Elektromobilität 08.04.2019, 17:02 Uhr

Solarzellen steigern die Reichweite auf 800 Kilometer

Ein niederländisches Jungunternehmen entwickelt ein revolutionäres Fahrzeug. Es soll dreimal so effektiv sein wie die Elektroautos der Konkurrenz. Mit 119.000 Euro plus Steuern ist es allerdings recht teuer.

Foto: PantherMedia / petovarga

Foto: PantherMedia / petovarga

Lightyear (Lichtjahr) heißt ein Unternehmen aus dem niederländischen Städtchen Helmond. Das ist durchaus selbstbewusst gemeint. Es fühlt sich Lichtjahre vor der Konkurrenz, und die hat klingende Namen: Tesla, Audi, Daimler, BMW und andere. Es entwickelt, unter anderem mit Hilfe des renommierten Schweizer Ingenieurbüros EDAG, ein revolutionäres Elektroauto.  Lex Hoefsloot, CEO des Unternehmens, verspricht eine Reichweite von mindestens 800 Kilometern und spricht gern vom Sonnenauto. Das komplette Dach, immerhin fünf Quadratmeter groß, ist mit Solarzellen bedeckt, die die Bordbatterien aufladen. Das erhöht die Reichweite, sodass die Besitzer seltener an die Ladestation müssen als herkömmliche Elektroautos.

Testfahrten beginnen erst im Sommer

Man kann es jetzt schon bestellen. Ohne Steuern kostet der Fünfsitzer stolze 119.000 Euro. Es ist allerdings noch nicht auf der Straße. In diesem Sommer sollen Testfahrten beginnen, und schon im kommenden Jahr sollen die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden. Einen weiteren Schritt hin zur Realisierung haben die Niederländer jetzt gemacht. Sie bekommen über den Europäischen Innovationsrat (European Innovation Council, EIC) 2,5 Millionen Euro aus dem Programm „Horizon 2020“ der Europäischen Kommission. Die Entwicklungskosten seit 2012 deckten sie mit vielen Millionen Euro, die sie bei Anlegern einsammelten.

Kamera und Display statt Rückspiegel

„Um unser Ziel zu erreichen muss das Fahrzeug unglaublich effizient sein“, sagt Hoefsloot. Es habe eine sehr gute Aerodynamik, ein effektives Antriebssystem und ein besonders leichtes Chassis. Es hat beispielsweise keine Außenspiegel, die den Fahrwiderstand deutlich erhöhen und damit den Verbrauch. Sie werden durch Kameras und Displays ersetzt, auf denen zu sehen ist, was hinter „Lightyear One“ geschieht, wie das Fahrzeug sinnigerweise heißt. Aus diesem Grund sei es dreimal effizienter als andere Elektroautos, beteuert Hoefsloot. Andreas Quanz vom Entwicklungspartner EDAG ist sich sicher, dass die Entwickler ihre Ziele erreichen, sagte er dem Onlineportal ZERaut.nl.

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Geheimnis um die technischen Daten

Das Fahrzeug wird von vier Radnabenmotoren angetrieben. Strom beziehen sie aus der Bordbatterie. Diese wird während der Fahrt aufgeladen, natürlich nur im Hellen und umso effektiver, je strahlender sich die Sonne präsentiert. Aus diesem Grund muss ein Lightyear-One-Besitzer in Lissabon sein Auto pro Jahr nur 15 Mal an eine Ladesäule anschließen. Ein Tesla Model S benötigt dagegen 54 Aufladungen, jeweils gerechnet für eine Jahreslaufleistung von 20.000 Kilometern. Im sonnenärmeren Amsterdam sind 25 Batterieladungen an externen Quellen nötig. Über Nacht können die Batterien an einer normalen privaten Ladestation Strom für 440 Kilometer tanken. Genaue technische Daten behalten die Niederländer noch für sich.

Lightyear One ist mit Heizung und Klimaanlage ausgestattet. Letztere schaltet sich ein, wenn das Fahrzeug geparkt ist und die Sonne droht, es massiv aufzuheizen. Es ist also immer angenehm temperiert, wenn man im Sommer einsteigt. Die Solarzellen auf dem Dach machen es möglich.

Inspektion nur alle 50.000 Kilometer

Weil das Fahrzeug weit weniger bewegliche Teile hat als ein Auto mit Verbrennungsmotor sind die Inspektionsintervalle komfortabel lang. Alle 50.000 Kilometer muss es in die Werkstatt. Es ist so konstruiert, dass keine Spezialwerkstatt nötig ist. „Das kann jede“, heißt es.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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