Teilweise müssen mehr Autos in die Werkstatt als Neuwagen verkauft werden
1,9 Millionen Fahrzeuge in Deutschland mussten 2014 zurück in die Werkstätten beordert werden. Damit stieg die Rückrufquote gemessen an den Neuzulassungen auf 63 Prozent an. 2013 lag die Rückrufquote noch bei 37 Prozent. Einige Marken riefen mehr Autos zum Service, als sie 2014 verkauft haben.
Inzwischen können Rückrufmeldungen in den Medien eine eigene Rubrik beanspruchen, wie das Kinoprogramm und der Wetterbericht. 127 Rückrufe zählte das Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, so viele wie noch nie in Deutschland. In die Werkstätten zurück mussten 1,9 Millionen Fahrzeuge. Gemessen an den Neuwagenverkäufen 2014 von 3,04 Millionen bedeutet das eine Rückrufquote von 63 Prozent. 2013 zählte das CAM in Deutschland noch 88 Rückrufaktionen mit 1,09 Millionen betroffenen Autos.
Die häufigsten Qualitätsprobleme hatten nach Angaben des CAM japanische Automobilhersteller. Jedoch waren auch Premiumautobauer wie Jaguar Land Rover und BMW betroffen. Die hohe Zahl der Rückrufe hat offenbar auch die Erwartungen der Autofahrer an die Qualität eines Autos stark beeinträchtigt. So gehen in einer Umfrage der Zeitschrift auto motor und sport 68 Prozent der Autofahrer davon aus, dass Neuwagen beim Marktstart noch nicht technisch ausgereift sind. Nur noch 32 Prozent gehen davon aus, dass ein Neuwagen zuverlässig fährt.
Subaru an der Spitze der Rückrufe
An die Spitze der Rückrufe in Deutschland schaffte es laut CAM der japanische Autohersteller Subaru mit einer Quote von 640 Prozent. Subaru verkaufte im letzten Geschäftsjahr 6218 Autos, rief jedoch 39.800 Fahrzeuge. Betroffen von den Mängeln waren eher ältere Modelle wie der Impreza, Legacy, Outback und Forester, die aufgrund von mangelhaftem Korrosionsschutz in die Werkstatt mussten.
Jaguar Land Rover folgt mit 49.301 Rückrufen und hat mit 261 Prozent die zweithöchste Rückrufquote. Ein mögliches Kraftstoffleck an den Rücklaufleitungen der Injektoren der Dieselmotoren führte zum Rückruf. Betroffen waren hauptsächlich der Jaguar X, Land Rover Freelander und Range Rover Evoque.
Deutschlandweit rief Toyota 62.000 ältere Fahrzeuge in die Werkstätten, die Probleme mit fehlerhaften Airbags hatten. Weitere 78.000 Autos der Baureihen Yaris und Urban Cruiser mussten wegen schlechter Befestigung der Lenksäule repariert werden.
Nur 1 Prozent Rückrufquote für Peugeot und Citroen
Der erste deutsche Hersteller ist mit einer Rückrufquote von 159 Prozent der Autobauer BMW auf Platz 5. Deutlich besser schlagen sich Mercedes und VW mit jeweils 43 Prozent auf Rang 8. Der PSA-Konzern hat mit einem Prozent die wenigsten Rückrufe aller Hersteller in Deutschland. 41 Prozent aller Fahrzeuge mussten wegen Sicherheitsproblemen meist mit den Airbags in die Werkstatt. Es folgen Karosserieprobleme (27 %) sowie Defekte an Lenkung, Elektronik und Antriebsstrang (je 8 %).
Dass nicht entdeckte oder korrigierte Sicherheitsmängel Grund von Unfällen und Todesfällen sein können, zeigen die in die Millionen gehenden Rückrufe in den USA, von denen besonders General Motors betroffen war. Eine Feder im Zündschloss war zu klein dimensioniert, sodass der Schlüssel während der Fahrt zurückspringen konnte. Der Stopp des Motors soll der Grund für eine größere Zahl tödlicher Unfälle gewesen sein. Allein im Sommer vergangenen Jahres rief GM 8,4 Millionen Autos weltweit zurück. Die Folge: Laut CAM hat GM eine Rückrufquote von 912 Prozent. Das ist die höchste aller Autobauer.
Ursache der hohen Fehleranfälligkeit sind nach Aussage des CAM-Direktors Prof. Stefan Bratzel die hochkomplizierten Baukastensysteme. Gleiche Bauteile kommen für immer mehr Fahrzeuge zum Einsatz. „Die zu Tage tretenden, meist sicherheitsrelevanten Rückrufe sind nur die Spitze des Eisbergs“, meint Bratzel. Zu den offiziellen Rückrufen käme zudem eine hohe Dunkelziffer diskret behobener Mängel, die beispielsweise bei Inspektionsuntersuchungen behoben werden.
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