So lief die spektakuläre Bergung der Indian Ocean ab
Es ist geschafft: Der in der Elbe havarierte Ozeanriese Indian Ocean ist befreit und liegt sicher im Hamburger Hafen. Lesen Sie hier, wie eine der spektakulärsten und teuersten Bergungen in der Geschichte der Hamburger Schifffahrt gelaufen ist.
In der Nacht zu Dienstag war es endlich so weit: Dank einer Springtide und einem kräftigen Südwestwind über der Nordsee war der Wasserstand der Elbe 1,20 m höher als normal. Um zwei Uhr konnte die Bergung des CSCL Indian Ocean vor der Insel Lühesand bei Stade beginnen, auf die das Havariekommando seit Tagen warten musste. Rund 50 Schaulustige standen zu später Nachtstunde am Elbufer.
Zwölf Schlepper mit 1000 t Zugkraft zerrten an der Indian Ocean
Bei der Bergung kamen zwölf Schlepper zum Einsatz. Sie zerrten mit einer Zugkraft von über 1000 t an der Indian Ocean, bis diese nach nur 20 Minuten wieder Wasser unter dem Kiel hatte. Anschließend drehten sie den Ozeanriesen um 40 Grad nach Backbord, schleppten ihn rückwärts mehrere Hundert Meter elbabwärts und drehten ihn wieder nach Steuerbord. In der Fahrrinne angekommen, übernahmen fünf Schlepper den Transport des 400 m langen Schiffs in Richtung Hamburger Hafen – der 77.227-PS-starke Schiffsmotor blieb aus.
Zwischenzeitlich hielt das Schiff an, damit Ingenieure der Germanischen Lloyd die Ruderanlage reparieren konnten. Am frühen Morgen schließlich, gegen 5.30 Uhr, kam die Indian Ocean in Hamburg an. Erleichterung machte sich breit, denn die beiden vorherigen Abschleppversuche waren gescheitert.
Bergungskosten liegen im zweistelligen Millionenbereich
Ben Lodemann von der Lotsenbrüderschaft Elbe zieht im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt eine positive Bilanz: „Das Abschleppmanöver ist ganz entspannt abgelaufen.“ Die größte Herausforderung sei die Koordination der Arbeit aller Beteiligten gewesen. „Aber da jeder in seinem Bereich ein Profi ist, gab es dabei keine Probleme.“
Allerdings war vor dem entspannten Abschleppen eine Menge Vorarbeit notwendig. So ließ das Havariekommando in den vergangenen Tagen Betriebsstoffe und Ballastwasser abpumpen, um das Schiff 6.500 t leichter zu machen. An der gesamten Steuerbordseite, dem Bug und im Heckbereich hatten Bagger zudem 65.000 m3 Sand und Schlick abgetragen. Die ganze Aktion hat laut Cuxhavener Havariekommando Kosten im zweistelligen Millionenbereich verursacht, die nun auf die Versicherungen der chinesischen Reederei China Shipping zukommen.
Indian Ocean läuft am Freitag aus Hamburger Hafen aus
Und was passiert jetzt mit der Indian Ocean? Das Containerschiff liegt derzeit bei Eurogate am Predöhl-Kai im Waltershofer Hafen, wo die Reederei 3.017 der 6.614 geladenen Container abladen lässt. Gleichzeitig überprüfen Vertreter der Reederei und der Klassifikationsgesellschaft DNV GL die Sicherheit des Schiffs. Soweit scheint der Gigant funktionstüchtig, sodass einer Weiterfahrt kommenden Freitag nichts im Wege zu stehen scheint.
Wohin, das ist allerdings noch nicht geklärt. Der nächste Stopp könnte Rotterdam oder Zeebrügge sein – je nachdem, wo ein Liegeplatz frei ist. Denn vom ursprünglichen Zeitplan ist nichts mehr übrig. Die Indian Ocean hätte eigentlich vergangenen Mittwoch im Hamburger Hafen festmachen sollen. Doch dann fiel aus ungeklärten Gründen die Ruderanlage aus, sodass der Kapitän das Schiff bei der Tonne 116 an den Nordrand der Fahrrinne bringen musste. Dort lief das 400 m lange Schiff, das knapp 19.000 Container tragen kann und somit zu den größten Containerschiffen der Welt zählt, auf Grund.
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