So will China seine eigene Triebwerksindustrie aufbauen
China fertigt seit langem Düsentriebwerke für Militärflugzeuge. Einen nennenswerten zivilen Triebwerksbau gibt es bisher aber nicht. Genau diese Lücke soll der neue Staatskonzern AECC schließen. Das könnte für westliche Hersteller erhebliche Einbußen bedeuten.
Die Gründung der Aero Engine Corporation of China, kurz AECC, war ein Paukenschlag. Ausgestattet mit 6,7 Milliarden Euro Stammkapital beschäftigt das Unternehmen vom Start weg 96.000 Mitarbeiter und soll dafür sorgen, dass China seine zivilen Passagierflugzeuge und auch Militärmaschinen nicht länger mit Triebwerken aus dem Ausland ausrüsten muss.
Der neue chinesische Triebwerkskonzern bündelt eine ganze Reihe chinesischer Unternehmen, die bisher militärische Triebwerke entwickelt und gebaut haben. Auch Zulieferer gehören zu dem Konzern.
Die enge Verflechtung mit dem chinesischen Flugzeugbau zeigt sich auch in der Besitzstruktur. Neben der Zentralregierung haben sich auch die beiden Staatskonzerne Aviation Industrie Corporation of China (AICC), ein auf den Flugzeugbau und Wehrtechnik konzentriertes Unternehmen, sowie der Flugzeughersteller Commercial Aircraft Corporation of China (Comac) an dem neuen Triebwerkskonzern beteiligt. Comac hatte erst im November 2015 das erste komplett in China entwickelte Passagierflugzeug C919 präsentiert.
Zivile Triebwerke bezieht China bislang aus dem Westen
Doch warum investiert China nun so viel Geld in den Aufbau einer eigenen Triebswerksindustrie? China will unabhängiger werden vom Ausland. Seit den 1950-er Jahren werden in China militärische wie auch zivile Flugzeuge hergestellt, die aber über lange Jahre nur Lizenzproduktionen russischer Muster waren. Inzwischen entwickelt und baut China aber auch selbst militärische Kampf- und Transportflugzeuge. Zumindest für deren Triebwerke ist das Land aber nach wie vor auf russische Hilfe angewiesen. Die Militärflugzeuge China fliegen vor allem mit russischen Triebwerkern, die zivilen Maschinen mit westlicher Technik.
Das soll sich nun möglichst schnell grundlegend ändern.
Bei zivilen Jet-Triebwerken hat China bisher ganz auf westliche Motoren gesetzt. Das erste chinesische Düsenverkehrsflugzeug, die ARJ21-700, wird von zwei Triebwerken des amerikanischen Herstellers General Electric angetrieben. Das von Comac vorgestellte Passagierflugzeug C919 ist mit zwei Triebwerken von CFM International ausgestattet, einem Joint Venture von General Electric aus den USA und Snecma/Safran aus Frankreich.
Kaum Know-how für zivile Triebwerke
Allerdings muss AECC nun erst einmal erhebliche Entwicklungsarbeit leisten, denn Erfahrungen haben die chinesischen Ingenieure derzeit vorrangig mit Triebwerken für Militärjets. Doch Jet-Motoren für Militär- und Verkehrsflugzeuge haben wenig Ähnlichkeiten.
Militärische Triebwerke sind in der Regel auf eine höchstmögliche Leistung ausgelegt, die aber nur über kurze Zeit erbracht werden muss. Zivile Triebwerke dagegen müssen eine hohe Leistung über lange Zeit bringen. Wie stark der Unterschied tatsächlich ist, belegt das Beispiel des britisch-französischen Überschallflugzeugs Concorde. Die beiden Betreiber, Air France und British Airways, flogen mit ihren kleinen Concorde-Flotten weit mehr Stunden Überschall im Jahr als die gesamte amerikanische Luftwaffe.
Die chinesischen Ingenieure müssen also bei der Entwicklung ziviler Motoren mehr oder weniger von vorne anfangen. Das bedeutet, dass es lange Jahre dauern wird, bis diese Motoren im Linienbetrieb von Fluggesellschaften fliegen werden. Unter Ausklammerung von Prototypen können das leicht zehn Jahre sein – in denen aber die großen westlichen Triebwerkhersteller ihre Motoren weiter verbessern werden.
Dass China trotzdem das kostspielige Vorhaben einer eigenen Entwicklung ziviler Triebwerke eingeht, hat wirtschaftliche und politische Gründe. Politisch verspricht sich China einen erheblichen Prestigegewinn, wenn das Land am Weltmarkt nicht nur als Flugzeugbauer auftritt, sondern diese Flugzeuge auch von chinesischen Treibwerken bewegt werden.
Zahl von Flugzeugen wird stark zunehmen
Wirtschaftlich spielt eine wesentliche Rolle, dass der hohe Importbedarf an Triebwerken auf die Dauer doch eine beträchtliche Belastung darstellt. China betreibt heute schon mehrere tausend Verkehrsflugzeuge. Und Boeing rechnet damit, dass in den nächsten 20 bis 30 Jahren weitere 6000 Maschinen hinzukommen werden. Nach Prognose der Unternehmensberatung Ascend aus London wird die Zahl von Flugzeugen weltweit bis zum Jahr 2035 um 81 Prozent auf 49.940 wachsen. Und von diesem wachsenden Markt wollen die Chinesen größere Anteile erobern.
Die Triebwerke selbst für ein nur zweimotoriges Verkehrsflugzeug kosten aber bereits mehrere Millionen Dollar. Die westliche Motoren, die heute die in China zugelassenen Verkehrsflugzeuge antreiben, lassen sich theoretisch durchaus nachbauen. De facto aber geht es bei den Triebwerken keineswegs nur um die Hardware, sondern genauso um die Software. Und die ist den Chinesen bisher weitgehend verschlossen geblieben.
Das sind die zehn größten Flugzeug- und Triegwerkhersteller der Welt.
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