentimeter: Menschen etwa oder Gegenstände, die mutwillig auf den Fahrweg geworfen wurden. Automatisch wird dann eine Notbremsung eingeleitet. Die Bahnsteige werden von Bewegungssensoren überwacht, die Alarm auslösen, wenn Menschen zu nah an die Bahnsteigkante treten oder gar auf die Gleise stürzen.
2010 fiel ein Mann in Nürnberg vor eine abfahrbereite fahrerlose U-Bahn. Der Zug blieb stehen. Zwei Jahre zuvor stürzte eine Frau, möglicherweise mit Absicht, vor einen einrollenden Zug. Sie wurde tödlich verletzt, weil der Bremsweg nicht ausreichte. Die ersten beiden Strecken in Deutschland, die fahrerlos bedient werden, gingen 2008 in Nürnberg in Betrieb. Besonderheit dort: Fahrerlose Züge und solche mit Fahrer teilen sich einen Streckenabschnitt. In Singapur gibt es keinen Mischbetrieb.
Ohne Fahrer schnellere Zugfolge
Vorteile des fahrerlosen Betriebs sind eine schnelle Zugfolge – in Nürnberg sind es 100 Sekunden – und eine spürbare Senkung des Stromverbrauch, weil die automatische Steuerung die Züge energiesparend beschleunigt. Bremsenergie wird ins Netz zurückgespeist, was mittlerweile Standard ist.
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