E-Mobil im Test 19.10.2012, 19:55 Uhr

Stadtflitzer Renault Twizy sucht Steckdose

Seit wenigen Tagen und damit rechtzeitig zur Herbstsaison bietet Renault für seinen kleinen Flitzer Twizy Fensterscheiben an. Die Redaktion hat das Elektrogefährt im Sommer getestet, einiges gelernt und sich über viel positive Resonanz am Wegesrand gefreut.

Der neue Stadtflitzer von Renault sorgt für Aufmerksamkeit.

Der neue Stadtflitzer von Renault sorgt für Aufmerksamkeit.

Foto: Werkfoto

Menschen stehen winkend am Straßenrand. Die Daumen gehen hoch. Die Gesichter beginnen zu strahlen. Dann die Fragen: „Was ist das?“, „Darf der auch auf die Autobahn?“, „Wie viel kostet der?“

Kein Zweifel: Wir sind unterwegs mit Renaults kleinstem Sprössling, dem Twizy. Er bringt den Menschen ein Lächeln ins Gesicht, wenn er kaum hörbar an ihnen vorbeigleitet.

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Kaum hörbar gilt allerdings nur für die Menschen außen. Innen klingt der kleine Elektroflitzer eher wie eine beschleunigende Straßenbahn. Unser Test-Twizy hat nämlich keine Fenster. Grund genug, vor der Fahrt auf passendes Equipment zu achten. Das gilt vor allem für den Beifahrer, der hinten in einer Art Höhle hinter dem Fahrer Platz nimmt. Für ihn sind Motorradbrille, Schal und je nach Empfindlichkeit eine Art Sitzkissen Pflichtprogramm. Der offene Twizy ist eben doch – wie es seine Zulassung auch sagt – ein Quad und kein Auto. Damit das E-Mobil seine Fahrer auch im Winter erfreut, bietet Renault seit einigen Tagen Fensterscheiben zur Nachrüstung an.

Renault Twizy weckt die Neugier der Menschen

Düsseldorf ist ein gutes Pflaster, um automobile Neuheiten zu zeigen und das nicht nur auf der Königsallee. Auch in Oberbilk recken die Menschen die Hälse. Der Twizy schlägt Brücken zwischen den Völkern. Türkische Migranten, ältere Mitbewohner, junge Frauen – sie sind neugierig. Ein kurzer Ausflug auf die betuchte Rethelstraße und schon bildet sich eine kleine Menschtraube um das Fahrzeug. Radfahrer und Motorradfahrer bringt der Blick auf den Twizy mancherorts sogar in Gefahr. Denn sie vergessen angesichts des lustigen Gefährts auf den Weg ihres eigenen zu achten.

Dann geht es auf die Schnellstraße. Auch hier kann der Twizy sich gut behaupten. Allein mit seiner Beschleunigung, aber auch den satten 80 km/h, die er auf die Straße bringt, reiht er sich fahrtechnisch ganz einfach bei den großen, den richtigen Autos ein.

Renault Twizy: Mit etwas Fahrgefühl lässt sich eine Menge Strom sparen

Mit etwas Fahrgefühl für Elektroautos lässt sich auch das Entladen verlangsamen. Motorbremse so oft wie möglich nutzen – das geht gut bei Gefälle oder drohenden roten Ampeln – und schon spart man jede Menge Strom, was einem der Twizy auf einer Anzeige im sehr spartanisch gehaltenen Cockpit anzeigt.

Aber schließlich ist es dann doch so weit: Der Twizy braucht Saft. Freunde mit einem Einfamilienhaus versprechen eine Steckdose. Schließlich lädt der Twizy ganz einfach über Schukostecker. Das allerdings nur mit einer Ladeschnur, die es kaum auf 3 m bringt. Einfache Verlängerungskabel sind tabu, auch bei kleinen E-Fahrzeugen.

Sie erhöhen den Widerstand, verlängern den Ladeprozess und können heiß werden. Auch der Twizy, so wird in Foren erklärt, habe schon ganze Kabelrollen zum Schmelzen gebracht. Hat man allerdings Glück, dann lässt sich das kleine Gefährt mit seiner Breite von 1,20 m genau vor dem Küchenfenster parken und die Schnur reicht durch das Fenster bis zu einer Steckdose. Achtung bei alten Häusern: Sicherungen mit 16 Ampere und Fehlerstromschutzschalter sind gefragt. Aber dann: Stecker andocken, der Lüfter beginnt leicht zu surren, die Ladeanzeige verspricht nach rund drei Stunden freundliche 100 %.

Innerhalb von drei Stunden lässt sich der Renault Twizy zu 100% aufladen

Schließlich soll es am nächsten Tag auf große Fahrt gehen. Nicht in die Eifel, wie einst geplant. Denn hier kündet die App Plugfinder, dass in Jülich, Heinsberg, Aachen und anderswo Verträge mit den dortigen Stadtwerken vonnöten sind, um Strom zu erhalten. Oder die notwendigen RFID-Karten wie die von Lekker energie in Heinsberg im Kundenbüro erhältlich sind. Das könnte am Wochenende Schwierigkeiten bedeuten und zeitaufwendig sein.

Die Internetseite Drehstromkiste zeigt zwar, wo nette Menschen ihren Strom offen zur Verfügung stellen. Das kann man sich dann beispielsweise so vorstellen: E-Mobilitätsfreunde haben vor ihrem Haus zwei, drei Steckdosen in einer Kiste verbaut. Daneben steht ein Sparschwein und manchmal liegt ein Reiseführer aus. Das Auto klemmt man dann an die Kiste und schaut im Reiseführer nach, was sich in den Stunden anstellen lässt, in denen das Auto lädt. Aber ob das auch tatsächlich am Wochenende klappt?

Wir entscheiden uns spontan für eine Fahrt nach Essen, wo ohnehin ein 82-jährige Autonarr schon auf uns und den Twizy wartet. Außerdem versprechen die Stadt und der RWE-Konzern eine üppige Ladeinfrastruktur. Wie in kaum einer anderen Stadt Deutschlands gibt es hier in fast jedem Stadtteil Zapfsäulen.

Also raus auf die Piste – nicht die Autobahn, das wäre erlaubt, aber auch laut, sondern über wunderschöne Landstraßen ab ins Ruhrgebiet. Eher unbemerkt gleitet der Twizy durch die Ratinger City, dann durch schöne Waldstrecken und meistert souverän enge Kurven. Entlang der Ruhr kommt echtes Urlaubsfeeling auf – links glitzert der Fluss mit seinen Tretboten, rechts spenden Bäume Schatten und mittendrin wir.

„Sie haben sich das schönste Wetter ausgesucht“, hatte der Lieferant von Renault noch vor zwei Tagen bei der Kurzeinführung gesagt, dann in Windeseile die Schaltung und kleine Tricks mit der Handbremse erklärt. Mehr braucht es nicht, um dieses E-Mobil zu fahren. In Sachen Wetter sollte er Recht behalten.

Über Kettwig und Werden gleiten wir ins E-Mobilitäts-Mekka Essen. Die erste Zapfsäule soll es schon am Baldeneysee geben. Aber erst müssen wir den Twizy unserem älteren Autofreund zeigen. Er reagiert ähnlich wie viele Freunde und Kollegen zuvor. Eine kurze Spritztour auf dem Garagenplatz um die Ecke und dann ein Lächeln. Der Twizy macht glücklich.

Die Straße weiter hoch soll es auf einem öffentlichen Parkplatz eine der blauen RWE-Zapfsäulen geben, an denen sich ohne Vertrag, aber dafür über SMS-Abrechnung mit Vodafone zahlen lässt. Leider steht ein anderes Auto – kein E-Auto – auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz. Und nach kurzer Inspektion der Säule wird uns schnell noch etwas anderes klar: Sie ist nur für Fahrzeuge mit dem Stecker Typ 2 gerüstet. Zwar der weitverbreitetste unter Elektrofahrzeugen, aber nicht kompatibel zu unserem simplen Schukostecker. Aus Sicherheitsgründen und um für künftiges Schnellladen gerüstet zu sein, habe man sich für dieses Steckersystem entschieden, heißt es aus dem Hause RWE.

Adapter? Fehlanzeige – den gibt es nicht im Bordequipment. Er würde ohnehin einige hundert Euro kosten. Zwei Parkhäuser der Stadt bieten Laden für unseren Stecker an, in Düsseldorf gibt es sogar ein Hotel, das eine Spezialsteckdose für einen der schnellsten E-Flitzer, den Tesla, offeriert.

Fest steht: Laden – das ist die eigentliche Kunst im Umgang mit Elektrofahrzeugen. Da sind zum einen die verschiedenen Steckersysteme zu verstehen und dann noch die je nach Anbieter verschiedenen Abrechnungssysteme mit diversen RFID-Karten und Verträgen.

Gut, dass das Thema E-Mobilität so viele Menschen zu spontanen Hilfsaktionen motiviert. In unserem Fall die Kommunikationsabteilung von ThyssenKrupp. Ein kurzer Anruf und schon wurde am Lieferanteneingang der Messe Essen der Opel Ampera umgeparkt und der Twizy konnte Saft saugen.

Das durfte der kleine Flitzer dann später auch bei den Stadtwerken Düsseldorf. Hier hat sich das Team des Kompetenzzentrums Elektromobilität seit mehreren Jahren im Rahmen eines Forschungsprojekts Gedanken über die Stromversorgung von E-Mobilen gemacht. Da kann z.  B. Pascal Specht genau vorrechnen, wie es um die Verbrauchskosten bestellt ist: „Der Twizy hat eine Batteriekapazität von rund 6 kWh. Damit fährt das Auto 100 km“, so beginnt Specht seine Kalkulation. „Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 22 Cent/kWh macht das 6 x 0,22 €, also 1,32 €/100 km.“ Ein Traum für so manch gebeutelten Super-Benzin-Tanker.

Für alle Zapfsäulen – übrigens mit Schukostecker und Typ2 Stecker – braucht man auch bei den Stadtwerken Düsseldorf eine RFID-Karte. „90 % aller E-Fahrzeuge, die unterwegs sind, sind Kleinstfahrzeuge, Motor- oder Fahrräder“, das wissen die Düsseldorfer. Fahrzeuge also, die oft nur über einen Schukostecker laden können.

Die Rheinländer haben sich intensiv mit den Zapfsäulen, mit dem Abrechnungssystem und vor allem mit der Software hinter dem Gesamtsystem beschäftigt. Und, so berichtet Petra Simons: „Wir haben uns lange mit echten Elektromobilisten unterhalten und uns deren Wunschlisten aufgeschrieben.“

Herausgekommen ist nach einem langen Prozess ein holländischer Zapfsäulen-Hersteller, der auch 80 % aller niederländischen Transformatoren fertigt, ein österreichischer Ladesäulenhersteller mit Erfahrungen im Bereich Bankautomation und Packstationen sowie ein deutscher Hersteller aus dem Bereich Elektrotechnik. Die Authentifizierung durch RFID-und das Softwaresystem des niederländischen Anbieters Logica, das genaue Angaben über den Ladevorgang, das Fahrzeug, Batteriezustand und anderes mehr verarbeiten kann.

Sicher ist man hier in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt traurig, dass NRW bei der Auswahl der vom Bund geförderten E-Mobiltitäts-Schaufenster leer ausgegangen ist, doch die Stadtwerker lassen sich nicht entmutigen. Klaus Teske, Leiter Elektromobilität: „Wir als Stadtwerke Düsseldorf wollen das Thema besetzen“, und ergänzt: „Vor allem wollen wir E-Mobilität erlebbar und erfahrbar machen.“ Und das geht über Autos hinaus. So dominieren denn auch in den „e-motion Technologies Shops“, mit denen die Stadtwerke kooperieren, E-Fahrräder und Pedelecs.

Das Laden bei den Stadtwerken ist beendet. Weiter geht es zur Renault-Werkstatt schräg gegenüber. Ob man hier wohl schon für die E-Mobilität gerüstet ist? Unauffällig zwischen den anderen Neuwagen stehen die Modelle der Z.E.-Klasse. Der Kangoo, der Fluence mit Elektroantrieb, unterscheiden sich optisch nicht dramatisch von den Benzin- oder Diesel-Pendants.

Der Schüssel ist die Batterie. „Die Autos sind bezahlbar, weil die Kunden das Teuerste am Elektrofahrzeug, die Batterie, bei uns nicht kaufen, sondern mieten“, hatte im letzten Jahr Renault-Deutschland-Chef Achim Schaible erklärt. Wer einen Kangoo Z.E. erwirbt, zahlt 75 € pro Monat (ohne Mehrwertsteuer). Bei unserem Twizy-Modell sind es zwischen 60 € und 70 €, die monatlich hinzukommen. Der Preis für das einfache Twizy-Modell: 7700 €.

Der französische Automobilbauer hat sich viel vorgenommen. Schaible: „2020, wenn nach den Plänen von Politik und Industrie 1 Mio. Elektrofahrzeuge in Deutschland auf den Straßen sein sollen, peilen wir im Bereich Elektroautos einen Marktanteil von 10 % bis 15 % an.“

Ehrgeizige Ziele. Und die Werkstätten? Die sind für den Ansturm von E-Mobilen gerüstet, versichert man uns auf dem Höherweg. Die Mitarbeiter hätten Kurse belegt. Schließlich sei es ja doch „nicht so einfach mit der Hochspannung“.

Darüber wollen wir uns jetzt keine Gedanken machen, schwingen uns wieder in unseren Mini-Flitzer und machen uns auf den Weg in den Düsseldorfer Hafen. Eine kleine Twizy-Fahrt bei untergehender Sonne – auch das macht Spaß.

 

Ein Beitrag von:

  • Regine Bönsch

    Regine Bönsch

    Redakteurin VDI nachrichten
    Fachthemen: Telekommunikation, Mobilfunk, Automobilelektronik, autonomes Fahren, E-Mobilität, Smart Home, KI, Datenschutz/IT-Sicherheit, Reportagen

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