Einweihung 2023? 06.06.2016, 12:11 Uhr

Stuttgart 21 wird halbe Milliarde € teurer und später fertig

Schlechte Nachrichten für das Projekt Stuttgart 21: Der Tiefbahnhof könnte rund eine halbe Milliarde € teurer werden als geplant. Und zwei Jahre später fertig werden – also erst 2023. Lesen Sie hier, was Eidechsen damit zu tun haben.

Ein Ortsausgangsschild «Untertürkheim/Wangen Ende» steht symbolisch im Bahntunnel unter dem Neckar: Neue Auflagen für Arten-, Lärm, und Brandschutz führen zu Mehrkosten in Höhe von rund 500 Millionen €. Die Fertigstellung von Stuttgart 21 könnte sich um zwei Jahre verzögern.

Ein Ortsausgangsschild «Untertürkheim/Wangen Ende» steht symbolisch im Bahntunnel unter dem Neckar: Neue Auflagen für Arten-, Lärm, und Brandschutz führen zu Mehrkosten in Höhe von rund 500 Millionen €. Die Fertigstellung von Stuttgart 21 könnte sich um zwei Jahre verzögern.

Foto: Christoph Schmidt/dpa

Volker Kefer, Vorstand für Infrastruktur der Deutschen Bahn, hat dem Aufsichtsrat der Konzerns am Freitag eine unschöne Nachricht überbracht. IDer Tiefbahnhof wird wahrscheinlich über 524 Millionen € teurer als geplant. Er könnte zudem erst 2023 fertig werden, nicht wie beabsichtigt 2021.

Das ist jedenfalls das Ergebnis der ersten kompletten Überprüfung des Projekts Stuttgart 21, die er im Sommer 2015 in Auftrag gegeben hatte. Damit haben die Kritiker der Tieferlegung einmal mehr Recht gehabt. Das Münchner Ingenieurbüro Vieregg-Rössler hatte schon im vergangenen Jahr in einem eigenen Gutachten weitere Kostensteigerungen und Verzögerungen prophezeit.

Blick auf der Baustelle des Projektes Stuttgart 21 auf den unter dem Neckar verlaufenden Verkehrstunnel. Durch die Röhre werden später die Züge von Obertürkheim im Stuttgarter Osten in Richtung des künftig unterirdischen Hauptbahnhofs rollen. Die Bahn muss Teil der Tunnels  mit Kunstharz abdichten lassen. Kostenpunkt: 144 Millionen €.

Blick auf der Baustelle des Projektes Stuttgart 21 auf den unter dem Neckar verlaufenden Verkehrstunnel. Durch die Röhre werden später die Züge von Obertürkheim im Stuttgarter Osten in Richtung des künftig unterirdischen Hauptbahnhofs rollen. Die Bahn muss Teil der Tunnels  mit Kunstharz abdichten lassen. Kostenpunkt: 144 Millionen €.

Quelle: Christoph Schmidt/dpa

Stellenangebote im Bereich Fahrzeugtechnik

Fahrzeugtechnik Jobs
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
System- und Softwarearchitekt (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH-Firmenlogo
Support- und Applikationsingenieur (m/w/d) ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH
Langenbrettach Zum Job 
Tagueri AG-Firmenlogo
Consultant OTA - Connected Cars (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Professur für "Werkstofftechnik und Metallografie" Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes-Firmenlogo
W2-Professur (m/w/d) für Fahrzeugtechnik - Fahrdynamik und Fahrwerke Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Saarbrücken Zum Job 
Hochschule Ravensburg-Weingarten-Firmenlogo
Professur für Digitalisierung und KI im Maschinenbau Hochschule Ravensburg-Weingarten
Weingarten Zum Job 

Ist das Projekt damit eine ähnliche Planungskatastrophe wie der Flughafen Berlin Brandenburg (BER)? Nein, ist zumindest der Bahnvorstand überzeugt. Er hat in Medienberichten bereits Vermutungen zurückgewiesen, die Probleme seien hausgemacht. Vielmehr seien sie extern induziert. Ohne sie hätte man den Zeit- und Kostenrahmen einhalten können.

Arten-, Lärm- und Brandschutz führen zu Mehrkosten 

Was macht Stuttgart 21 teurer? Unter anderem neue Erkenntnisse aus dem Straßen-Tunnelbau. Demnach müssen die Bauherren die Tunnel nach Bad Cannstatt und Feuerbach zusätzlich mit Kunstharz abdichten, um Schäden zu vermeiden. Und allein das kostet 144 Millionen €. Weitere 45 Millionen € werden fällig, weil die Bahn wegen des Artenschutzes für Juchtenkäfer und Eidechsen Tunnel statt Tröge bauen und außerdem Ausgleichsflächen für die Tiere bereitstellen muss.

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 verzögert sich weiter. Die Stuttgarter müssen noch bis 2023 mit der Großbaustellen mitten in der Stadt leben.

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 verzögert sich weiter. Die Stuttgarter müssen noch bis 2023 mit der Großbaustellen mitten in der Stadt leben.

Quelle: Sebastian Kahnert/dpa

Es geht weiter: 65 Millionen € kosten Änderungen wegen neuer Rechtsprechungen zum Lärmschutz. Und auch der Brandschutz ist ein Sorgenkind. Die Feuerwehr hat 2014 die Rettungsstrategie geändert. Das Problem: Die bisherige Statik trägt keine Treppenhäuser, die bis zu 90 Minuten feuerbeständig sein sollen.

Bahn kritisiert Tempo des Eisenbahnbundesamtes

Weitere Kritik äußert die Bahn an den Behörden. So würden die Behörden in Baden-Württemberg und das Eisenbahnbundesamt (EBA) das Planänderungsverfahren nur sehr schleppend bearbeiten. Das Genehmigungsverfahren für ein drittes Gleis am Filderbahnhof, ein Teil des Projekts Stuttgart 21, dauere beispielsweise bereits eineinhalb Jahre.

Die Bahn beziffert das damit verbundene Risiko auf rund 166 Millionen €. Weitere 125 Millionen € entfallen laut Bestandsaufnahme auf 77 sonstige Risiken. Doch trotz dieser Mehrkosten befindet sich die Bahn noch im Gesamtbudget, das sie mit Billigung des Aufsichtsrats schon 2013 um 2 auf 6,5 Milliarden € aufgestockt hatte.

Blick auf die beiden Tunnelröhren des Fildertunnels im April 2016: Die Bauarbeiten für Stuttgart 21 verzögern sich voraussichtlich um zwei Jahre. Die Bahn macht auch den Behörden wegen ihrer langsamen Arbeitsweise Vorwürfe.

Blick auf die beiden Tunnelröhren des Fildertunnels im April 2016: Die Bauarbeiten für Stuttgart 21 verzögern sich voraussichtlich um zwei Jahre. Die Bahn macht auch den Behörden wegen ihrer langsamen Arbeitsweise Vorwürfe.

Quelle: Franziska Kraufmann/dpa

Die Verlängerung des Baus um zwei Jahre stößt auch vielen Stuttgartern sauer auf. Denn sie müssen noch zwei Jahre länger mit Abgasen, Feinstaub und Lärm der S-21-Baustellen leben und Umleitungen von Stadtbahnlinien und Autoverkehr in Kauf nehmen.

Und was sich viele fragen: Wie ist es eigentlich den Schweizern gelungen, den neuen Gotthardtunnel planmäßig und im Kostenrahmen fertigzustellen? Gibt es in den Alpen keine unvorhergesehenen Probleme, Kröten und Berhörden?

 

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.