Facebook stoppt seine Internetdrohne Aquila
Facebook gab einst den Ton an im großen Wettstreit um das Internet für alle. Doch nun verkündet der Konzern das Aus für die Solardrohne Aquila – trotz eines erfolgreichen Jungfernflugs.
Vor vier Jahren hatte alles begonnen. Facebook kündigte die Entwicklung einer Solardrohne an, die Internet in die entlegensten Regionen der Welt bringen sollte. In die, wo das Verlegen von Infrastruktur so teuer wäre, dass kein Unternehmen sich je um einen Anschluss bemüht hätte. Die autonome Drohne Aquila war geboren. Doch diese Woche verkündete Facebook das Aus des fliegenden Breitband-Bringers. Der Grund liege in der mittlerweile großen Konkurrenz durch namhafte Aerospace-Unternehmen. So schrieb Facebook: „Angesichts dieser Entwicklungen haben wir uns entschieden, nicht länger mit der Entwicklung oder dem Bau eines eigenen Fluggeräts zu beschäftigen.“
Dabei hatte der Konzern bereits einen Prototypen gebaut, der zwei Testflüge absolvierte. Der Erstflug in Originalgröße fand am 28. Juni 2016 auf dem militärischen Testgelände in der Wüste Yuma im US-Bundesstaat Arizona statt. Er endete allerdings mit einem Absturz. Der spätere Jungfernflug verlief dann aber erfolgreicher als erwartet.
Der Jungfernflug von Facebooks Solardrohne Aquila
Für rund 1,5 Milliarden Menschen auf der Erde ohne jeden Internet-Zugang war es eine richtig gute Nachricht: Die Facebook-Drohne Aquila hatte am 21. Juli 2016 ihren ersten Testflug mehr als erfolgreich absolviert. Bei dem Testflug auf einer Militärbasis in Arizona wurde die Drohne von einem Heliumballon hochgezogen. Anschließend blieb Aquila exakt 96 Minuten in der Luft. „Der Test war so erfolgreich, dass Aquila dreimal länger flog als ursprünglich geplant“, freute sich Facebook-Technikchef Jay Parikh. „Wir sind ermutigt, aber wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns.“ Beim Testflug erreichte Aquila eine Reiseflughöhe von gut 650 Meter und verbrauchte 2 kWh Strom.
Der weitere Plan sah vor, dass die Solardrohne ihre Bahnen in einem 100-Kilometer-Radius zieht und das Gebiet unter ihrem Rumpf mit schnellem Internetzugang versorgt. Sie sollte in einer Flughöhe von 18 bis knapp 28 Kilometer unterwegs sein: tagsüber Aquila in 28 Kilometer Höhe, in der Nacht sollte sie auf 18 km Flughöhe hinabsinken, um Energie zu sparen. Aquila hätte sich also immer oberhalb der Reise-Flughöhe bewegt. Die Internetverbindung sollte die Drohne über Laserkommunikation sicherstellen, die Daten mit einer Geschwindigkeit von zehn Gigabit pro Sekunde übertrug und enorm zielgenau war. Laut Facebook hätte der genutzte Laser eine Centmünze aus einer Entfernung von über 16 Kilometer getroffen.
Geringer Stromverbrauch trotz Spannweite eines Jumbo-Jets
Auch um den Prototypen selbst ist es schade, dass seine Entwicklung nun zu einem Ende kommt. Der Aquila-Prototyp hat mit 42 Metern nämlich die Spannweite eines Jumbo-Jets, wiegt aber mit voller Kommunikationsausrüstung bestückt dank der Konstruktion aus Kohlestofffaserverstärktem Kunststoff nur 400 Kilogramm. Dasselbe Gewicht bringt etwa der Kleinstwagen Uniti aus Schweden auf die Waage. Aquila ist ein Nurflügler ohne Fahrgestell.
Angetrieben wird Aquila von vier Elektropropellern, den Strom für deren Antrieb bezieht die Drohne aus Solarzellen, die auf der Oberseite der Tragflächen montiert sind. Die Drohne sollte bei Reisegeschwindigkeit nur etwa 5 kWh Strom verbrauchen, etwa soviel wie drei Haartrockner. Im späteren realen Einsatz sollte Aquila auf diese Weise für drei Monate in der Luft bleiben können.
Mobiles Internet bei Naturkatastrophen
Das Drohnenprojekt war Teil der Initiative Internet.org, mit der Facebook und andere Unternehmen allen Menschen Zugang zum Internet verschaffen wollen. Dafür hatte Facebook Ende März 2014 für 20 Millionen US-Dollar das britische Luftfahrtunternehmen Ascenta übernommen. Mit Drohnen wie Aquila, die 2015 erstmals vorgestellt wurde, soll Internet auch in Regionen kommen, in denen sich eine Naturkatastrophe ereignet hat. So kann schneller Hilfe organisiert und die Hilfseinsätze können gezielter gesteuert werden. Diese Vision bleibt auch nach dem Aussteigen von Facebook aus der Aquila-Entwicklung lebendig. Zum einen, weil Facebook betonte, dass es weiterhin an der Entwicklung von Höhenplattformen und Flugsteuerungscomputern mitwirken möchte. Zum anderen, weil auch Googles Project Loon, das auf Stratosphärenballons setzt, an dem Internet für alle arbeitet. Wie Googles Projekt Loon funktioniert, erfahren Sie hier.
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