Sinkendes Vertrauen in E-Mobilität trotz fortlaufender Klimadebatte
Die Wissenschaftsakademie acatech erstellt seit 2019 jährlich den Mobilitätsmonitor. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Punkte aus dem Report für 2024 vor.
Die Deutschen sehen nach wie vor die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen. Allerdings glauben heute weniger Menschen als in den Vorjahren, dass der Energie- und Mobilitätssektor einen nennenswerten Beitrag zur Reduzierung der Klimabelastung leisten kann. Dies belegt der Mobilitätsmonitor 2024, den Allensbach im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) durchgeführt hat. Ein auffälliges Beispiel ist die Elektromobilität, die nach wie vor auf Skepsis stößt: Nur 17 Prozent der Befragten können sich vorstellen, ein Elektroauto zu kaufen – ein historischer Tiefstand.
Potenziale zur Verbesserung des Klimaschutzes
Im Bereich Energie und Mobilität gibt es laut Studie viele Ansätze, den Klimaschutz zu verstärken. Laut dem neuesten Mobilitätsmonitor halten 62 Prozent der Befragten den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs für entscheidend zur Reduzierung der Klimabelastung. Ebenso sehen 60 Prozent die Verlagerung des Güterverkehrs auf Schienen- und Wasserwege als wichtige Maßnahme. Jeder zweite Befragte betont die Bedeutung der Reduktion fossiler Brennstoffe – ein Rückgang um sechs Prozentpunkte seit 2020.
Wandel in der Energieversorgung
Die Überzeugung, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien wesentlich zum Klimaschutz beiträgt, hat abgenommen. Das ist das Ergebnis des Mobilitätsmonitors 2024. Heute teilen nur noch 44 Prozent diese Ansicht, gegenüber 56 Prozent im Jahr 2020 und 63 Prozent im Jahr 2022.
Einfluss von Krisen auf den Klimaschutz
„Die Ergebnisse des Mobilitätsmonitors 2024 zeigen, wie sich Krisen und gesellschaftliche Debatten auf das Denken und Handeln der Menschen auswirken. 2022, nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs und der folgenden Energieknappheit, setzte die Bevölkerung nicht nur verstärkt auf regenerative Energien, sondern auch auf die Kernenergie“, erklärt Renate Köcher, Studienleiterin und Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach.
Im Jahr 2022, nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise, setzte die Bevölkerung zunächst auf erneuerbare und auch auf Kernenergie. Doch unter dem Druck von Inflation und wirtschaftlichen Problemen wurde der Klimaschutz zurückgestellt.
Mobilitätsverhalten: Auto bleibt unverzichtbar
Das Auto ist laut Studie nach wie vor das bevorzugte Verkehrsmittel. 76 Prozent der Autofahrer nutzen es regelmäßig, ein konstant hoher Wert seit 2020. Fahrrad und öffentlicher Nahverkehr sind für weniger Menschen unverzichtbar, wobei die Werte ähnlich denen von 2022 sind.
Stadt-Land-Unterschiede in der Mobilitätsinfrastruktur
Laut der Mobilitätsstudie 2024 gibt es deutliche Unterschiede in der Infrastruktur zwischen Stadt und Land. Ländliche Gebiete bewerten die Verfügbarkeit von Lebensmittelmärkten und medizinischer Versorgung schlechter als Städte. Zudem schätzen nur 32 Prozent der Dorfbewohner ihr ÖPNV-Angebot als gut oder sehr gut ein, im Gegensatz zu 84 Prozent der Großstadtbewohner.
Modernisierungsbedarf in der Verkehrsinfrastruktur
Die Verkehrsinfrastruktur, besonders die der Bahn, wird kritisch gesehen. 65 Prozent der Befragten bewerten das Schienennetz als schlecht, ein doppelt so hoher Anteil wie 2015. Dies unterstreicht den dringenden Bedarf an Modernisierung, den acatech-Präsident Jan Wörner betont: „Hier sind in den nächsten Jahrzehnten umfassende Maßnahmen und Investitionen notwendig, um die Funktionalität sicherzustellen. Zudem müssen wir in der Stadt- und Quartiersentwicklung die Bedürfnisse der Bewohnenden stärker berücksichtigen – ein Thema, dem wir uns in den nächsten Jahren im acatech-Projekt ‚Bauen & Wohnen‘ stärker widmen werden.“
Elektromobilität: Informationsmängel und geringes Interesse
Trotz des Potenzials zur Unterstützung der Mobilitätswende bleibt die Skepsis gegenüber der Elektromobilität groß. Nur 17 Prozent erwägen den Kauf eines E-Autos, mit anhaltenden Bedenken bezüglich Reichweite und Umweltfreundlichkeit. Viele Bürger benötigen mehr Informationen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, so Thomas Weber, Präsident von acatech.
„Fast die Hälfte der Befragten traute sich bei der Frage nach der geschätzten Ladezeit eines E-Autos keine Angabe zu. Auch Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur und Reichweite werden von der Bevölkerung scheinbar nicht wahrgenommen. Wir brauchen hier dringend weitere gemeinsame Anstrengungen, um den Menschen das Wissen für eine fundierte Meinungsbildung zur Verfügung zu stellen.“
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