Lean Management machte es möglich 17.12.2024, 13:30 Uhr

So wird die Riedbahn zum Vorbild für die Sanierung weiterer Strecken

Die Sanierung der Riedbahn zeigt, wie effizient Strecken modernisiert werden können. Ein Vorbild für die Zukunft der Bahn in Deutschland?

Bahnhof Frankfurt

Die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim wurde in Rekordzeit saniert. Sie soll als Vorbild weiterer Streckensanierungen dienen.

Foto: PantherMedia / Joerg Hackemann

Die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim wurde in nur fünf Monaten generalsaniert. Für solch ein Mammutprojekt ist das eine Rekordzeit. Mit dem erfolgreichen Pilotprojekt setzt die Deutschen Bahn neue Maßstäbe für die Modernisierung von Eisenbahnstrecken in Deutschland. Bis 2027 sollen insgesamt 1500 Kilometer Schienennetz nach diesem Vorbild erneuert werden. Lean Management spielte bei der Sanierung eine entscheidende Rolle.

Ein Mammutprojekt in Rekordzeit

20 Bahnhöfe modernisiert, 111 Gleiskilometer erneuert, 152 Weichen ausgetauscht und 130 Kilometer Oberleitungen neu verlegt: Die Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim war ein technisches Meisterwerk. In nur fünf Monaten wurde die vielbefahrene Strecke auf den neuesten Stand gebracht. Seit Mitte Dezember rollen hier wieder die Züge – ohne Verzögerung und mit deutlich erhöhter Zuverlässigkeit.

Mit der Riedbahn hat die Deutsche Bahn ein Pilotprojekt realisiert, das als Blaupause für künftige Sanierungen dienen soll. „Der Abschluss der ersten Generalsanierung ist ein wichtiger Schritt für die strukturelle Sanierung unserer Infrastruktur“, erklärt DB-Chef Dr. Richard Lutz. Das Ziel: Ein stabiler und effizienter Bahnverkehr in Deutschland.

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Die Strecke, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen wurde, war zuletzt besonders anfällig für Störungen. Mehr als 300 Züge täglich setzten die Infrastruktur an ihre Grenzen. Besonders die hohen Anforderungen des Personenfern- und Regionalverkehrs sowie des europäischen Gütertransports verdeutlichen die Bedeutung dieser Strecke für das deutsche Schienennetz.

Warum die Riedbahn ein Vorbild ist

Die Riedbahn gehört zu den meistbefahrenen Schienenstrecken Deutschlands. Täglich rollten hier vor der Sanierung mehr als 300 Züge über die Gleise. Doch die hohe Belastung hinterließ Spuren: Störungen waren häufig und hatten Auswirkungen auf das gesamte Schienennetz. Die Generalsanierung sollte diese Schwachstellen beseitigen.

Anders als bei traditionellen Bauprojekten entschied sich die Deutsche Bahn für eine Komplettsperrung der Strecke. Dadurch konnten die Bauarbeiten gebündelt und die Modernisierung in Rekordzeit abgeschlossen werden. Annette Beierl, Teamleiterin bei Drees & Sommer, betont: „Es handelte sich um ein Pilotprojekt, denn statt einer langwierigen Modernisierung im laufenden Betrieb wurde hier die Strecke inklusive Bahnhöfe in Rekordzeit generalüberholt.“

Das Ergebnis spricht für sich: Die Strecke wurde termingerecht fertiggestellt. Neue Gleise, Weichen und Signalanlagen sorgen nun für mehr Stabilität und eine höhere Verfügbarkeit.

Ein weiteres Highlight des Projekts war die umfassende Modernisierung der 20 Bahnhöfe entlang der Strecke. Reisende profitieren nun von barrierefreien Zugängen, modernen Wartebereichen und einer verbesserten Fahrgastinformation. Diese Zukunftsbahnhöfe machen die Reise nicht nur komfortabler, sondern auch effizienter.

Effiziente Bauprozesse durch Lean Management

Ein wichtiger Erfolgsfaktor war der Einsatz des sogenannten Lean Construction Managements. Diese Methode ermöglicht eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung aller Bauprozesse. Störungen wurden so frühzeitig erkannt und behoben. Die Kommunikation lief auf kürzestem Weg, was bei einem derart engen Zeitplan entscheidend war.

„Indem die laufenden Prozesse während der Planungs- und Bauphase kontinuierlich überprüft, angepasst und verbessert wurden, konnten Effizienz, Qualität und ein gutes Zeitmanagement sichergestellt und jegliche Art der Verschwendung vermieden werden“, erläutert Beierl. Dieses Vorgehen bewährte sich insbesondere bei unerwarteten Herausforderungen, die bei einem solchen Mammutprojekt unvermeidbar sind.

Auch digitale Werkzeuge spielten eine zentrale Rolle. Mit Tools wie SharePoint, Confluence und Jira wurden Informationen effizient gebündelt und in Echtzeit geteilt. Zusätzlich kamen Drohnen und kameragestützte Überwachung zur Steuerung der Baustellen zum Einsatz. Digitale Steuerungsinstrumente sorgten dafür, dass alle Beteiligten jederzeit über den Projektfortschritt informiert waren.

Vorausschauende Logistik trotz Materialknappheit

Ein weiteres Kernstück der Sanierung war eine vorausschauende Materiallogistik. Um während der globalen Lieferkettenprobleme alle Bauteile rechtzeitig vor Ort zu haben, wurden die Planungen flexibel angepasst. Annette Beierl erklärt: „Die ganzheitliche Planung ermöglichte es, frühzeitig zwischen Standardprodukten und Einzelanfertigungen zu unterscheiden und die Produktion entsprechend zu steuern.“

Dieses Vorgehen bewährte sich in der Praxis und trug maßgeblich dazu bei, das ambitionierte Zeitfenster einzuhalten. Trackerüberwachte Fahrzeuge sorgten zudem dafür, dass Materialien effizient zu den jeweiligen Bauabschnitten transportiert wurden. Gerade bei derart großen Bauvolumina war dies eine logistische Meisterleistung.

Ein Blick in die Zukunft: 1500 Kilometer sollen folgen

Die Generalsanierung der Riedbahn ist erst der Anfang. Bis 2027 plant die Deutsche Bahn die Modernisierung von insgesamt 1500 Kilometern Schienennetz. Besonders hochbelastete Strecken sollen davon profitieren. Das nächste große Projekt ist die Sanierung der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin.

Das Ziel ist klar: Mehr Zuverlässigkeit, weniger Verspätungen und eine bessere Infrastruktur für den Bahnverkehr in Deutschland. Für das Gelingen spielt auch die Effizienz der Bauprozesse eine entscheidende Rolle – wie sie bereits bei der Riedbahn unter Beweis gestellt wurde.

Ein Beitrag zur Verkehrswende

Eine modernisierte Bahnstrecke ist nicht nur für den Personenverkehr wichtig, sondern auch für den europäischen Gütertransport. Die Riedbahn ist Teil eines zentralen Transportkorridors und trägt zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene bei. Dies ist ein zentrales Ziel des European Green Deal, der den Klimaschutz in Europa vorantreiben soll.

Die Bahn ist bis zu 28-mal klimafreundlicher als das Flugzeug und wesentlich energieeffizienter als der Straßenverkehr. Eine moderne Schieneninfrastruktur spielt daher eine Schlüsselrolle für die Erreichung der Klimaziele.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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