Aktuelle Studie 21.02.2024, 07:00 Uhr

So wird Deutschland zum Vorreiter beim autonomen Fahren

Für die Automobil-Nation Deutschland ist das autonome Fahren eine interessante Perspektive. Eine internationale Führungsrolle ist möglich – wenn einige Maßnahmen konsequent umgesetzt werden. Das hat eine Studie ergeben.

autonomes Fahren

Autonomes Fahren auf Level 4 erfordert kein menschliches Eingreifen mehr.

Foto: panthermedia.net/carloscastilla

Das Autofahren wird immer komfortabler. Vor allem im hochpreisigen Segment ist das „Hochautomatisierte Fahren“ bereits möglich und in immer mehr Modellen verfügbar. Das heißt, zwischenzeitlich steuert das Fahrzeug selbstständig, passt die Geschwindigkeit an und hält sicher die Spur. Der Fahrer oder die Fahrerin kann währenddessen bedenkenlos ins Smartphone schauen, sich den Kindern auf der Rückbank zuwenden oder ein wenig träumen. Allerdings muss der Fahrer jederzeit in der Lage sein, die Lenkung wieder zu übernehmen, wenn er beispielsweise durch ein entsprechendes Signal dazu aufgefordert wird.

Das ist nicht mehr weit von Level 4 entfernt. Bei dieser nächsten Stufe wird das vollständig autonome Fahren zur Realität. Die Technik kann auch auf Gefahrensituationen reagieren, ohne dass der Menschen eingreifen müsste. Auf Stufe 5 sind die Insassen nur noch Passagiere im eigenen Fahrzeug, das auch vollständig leer unterwegs sein kann, etwa um die Besitzer von einem Termin abzuholen.

Die Vorteile des autonomen Fahrens für Deutschland

Rechtlich ist in Deutschland uneingeschränkt jedoch nur Stufe 3 erlaubt, während Level 4 für bestimmte Bereiche eine Zulassung erhalten kann, etwa für Shuttlebusse auf einem begrenzten Gelände.

Fachleute versprechen sich viel vom autonomen Fahren, unter anderem weniger Unfälle, einen besseren Verkehrsfluss und dadurch auch Vorteile für die Wirtschaft. Ein weiterer Pluspunkt ist eine flexiblere Mobilität in ländlichen Regionen – ohne dass zusätzliche Fahrer benötigt würden. Das wäre wiederum mit der Möglichkeit verbunden, Verkehrsräume neu zu gestalten und dabei mehr Rücksicht auf Mensch und Umwelt zu nehmen.

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Die Automobilbranche in Deutschland könnte von dieser Entwicklung daher genauso profitieren wie die Bevölkerung. Umso wichtiger wäre es, dass Deutschland eine Vorreiterposition einnimmt und Innovationen ermöglicht. Welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen, haben das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und das Center of Automotive Management (CAM) untersucht. Die Studie haben sie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erstellt.

Gute Ausgangsposition beim autonomen Fahren ist in Gefahr

Die Forschenden verweisen darauf, dass die Branche auf internationaler Ebene zum Teil schon einen Schritt weiter ist. Beispielsweise führen in einigen chinesischen Städten bereits Robotaxis ohne Sicherheitsfahrer über die Straßen. Auch in den USA laufen einige Pilotprojekte mit Testflotten für autonome Fahrzeuge.

In diesem Zusammenhang erläutert Stefan Bratzel vom CAM die Ausgangslage für die deutschen Akteure beim automatisierten Fahren im internationalen Vergleich: „Während deutsche Automobilhersteller und -zulieferer eine führende Rolle im Bereich von Fahr- und Parksystemen der Automatisierungsstufen 2 bis 3 einnehmen, bieten bislang ausschließlich chinesische und US-amerikanische Akteure kommerzielle Dienstleistungen im Bereich der Robotaxis und Roboshuttles der Stufe 4 an.“ Anders gesagt: Wenn Deutschland als Innovationsstandort beim autonomen Fahren seine Stellung erhalten und ausbauen will, muss sich diese Ausgangslage verändern.

Handlungsauftrag an die Politik für Standort Deutschland

Für die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ist klar, dass eine enge Vernetzung der Akteure gefragt ist. Nur durch einen engen Austausch der Beteiligten sei es möglich, praktische Hürden schnell zu überwinden und gewinnbringende Geschäftsmodelle zu entwickeln – die sich zügig in der Breite durchsetzen. Konkret empfehlen die Fachleute, eine nationale Koordinationsstelle für automatisiertes und vernetztes Fahren einzurichten.

Ein weiterer Punkt sei die Bürokratie. Bundesweit müsse es einheitliche und unkomplizierte Genehmigungsprozesse geben, die den Weg ebnen für Projekte im Bereich des autonomen Fahrens auf Level 4.

Als weitere wichtige Voraussetzungen benennen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen hochauflösende digitale Karten sowie die Bereitstellung von digitalen Verkehrsinformationen in Echtzeit. Ein entsprechender Abruf sowie eine Kommunikation der autonomen Fahrzeuge untereinander sei aber nur umsetzbar, wenn das Mobilfunknetz flächendeckend ausgebaut wird. Bei diesen Themen sehen die Forschenden Handlungsbedarf in der Politik.

Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

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