Studie St. Gallen: Europäische Autobauer werden 10 Jahre brauchen, um Verkaufszahlen von 2019 wieder zu erreichen
Die Coronakrise trifft die Autobranche besonders stark. Die Universität St. Gallen hat eine Studie erstellt, die besagt, dass europäische Autobauer 10 Jahre benötigen werden, um wieder an die Verkaufszahlen an 2019 heranzukommen. Besteht noch Hoffnung?
Die Coronakrise trifft jede Branche, doch Automobilhersteller wie BMW, VW oder Mercedes sind empfindlich getroffen. Der Verkauf von Neufahrzeugen ist so gut wie zum Erliegen gekommen. Fabriken stehen still.
Eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen sagt aus, welche Folgen der Lockdown für Autobauer haben wird. Die Kernaussage ist verheerend: Laut den Forschern von St. Gallen soll es 10 Jahre dauern, bis europäische Autohersteller wieder das Verkaufsniveau von 2019 erreichen werden. Eine lange Durststrecke.
Für China wird ein Einbruch des Absatzmarktes für Fahrzeuge von 15 % erwartet. In den USA sollen es sogar 20 % sein, so die Wissenschaftler. Weltweit würde der Verkauf von Neuwagen um mehr als 14 Millionen Autos zurückgehen. Wie können Autobauer diese lange Durststrecke überleben?
Die Wissenschaftler der Universität St. Gallen sowie Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sind sich sicher, dass der wichtigste Treiber für mehr verkaufte Autos das Wirtschaftswachstum sein wird. Der Zusammenhang zwischen dem Sozialprodukt in den Industriestaaten und dem Vertrieb eines Neuwagens wird nach der Coronakrise noch stärker.
Negatives Wachstum zwischen 2008 und 2017
Die Aussichten für Westeuropa stehen also schlecht. Doch bereits zwischen 2008 und 2017 verzeichnete die Autoindustrie negatives Wachstum. Die Coronakrise setzt dieser Entwicklung die Krone auf. Nach St. Gallen belief sich der Abwärtstrend in Deutschland auf 0,2 %, in Frankreich auf 1,5 % und Italien litt mit einem Minus von 2 % besonders. Diese Zahlen sind auf die vergangene Finanzkrise zurückzuführen. Vor allem südeuropäische Staaten mussten hohe Schulden aufnehmen, um die Krise abzufangen. Das Wachstum kam danach eher schleppend in Gang.
2025 werden 14,6 Millionen verkaufte Fahrzeuge erwartet
Nach der Krise ist vor der Krise: Die Corona-Pandemie und der damit verbundene weltweite Shutdown stürzt Regierungen erneut in den Schuldenberg. Experten gehen davon aus, dass für den Abbau dieser Schulden geminderte öffentliche Ausgaben sowie Steuererhöhungen eingeführt werden. Doch das kurbelt das Wachstum nicht an.
Laut der Studie von St. Gallen werden 2025 14,6 Millionen Fahrzeuge in Europa verkauft. Das liegt 8 % unter dem Stand von 2019. Auf dieses Level sollen die Automärkte erst 2029 wieder kommen, so die Prognose.
Asien und USA als Hoffnungsschimmer
Der asiatische Raum wird auch nach der Coronakrise ein Wachstumsmotor bleiben – davon gehen die Wissenschaftler in St. Gallen aus. China zählte in den letzten 10 Jahren zu den zentralen Automärkten mit einer Wachstumsrate von 11,5 % des Bruttoinlandsprodukts der Champion. An zweiter Stelle folgte Indien mit einem Wachstum von mehr als 9 %. Den dritten Platz belegte Südkorea mit 4,8 %. Die Studie sieht für 2025 ein Plus von 5 % an verkauften Neufahrzeugen in Asien gegenüber 2019 vor.
Als zweiten Wachstumstreiber sehen die Autoren der Studie die USA. Die Quote lag im Zehnjahresschnitt bei 3,1 %. Das reicht zwar nicht an den asiatischen Markt ran, ist aber deutlich höher als die Entwicklung in Europa. 2025 soll die Quote der verkauften Neufahrzeuge in den USA 2 % unter dem Niveau von 2019 liegen. In den Vereinigten Staaten kämpft man nämlich auch mit dem Abbau hoher Schulden.
Das Fazit von Dudenhöffer: „ Weltweit wird man es schaffen durch die zu erwartende Erholungsgeschwindigkeit in China wieder im Jahr 2025 die Verkaufs-Niveaus im Welt-Pkw-Geschäft bis zum Jahr 2025 zu erreichen.“
Europäischer Automarkt bricht wegen der Coronakrise um 55 % ein
Im März 2020 sind mit 567.000 Fahrzeugen 55 % weniger Neufahrzeuge auf die Straßen geschickt worden als im Vorjahr. Das hat der Herstellerverband ACEA in Brüssel bekanntgegeben. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und die Eindämmung der Pandemie sind die Gründe dieser Entwicklung. Autobauer hielten zudem ab Mitte März die Bänder an, um ihre Mitarbeiter vor Ansteckungen zu schützen.
Die Absatzrückgänge im Überblick:
- Italien verzeichnet ein Minus von 85 %
- Frankreich hat einen Absatzrückgang von 72 %
- Spanien weist ein Minus von 69 % auf
- In Deutschland beträgt das Minus der Neuzulassungen 38 %
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