Zukunft der Luftfahrt 08.04.2020, 07:42 Uhr

Stratolaunch: Hyperschalltests für Kunden sind geplant

In einer Zeit, in der durch die weltweite Coronakrise viele Flugzeuge auf dem Boden bleiben müssen und der Flugverkehr weitgehend zum Erliegen gekommen ist, lässt eine Nachricht aufhorchen, die auf die Zukunft der Luftfahrt hinweist. Stratolaunch plant Hyperschalltests für Kunden.

Stratolaunch

Stratolaunch soll künftig Raketen und Frachttransporter in Richtung Weltraum befördern. Die Raketen hängen in der Mitte des Riesenfliegers.

Foto: Stratolaunch

Stratolaunch Systems ist ein US-amerikanisches Luft- und Raumfahrtunternehmen, das seinen Kunden Starts von Raketen und anderen Fluggeräten aus der Luft über ein spezielles Trägerflugzeug anbieten will. Das Unternehmen wurde bereits 2011 gegründet und hat seinen Sitz in Huntsville in Alabama. Für den Flugbetrieb und die Nutzung von Flughafen-Flächen hat Stratolaunch Systems einen langfristigen Vertrag mit dem Mojave Air & Space Port in Kalifornien abgeschlossen.

Stratolaunch: Am Übergang von Luftfahrt und Raumfahrt

Der Fokus liegt auf suborbitalen Flügen. Das heißt, die vom Trägerflugzeug gestarteten Luftfahrzeuge berühren bei ihren Flügen zwar den Weltraum, gelangen aber nicht unbedingt in eine Umlaufbahn um die Erde. Das System soll allerdings auch dazu genutzt werden, um zum Beispiel Satelliten mit entsprechenden Trägerraketen zu starten und auf ihre Umlaufbahn zu bringen.

 

Die Idee, Raketen, Raumgleiter und anderes Fluggerät nicht am Boden, sondern in der Luft zu starten, könnte eine neue Ära des Fliegens am Übergang von Luftfahrt zu Raumfahrt einläuten. Auf jeden Fall kann Fliegen mit Weltraum-Bezug über das Vehikel „Trägerflugzeug“ günstiger und mit weniger Aufwand realisiert werden als bei herkömmlichen Starts vom Boden aus. Es eignet sich damit für kommerzielle Anwendungen. Hyperschallflugtests sind das neueste Angebot des Luftfahrt-Pioniers Stratolaunch Systems.

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System aus drei Komponenten

Das Konzept von Stratolaunch Systems beruht auf drei Komponenten.

  1. Spezielles Trägerflugzeug: Das Trägerflugzeug soll seine Nutzlast in ihre Starthöhe von rund 9.000 bis 10.000 Metern transportieren. Um dies möglich zu machen, hat Stratolaunch Systems ein besonderes Flugzeug im Einsatz, das von ScaledComposites in Mojave entwickelt wurde. Mit einer Flügelspannweite von 117 Metern ist es das in dieser Hinsicht größte Flugzeug der Welt. Seine Länge beträgt 73 Meter. Optisch ähnelt das Flugzeug zwei längs in der Mitte durchgeschnittenen Flugzeughälften, die durch eine Tragflächen-Brücke miteinander verbunden sind. Für diese 2019 fertiggestellte Spezialanfertigung wurden Bauteile von zwei Boeing 747-400 verwendet. Das Trägerflugzeug verfügt über 6 Strahltriebwerke, hat eine Reichweite von circa 15.000 Kilometern und kann eine Nutzlast von fast 250 Tonnen transportieren.
  2. Eigens entwickeltes Trägersystem: An der Brücke, die die beiden Flugzeughälften verbindet, ist ein Trägersystem vorgesehen, an dem sich die jeweilige Nutzlast anhängen lässt. Das Trägersystem bildet die mechanische und die elektrische Anschlussverbindung zum Trägerflugzeug. Der Startvorgang lässt sich ferngesteuert auslösen.
  3. Die Traglast selbst: Das Trägerflugzeug soll künftig Raketen, Satelliten, Raumgleiter und andere Nutzlast aufnehmen können. Auch die von Stratolaunch Systems entwickelten Hyperschallfahrzeuge wie der aktuell vorgestellte Talon A sollen so in große Höhen transportiert werden.

Das Hyperschallfahrzeug Talon A

Talon A ist ein Hyperschallfahrzeug, das eine Geschwindigkeit bis zu Mach 6 – also sechsfache Schallgeschwindigkeit –erreichen kann. Das sind rund 7.400 km/h. Der Talon A kann vom Trägerflugzeug gestartet werden, es ist aber auch ein eigenständiger Start vom Boden aus möglich. Das Hyperschallfahrzeug besitzt eine äußerst aerodynamische, futuristisch anmutende Form. Es wiegt gut 2,7 Tonnen, hat eine Spannweite von 3,4 Metern und eine Länge von 8,5 Metern. Talon A soll als Werkzeug dienen, um Kunden von Stratolaunch Systems Hyperschallflugtests zu ermöglichen.

Die dafür erforderlichen Instrumente und Sensoren sind an Bord installiert und können je nach Kundenwunsch individuell konfiguriert und angepasst werden. Das Trägerflugzeug kann bis zu drei Hyperschallfahrzeuge gleichzeitig transportieren. Das Angebot richtet sich gleichermaßen an staatliche, kommerzielle oder wissenschaftliche Auftraggeber. Ob vom Boden oder vom Trägerflugzeug aus gestartet – nach dem Einsatz landet das Hyperschallfahrzeug wieder sicher am Boden und die gesammelten Daten können ausgewertet werden.

Talon Z und Black Ice: Weitere Entwicklungen vorangetrieben

Neben dem Talon hat Stratolaunch Systems noch zwei weitere Entwicklungen „in der Mache“: Talon Z, ein weiteres Hyperschallfahrzeug und den Raumgleiter Black Ice. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.

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Ein Beitrag von:

  • ingenieur.de

    Technik, Karriere, News, das sind die drei Dinge, die Ingenieure brauchen.

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