So sieht es 40 m unter der Erde auf Europas größter Baustelle aus
Es sind nur Baustellenfotos: von U-Bahnschächten im Rohbau, frisch gegossenen Bahnsteigen, von Verbindungstunneln. Doch diese Bilder von Europas größter Baustelle tief in der Erde Londons haben einen ganz besonderen Reiz. So wird man die neue U-Bahn-Strecke quer durch die Stadt, die in vier Jahren eröffnet wird, nie mehr sehen.
Die größte Baustelle Europas befindet sich unter den Straßen und Häusern der britischen Hauptstadt: Zur Zeit sind 10.000 Arbeiter und acht riesige Tunnenbohrmaschinen im Einsatz, um das Londoner U-Bahn-Netz um 118 km zu erweitertern. Crossrail heißt die neue Strecke, die die Pendler aus dem Norden Londons in die Hauptstadt bringt und einmal die gesamte Metropole durchquert.
Die Macher versprechen sich von der neuen Linie, dass die chronisch überlastete U-Bahn Londons wenigstens etwas entlastet wird. Zehn Prozent soll die neue Strecke bringen.
Die erste U-Bahn in London fuhr 1863
Die altehrwürdige Londoner Underground gilt als die älteste U-Bahn der Welt. Der erste Streckenabschnitt der heutigen Metropolitan Line nahm am 10. Januar 1863 seinen Betrieb auf.
Die London Underground besitzt mit mehr als 400 Streckenkilometer die größte Netzlänge Europas. Trotzdem ist die London Tube hoffnungslos überlastet. Alle Versuche, den Verkehr zu entzerren, indem zum Beispiel Tickets außerhalb der Rush Hour günstiger angeboten sind, haben wenig gebracht.
10.000 Arbeiter sind im Einsatz
In den nächsten vier Jahren wird dieses gewaltige Streckennetz noch einmal um knapp 118 km erweitert. Es handelt sich beim Bauprojekt Crossrail um nicht weniger als die größte Baustelle Europas. Mehr als 10.000 Arbeiter sind derzeit damit beschäftigt, diese neue Eisenbahnstrecke vom Umland quer durch London zu bauen. Die ersten Stollen sehen schon fast fertig aus, die ersten Schienen sind schon verlegt. In den nächsten vier Jahren werden einzelne Strecken schon nach und nach für den Verkehr freigegeben.
Mit viel Fantasie lassen sich auch schon die Menschen in den Stationen vorstellen, die jetzt erst im Rohbau fertig sind. Noch ist nur der blanke Beton zu sehen. Noch fehlen Technik und Elektronik, die Wand- und Bodenverkleidungen. Umso mehr faszinieren die Fotos, die die Londoner U-Bahn jetzt veröffentlicht hat. Es sind Bilder von Momenten, die es so nie mehr geben wird.
Jeder Zug kann 1500 Menschen aufnehmen
Der Verkehrsbetrieb Transport for London prognostiziert, dass auf Crossrail jedes Jahr rund 200 Millionen Fahrgäste unterwegs sein werden. Bis zu 24 Züge pro Stunde werden ab 2019 zwischen Paddington und Whitechapel pendeln. Jeder dieser Crossrail-Züge wird 200 Meter lang sein und zehn Wagen haben. 1500 Passagiere sollen in jedem einzelnen Zug Platz finden. Hier lesen sie ausführlich, welche Dimensionen Crossrail hat.
Für die Zukunft rechnen die Macher mit weiter steigendem Passagieraufkommen. Deshalb ist heute schon geplant, den Zügen künftig noch zwei weitere Wagen anzuhängen. Vorsorglich ist für alle Bahnhöfe der neuen Strecke eine Bahnsteiglänge von 240 m geplant. Die Macher versprechen sich von Crossrail eine Entlastung des Schienennetzes um bis zu 10 %.
Das alles gibt es nicht zum Nulltarif: Die Baukosten belaufen sich nach offiziellen Angaben auf knapp 21 Milliarden €.
Acht riesige Tunnelbohrmaschinen des deutschen Herstellers Herrenknecht sind im Einsatz, um die Crossrail zwischen bestehenden U-Bahn-Linien, Abwasserleitungen und Fundamente in einer Tiefe von bis zu 40 m zentimetergenau zu bohren. 100 m Erde graben die gut 1000-Tonnen-Ungetüme pro Woche um. Insgesamt werden sieben Millionen Tonnen Material ausgehoben, wovon 98 % wiederverwendet werden.
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