Taucher finden in der Costa Concordia Überreste des letzten Vermissten
Im Kreuzfahrtschiff Costa Concordia haben Taucher Schädelknochen gefunden. Es könnten die Überreste des letzten noch nicht gefundenen Opfers sein. Unterdessen sorgt der Kapitän der Costa Concordia für neue Schlagzeilen. Er tritt als Experte für Panikmanagement auf.
Im Kreuzfahrtschiff Costa Concordia, das inzwischen im Hafen von Genua zum Verschrotten liegt, haben Tauchen offenbar die Überreste des letzten noch vermissten Opfers der Schiffskatastrophe gefunden. Der Schädel und die Knochenteile könnten vom indischen Kellner Russel Rebello oder von der italienischen Passagierin Maria Grazia Trecarichi stammen. Von der Sizilianerin wurden am 8. Oktober des vergangenen Jahres auf dem dritten Deck der Costa Concordia Leichenteile zusammen mit Schuhen und einer Halskette gefunden.
Nur Russel Rebellos Schicksal ist noch ungeklärt
Am 24. Oktober erklärte Staatsanwalt Francesco Verusio, dass die sterblichen Überreste nach Auswertung von DNA-Tests zweifelsfrei Trecarichi zugeordnet werden konnten. Seitdem gilt nur noch das Schicksal des Kellners Rebello als ungeklärt. Trecarichi und Rebello, wurden zuletzt auf dem vierten Deck des Kreuzfahrtschiffes gesehen. Deshalb konzentrierte sich die Suche im vergangenen Jahr, nach dem spektakulären Aufrichten des Schiffes im August, auch auf dieses vierte Deck.
Der italienische Zivilschutz teilte jetzt mit, dass eine DNA-Analyse in den nächsten Tagen zweifelsfrei zeigen werde, um wessen Schädel es sich bei dem Fund von gestern handelt. Derzeit durchsuchen Taucher die Bereiche der Costa Concordia, die bislang noch nicht zugänglich waren. Die aktuellen Knochenfunde stammen von Deck drei, wo im Oktober auch die Trecarichis gefunden worden waren.
Das Wrack des Schiffes wurde Ende Juli 2014 nach einer 1,5 Milliarden Euro teuren Bergungsaktion unter großer medialer Begleitung an der französischen Insel Korsika vorbei in den Hafen von Genua gezogen. Dort soll der 290 Meter lange Kreuzfahrtriese verschrottet werden.
Schettino hat Vortrag in Panikmanagement in Rom gehalten
Derweil sorgt Kapitän Francesco Schettino, der ursächlich für die Havarie der Costa Concordia mit 4200 Menschen an Bord vor der Ferieninsel Giglio verantwortlich ist, für neue Schlagzeilen: Die italienische Tageszeitung La Nazione berichtete gestern, dass Schettino am 5. Juli 2014 in der römischen Universität La Sapienza – das bedeutet soviel wie die Weisheit – im Rahmen eines Seminars über Psychopathologie einen Vortrag über Panikmanagement gehalten hat.
Er berichtete darin über seine Erfahrungen mit der Havarie der Costa Concordia. „Man hat mich geholt, weil ich ein Fachmann bin. Ich musste erklären, wie man mit Panik umgehen kann und welche Rolle die menschliche Komponente spielt“, sagte Schettino der Zeitung. „Ich bin weltweit gereist. Ich weiß, wie man sich in Notsituationen verhält und wie man mit Crewmitgliedern aus unterschiedlichen Ländern umgeht.“ Er stütze sich bei seinem Vortrag auf eine 3D-Rekonstruktion des Unglücks vom 13. Januar 2012, bei dem 32 Menschen, unter ihnen 12 Deutsche, ihr Leben verloren.
Staatsanwalt Grosseto: „Wie kann man Schettino einladen?“
Seit Juli 2013 muss sich Schettino unter anderem wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Äußerst ungehalten zeigte sich Franceso Verusio, der Staatsanwalt von Grosseto, wo dem Unglückskapitän der Prozess gemacht wird. „Ich bin empört. Wie kann man Schettino einladen?“, fragte er und merkte an, dass dieser alles andere als ein Vorbild für Jugendliche sei.
Schettino selbst hat bisher jede Form der Verantwortung für das Unglück von sich gewiesen. „Die ganze Schuld liegt bei meinen Offizieren“, sagt er immer wieder. Auch zu dem Vorwurf, dass er die Costa Concordia während der Evakuierung verlassen und die Menschen und das Schiff sich selbst überlassen habe, hat er eine sehr eigene Sichtweise. Vor Gericht gab er an, er sei „aus Versehen“ in ein Rettungsboot gerutscht und habe die Evakuierung von einem Felsen aus geleitet.
Professor: „Ich habe Schettino nicht eingeladen“
Der Professor, der Schettino eingeladen hatte, muss sich jetzt vor der Ethikkommission der altehrwürdigen römischen Universität verantworten und mit Disziplinarmaßnahmen rechnen. „Die Universität distanziert sich ausdrücklich von dem Vorfall und verurteilt ihn aufs Schärfste“, sagte Rektor Luigi Frati. Der gescholtene Professor will laut La Nazione nichts mit dem ganzen Aufreger zu tun haben: „Ich habe Schettino nicht eingeladen. Im Gegenteil, er ist überraschend aufgetaucht und hat auch nur zehn Minuten gesprochen.“
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