Freiluft-Feeling ade? 27.03.2025, 07:07 Uhr

SUV statt Sonne: Warum das Cabrio verschwindet

Cabrios verlieren an Beliebtheit. Die Neuzulassungen brechen ein. Was steckt hinter dem Rückgang und welche Rolle spielen SUVs?

junges Paar fährt Cabrio

Sie sind schick und gelten als Inbegriff für Freiheit - kaufen möchte Cabrios aber trotzdem niemand mehr. Die Verkäufe gehen immer weiter zurück.

Foto: PantherMedia / pikselstock

Noch vor wenigen Jahrzehnten zählten sie zu den begehrtesten Fahrzeugtypen überhaupt. Ein Auto mit offenem Dach stand für Freiheit, Lebensfreude und Unabhängigkeit. Heute ist davon kaum noch etwas übrig. Die Verkaufszahlen zeigen einen deutlichen Abwärtstrend. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland nur noch 40.984 Cabrios neu zugelassen. Das sind gut 20 % weniger als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2009 waren es noch fast 103.000 – das ist ein Rückgang von über 60 % in 15 Jahren.

Der Marktanteil liegt damit aktuell bei nur noch 1,5 % aller Neuwagen. Ein Sprecher des Verbands des Kraftfahrzeuggewerbes in Stuttgart bringt es auf den Punkt: „Das Cabrio, einst Symbol für automobile Freiheit, steht unter Druck durch SUVs und E-Mobilität.“

Hersteller reagieren mit Modellkürzungen

Die rückläufige Nachfrage hat klare Folgen. Viele Autohersteller haben ihr Angebot an Cabrios deutlich reduziert. Das betrifft nicht nur die Stückzahlen, sondern auch die Modellvielfalt. Früher war es bei BMW oder Audi üblich, dass rund die Hälfte der Modellreihen auch als Cabriolet erhältlich war. Heute sind es nur noch etwa 20 %. Bei VW findet sich im offiziellen Register des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) nur noch ein einziges Cabrio. Opel bietet derzeit gar keines mehr an – 2009 waren es dort noch drei verschiedene Modelle.

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Deutsche Marken dominieren den verbliebenen Markt

Trotz der allgemeinen Flaute sind es vor allem deutsche Hersteller, die das Cabrio-Segment weiterhin bedienen. VW steht mit dem T-Roc Cabrio an der Spitze: 7718 Neuzulassungen entfielen 2024 auf dieses Modell. Dicht dahinter folgen BMW mit 7472 Cabrios und Porsche mit 6979. Auch Mini, Audi und Mercedes bleiben im Spiel. Zusammen bringen es diese Marken auf 35.486 Fahrzeuge – das sind rund 87 % aller Neuzulassungen im Cabrio-Bereich.

Aus dem Ausland schafft es lediglich Mazda nennenswert in die Statistik: Mit 1617 Fahrzeugen ist die Marke die stärkste ausländische Kraft im Segment.

Bestand bleibt stabil – Cabrios leben als Zweitwagen weiter

Zwar sinkt die Zahl der Neuzulassungen, doch auf Deutschlands Straßen sind weiterhin viele Cabrios unterwegs. Laut KBA waren es im vergangenen Jahr über 6 Mio. Viele dieser Fahrzeuge werden gut gepflegt und selten gefahren – sie dienen oft als Zweit- oder Drittwagen und sind keine Alltagsfahrzeuge.

Besonders in wohlhabenden Regionen wie dem Starnberger See ist der Cabrio-Anteil hoch. Das zeigt: Das Cabrio hat seinen festen Platz – allerdings eher als Ausdruck eines bestimmten Lebensstils.

Lifestyle statt Notwendigkeit

Warum wenden sich so viele Menschen vom Cabrio ab? Dieter Landenberger, Leiter von Volkswagen Heritage, sieht in den 1980er-Jahren die große Zeit der Cabrios. Damals galt das offene Auto als Ausdruck eines besonderen Lebensgefühls. Heute passe das weniger in die gesellschaftliche Stimmung. „Ein Cabriolet ist ja kein Auto, das irgendjemand braucht“, sagt Landenberger. „Es ist ein Luxus, der Freude macht.“

Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten sei das für viele Menschen schwer zu rechtfertigen. Seit der Finanzkrise 2008/09 ist der Cabrio-Markt um etwa 70 % eingebrochen. Der Wunsch nach sichtbarem Luxus ist zurückgegangen.

SUV statt Cabrio: Der neue Trend

Gleichzeitig haben SUVs stark an Bedeutung gewonnen. Landenberger sieht darin keinen Widerspruch. „Ein SUV vermittelt ein Gefühl von Sicherheit“, sagt er. „Man sitzt da sprichwörtlich in seiner Panzerung.“ Das Bedürfnis nach Schutz und Distanz zur Außenwelt sei für viele Menschen aktuell wichtiger als das Freiheitsgefühl eines offenen Autos.

Zudem sind SUVs oft praktischer: Sie bieten mehr Platz, lassen sich vielseitiger nutzen und gelten als familientauglich. Das kann ein klassisches Cabrio selten bieten.

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Moderne Cabrios: Technisch aufgerüstet, aber teuer

Technisch haben sich Cabrios in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Die Dächer sind heute keine einfachen Stoffverdeckkonstruktionen mehr. Sie sind wetterfest, gedämmt und stabil – oft kaum noch von einem festen Dach zu unterscheiden. Damit sind moderne Cabrios auch im Winter nutzbar und bieten einen ähnlichen Komfort wie Limousinen.

Allerdings hat diese technische Aufrüstung ihren Preis. Neue Cabrios sind in der Regel teuer. Für Familien oder junge Leute sind sie kaum erschwinglich – zumal sie oft nur als Zweitwagen infrage kommen.

Das Cabrio lebt – in der Nische

Trotz aller Rückschläge ist das Cabrio nicht komplett verschwunden. Es gibt Regionen und Zielgruppen, in denen diese Fahrzeuge weiterhin gefragt sind. Auf Inseln wie Sylt oder in wohlhabenden Vororten werden Cabrios gern gefahren. Auch die Tatsache, dass viele klassische Modelle heute Kultstatus genießen – etwa das Golf I Cabrio oder der offene Käfer – zeigt, dass das Interesse nicht völlig erloschen ist.

Für manche Menschen gehört das Cabrio einfach zum Lebensstil. „Man zeigt sich in diesem Auto, man wird drin gesehen“, sagt Landenberger. Gerade in Zeiten, in denen Sichtbarkeit über soziale Medien oft eine Rolle spielt, könnte das Cabrio in bestimmten Gruppen sogar wieder an Bedeutung gewinnen – wenn auch nicht im Massenmarkt. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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