Radweg-Teststrecke in Erftstadt 22.11.2018, 13:13 Uhr

Solarstraße von Solmove – der Radweg zu mehr Energie

Deutschlands erster Solarradweg ist in Betrieb. Die mit Solarzellen gepflasterte Strecke in Erftstadt kann mittlerweile von jedermann getestet werden. Offen bleibt, ob sich die Technologie durchsetzen wird.

Blick über den Fahrradlenker auf die Solarstraße
Mit dem Fahrrad über Solarmodule fahren? Wie gut das funktioniert, soll die Teststrecke in Erftstadt zeigen.

Foto: Solmove

Solarmodule im Morgenlicht
Der Solarweg in Erftstadt besteht aus 150 dunkelblauen Solarmodulen.

Foto: Solmove

Solarfliesen statt Schlaglöcher und Baumwurzeln. Der neue Radweg im nordrhein-westfälischen Erftstadt erfüllt gleich zwei wesentliche Funktionen: Er verbessert die Mobilität der Anwohner und erzeugt gleichzeitig Strom. Straßen aus Strom waren in den letzten Jahren zwar immer wieder im Gespräch, mit der Inbetriebnahme dieser Teststrecke liegt nun aber auch in Deutschland eine praktische Umsetzung vor. Federführend bei diesem Projekt ist das Start-up Solmove aus Berlin.

Solarweg in Erftstadt produziert 12 Megawatt pro Jahr

Der Stadtteil Liblar in Erftstadt hat nun seine ganz eigene Attraktion. Es ist ein Gegenentwurf zum nahegelegenen Braunkohlerevier in Form eines Solar-Radweges. Er erstreckt sich zwar bislang nur über 90 Meter, soll aber wichtige Erkenntnisse zum Ausbau des Projekts liefern. Pro Jahr soll die installierte Teststrecke bis zu 12 Megawattstunden Energie liefern, was ausreicht, um vier Einfamilienhäuser mit Strom zu versorgen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Sonne entsprechend lange scheint. Aber auch Regenwetter bringt den Betreibern einen gewissen Vorteil. Die Solarstraße hat nämlich nicht nur einen rutschfesten Belag, sondern auch ein Profil, das Regenwasser gut ablaufen lässt. Dadurch reinige es sich selbst, so der Hersteller Solmove, die Straßenreinigung kann sich die Stadt sparen.

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Bei der Solarstraße handelt es sich im Grunde um eine Art Teppichboden. Der Untergrund in Form eines 35 Jahre alten Radweges musste gar nicht erst vorbereitet werden. Die einzelnen Solarfliesen, aus denen der Strom erzeugende Belag besteht, wurden einfach auf dem Asphalt ausgerollt. Es ist also nicht nötig, die Straße komplett neu zu bauen oder eine bestehende aufzureißen. Eine solide Grundlage benötigen die Solarzellen aber schon.

Jede einzelne der Fliesen ist 10 mal 10 Zentimeter groß und mit einer Solarzelle bestückt. Die einzelnen Zellen werden sowohl elektrisch als auch mechanisch miteinander verzahnt. Die Grundlage bildet eine Gummischicht, die nicht nur die Zellen schützt, sondern auch Schall absorbiert.

Flächen für den multimodalen Einsatz von Solmove vorhanden

Die Idee für die Solarstraße ist dem Ingenieur Donald Müller-Judex vor ein paar Jahren gekommen, als er im Allgäu auf der Suche nach Freiflächen für Solaranlagen war. Dabei musste er feststellen, dass alle geeigneten Flächen bereits belegt waren. Ihm fiel jedoch auf, dass es in der Gegend viele einsame Straßen gab, die aufgrund ihrer Lage reichlich Sonne abbekamen. Dieses Potenzial sieht er auch in Deutschland, wo es mehr als 1,4 Milliarden Quadratmeter an Radwegen, Seitenstraßen, Seitenstreifen, Zufahrten und Parkplätzen gibt, die wenig verschattet sind und deswegen für diese Art der Energiegewinnung eigentlich prädestiniert wären. Bereits versiegelte Flächen ließen sich durch die Innovation von Solmove doppelt nutzen – zum Zwecke der Mobilität und zur nachhaltigen Energiegewinnung.

Das große Potenzial an Flächen, die sich mit einem derartigen Solarteppich ausstatten ließen, stellt auch den größten Vorteil dar. Denn eigentlich eignen sich horizontal ausgelegte Module nicht so sehr für die Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie. Die Straße erzeugt also weniger Strom als beispielsweise eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Die RWTH Aachen testete den Solmove-Belag und sieht den Vorteil des Systems eher in der Multifunktionalität. So ließen sich in den einzelnen Fliesen auch Heizschleifen integrieren, die die Straße im Winter beheizen könnten. Und auch eine LED-Straßenbeleuchtung sowie das Nachladen von Elektromobilen mittels eingelassener Induktionsschleifen wäre möglich. Zusätzlich könnten Sensoren eingebaut werden, mit denen sich der Verkehr zählen oder – in Kombination mit einer Ampelschaltung – sogar regeln ließe.

Langfristige Tests des Solarradwegs sollen Rentabilität ermitteln

Wenn das System in Erftstadt wie geplant funktioniert, wird die Fläche des Radweges vom selbst erzeugten Strom einfach aufgetaut. Der überschüssige Strom lässt sich dann in das örtliche Netz einspeisen. Im Rahmen des derzeit laufenden Tests soll die integrierte Heizung über die nächsten zwei oder drei Winter hinweg getestet werden. Darüber hinaus möchte man herausfinden, wie sie Anlage mit Frost, Schmutz und diversen Belastungen zurechtkommt. Dreck und Schmutz sollen sich ja in den Fugen sammeln und dann mit dem nächsten Regen einfach weggespült werden. Ob das so funktioniert – auch das wird der Test zeigen.

Die Kosten der Teststrecke belaufen sich auf stolze 800.000 Euro, wovon 10% von der Kommune Erftstadt kommen. Der Streckenbelag selbst kostete 74.000 Euro, was einen Preis von 370 Euro pro Quadratmeter ausmacht. Die Haltbarkeit solcher Paneele soll sich auf mehr als 20 Jahre belaufen. Genug Zeit also, um sich zu amortisieren und einen zusätzlichen Gewinn zu erwirtschaften. Innerhalb von 14 Jahren soll sich die Strecke bezahlt machen, wenn die geplanten 100 kWh pro Quadratmeter und Jahr erzielt werden können. In der Serienproduktion rechnet das Unternehmen dann mit nur noch 250 Euro pro Quadratmeter.

Multifunktionale Solarstraße bedarf mehr Förderung

Die Finanzierung in Erftstadt wurde in erster Linie von der Nationalen Klimaschutzinitiative übernommen. Was laut Müller-Judex nun noch fehle, sei mehr Unterstützung vonseiten der Politik und staatliches Risikokapital für Cleantech-Start-ups. Die zur Verfügung stehende staatliche Förderung soll gerade mal ein Zehntel dessen betragen, was in Frankreich oder China zur Verfügung stünde. Dort werden Solarstraßen bereits im großen Stil gebaut. Ein Beispiel liefert Frankreich mit dem „Wattway“, einer 1.000 Kilometer langen Strecke, die bis 2020 fertiggestellt werden soll.

Die Vision hat man bei Solmove indes klar vor Augen: Smarte Straßen, die sich selbst beleuchten und von Eis freihalten können, die den Verkehr zu registrieren und zu regeln imstande sind und dabei noch genug Strom erzeugen, um Elektroautos mit Energie zu versorgen. Ganz nebenbei entstünde mit Solarstraßen eine Möglichkeit für Gemeinden, sich mit sauberem Strom zu versorgen, ohne dabei die Landschaft zu verschandeln. Angst vor einem Stromschlag muss auch niemand haben: Die Solarstraße arbeitet mit maximal 30 Volt.

 

Weitere Themen:

In Holland wurde bereits vor einigen Jahren ein Solarfahrradweg getestet. Die Solarroad hat im ersten Halbjahr mit einer Länge von 70 Metern über 3.000 Kilowattstunden Strom erzeugt.

In London arbeitet das Technologieunternehmen Umbrellium an einem digitalen Zebrastreifen.

Ein Beitrag von:

  • ingenieur.de

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